14# - Ruhe

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Sie schläft schon seit Stunden. Ich habe sie in ein Hotel gebracht, es ist zwar nicht das luxuriöseste, aber ich hätte sie in diesem Zustand nicht durch die Gegend fahren können. Vor allem, weil es noch immer gewittert und das nächste Krankenhaus viel zu weit weg ist. Ich habe einen Arzt gerufen der nach ihr gesehen hat. Sie hat hohes Fieber und braucht sehr viel Ruhe. Medikamente hat mir Liams Hausmädchen gegeben, die sie zuvor von einem anderen Arzt erhalten hat.

Ich starre zum Kamin. Das Feuer sorgt für eine gemütliche Temparatur trotz des Unwetters draußen. Ich trinke von meinem Kaffe und sehe aus dem Fenster. Der Regen prasselt wütend gegen das Glas, versucht die Ruhe in diesem Raum zu zerstören. Bis Celeste sich erholt, sollten wir hier bleiben.

Und was machst du wenn sie aufwacht?

Ich reibe mir mit der Hand über die Stirn. Ich habe mir geschworen, nicht auf sie hereinzufallen. Sie mag zwar schwach und krank sein, aber das ändert nichts an dem, was sie mir angetan hat.

Ich spüre wie langsam der Drang nach Pulver wieder kommt. Die braune Flüssigkeit in meiner Tasse schwankt hin und her. Ich zittere schon wieder.

Blitze tauchen am Himmel in Sekundenschnelle auf und verschwinden genauso schnell. Der Donner lässt den Boden förmlich beben und der Wind zischt am alten Holz vorbei.

Ein lautes Geräusch weckt mich. Ich sehe mich um. Ich bin nicht mehr in diesem Raum.

Sofort erinnere ich mich an Darrow. Ich blicke auf und sehe, wie er am Fenster steht. Er starrt gedankenverloren raus und beobachtet das schlechte Wetter. Der Donner hat mich also geweckt. Aber das ist egal.

Alles was ich tun kann, ist seinen Rücken anzustarren. Er zittert etwas und hat abgenommen, das sehe ich sofort. Das laute Donnern und zischen von draußen ignorierend, stehe ich langsam auf und trete auf ihn zu. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, ich vergesse alles um mich herum.

Ich lege meine Arme vorsichtig um ihn und kralle meine Finger in sein schwarzes Hemd. Er zuckt zusammen.
,,Ich habe dich so vermisst...", schluchze ich vergrabe mein Gesicht in seinem starken Rücken.
,,Es ist so viel passiert... Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll ich-"

,,Leg dich wieder ins Bett. Du kannst kaum auf den Beinen stehen.", unterbricht er mich plötzlich kalt. Ich schlucke nervös.

,,Ich will aber bei dir bleiben...", sage ich und drücke ihn fester an mich. Eine Zeit lang ist es still.
,,Ich habe dich nicht betrogen.", schießt es aus mir heraus. Er sagt nichts.
,,Bitte sei nicht so kalt zu mir Darrow...!", sage ich und drehe ihn zu mir um. Seine blauen Augen sehen abschätzig in meine.

,,Leg dich ins Bett.", sagt er wieder.

,,Nein!", sage ich bestimmt.
,,Bitte glaub mir Darrow...! Das mit Ryan, in diesem Hotelzimmer... das war alles ein Missverständnis, er hat mich reingele-"

,,Sei still!", zischt er wütend.
,,Hör' auf so unschuldig zu tun, das kann ich jetzt gar nicht abhaben...", sagt er unter gepresstem Kiefer.

Tränen kullern mir über die Wangen.
,,Bitte glaub mir...! Ich habe nicht eine einzige Sekunde aufgehört dich zu lieben! Es ist nicht ein Tag vergangen, an dem ich nicht an dich gedacht habe ich-"

,,SEI STILL!!!", brüllt er mich plötzlich an und wirft die Tasse in seiner Hand auf den Boden. Ich zucke ängstlich zusammen und weiche einen Schritt zurück. Er sieht mir wütend in die Augen.
,,Kein einziges Wort mehr...", sagt er und hält sich den Zeigefinger vor die Lippen.

Ich sehe ihn ungläubig an.
,,Ich weiß, dass du mich liebst...!", sage ich weinerlich.
,,Ich verstehe deine Wut, schließlich hast du mich und Ryan zusammen gesehen! Aber er hat mich gegen meinen Willen an die Wand gedrückt verdammt! Er wusste, dass du dorthin kommst! Er wusste, dass du mir folgen würdest Darrow!", sage ich und kann nicht aufhören zu weinen. Die schrecklichen Erinnerungen kommen zurück. Als Ryan mir diese Spritze verabreicht hat. Als ich nackt aufgewacht bin und mein ganzer Körper geschmerzt hat.

,,Du bist so eine gute Lügnerin... Ich fasse es nicht...", sagt er angewidert und schüttelt seinen Kopf.

,,Bitte sag' das nicht... Ich habe doch nur dich...", flüstert sie verzweifelt und umarmt mich. Sie lehnt ihren Kopf an meine Brust. Schluchzt ganz stark.
,,Ich liebe dich so sehr Darrow, ich weiß nicht wie ich dich dazu bringe mir zu glauben, aber ich-"

,,Deswegen lässt du dich von Ryan flachlegen, huh?!", sage ich und versuche mich zu beherrschen.
,,Das, was ich in diesem Zimmer gesehen habe, kann man nicht falsch verstehen, okay?", sage ich und drücke sie grob von mir. Sie stolpert zurück.
,,Du bist ein geldgieriges Miststück das nur an sich selbst denkt!", sage ich mit kaltem Ton.

Sie sieht mich mit diesen Rehaugen ungläubig an. Diese wunderschönen, verweinten Augen...
,,Das meinst du nicht ernst... ich weiß das!", sagt sie.
,,Ich wollte nie etwas von Ryan, wieso verstehst du das nicht?!", sagt sie jetzt laut.

,,Ja, aber du wolltest was von seinem Geld. Ich weiß nicht wieso ausgerechnet er, ich meine, du hättest mein Geld auch ruhig ausgeben können, mich weiter ausnutzen können!", sage ich und beiße meine Zähne fest zusammen.

,,Was?!", sagt sie geschockt.
,,Das ist nicht dein Ernst! Ich hätte nie etwas mit dir angefangen wenn ich dich nicht lieben würde! Ich habe das nicht wegen Geld oder so einem Scheiß getan!"

,,Hör auf zu lügen! Wieso hast du mich dann eine Woche lang aus dem nichts ignoriert, huh? Komischerweise hatte mir Ryan genau davor Bilder von dir geschickt! Hat mir mit dir gedroht! Was glaubst du weswegen ich überall die Security aufgestellt habe?! Ich wollte dich beschützen und du?!", schreie ich sie an.
,,Wieso hattest du in erster Linie überhaupt Kontakt zu ihm, huh?!"
Sie zischt empört auf.

,,Er hat mich entführt und mir dann ein Video gezeigt wo du einen Mann erschossen und verbrannt hast verdammt! Ich hatte Angst vor dir und habe bei ihm nach Antworten gesucht!!", schreit sie zurück.
,,Er hat mir vorgeschlagen so zu tun als würde ich dich mit ihm betrügen um zu sehen wozu du in der Lage bist! Ich war im Hotel und habe es dann doch abgelehnt, um mit dir über alles zu reden, dir alles zu erklären! Aber er hat es nicht zugelassen! Er hat mir mein Oberteil vom Körper gerissen, hat es so aussehen lassen als wäre etwas zwischen uns gelaufen! Ich habe versucht mich zu wehren, ich...", sie schluchzt. Nimmt zitternd tief Luft.
,,D-Dann kamst du rein... alles ging so schnell...", sie kann kaum sprechen. Ihre Stimme bricht immer wieder ab.
,,Du warst dann weg... ich wollte dir sofort folgen, a-aber er ließ mich nicht...!"

,,Hör auf. Es bringt nichts.", sage ich kalt.

,,Er ließ mich nicht gehen... Und d-dann gab er mir diese Spritze... Ich...", sie schluchzt immer stärker. Ich merke wie sie versucht auf ihren wackeligen Beinen zu stehen. Bevor sie fällt, halte ich sie schnell fest. Ich trage sie auf das Bett. Ich helfe ihr sich zu setzen, sehe ihr dabei nicht in die Augen.
,,Darrow...! E-Er hat mich-"

,,Sei still und ruh' dich aus. Wir reden später...", sage ich ablehnend und gehe schnell aus dem Raum.

Ich will nichts mehr davon hören...


His PrisonerWhere stories live. Discover now