37 - Es ist vorbei

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Das erste was ich wahrnahm, nachdem ich wieder zu Sinnen kam, war das Rauschen des Windes in meinen Ohren und das Zwitschern der Vögel. Langsam öffnete ich meine Augen und betrachtete verwirrt meine Umgebung. Was war hier los? Ich befand mich in einem Wald. Was war passiert? Angestrengt versuchte ich mich zu erinnern. Also, ich wollte meine Tabletten nehmen, die ist mir runtergefallen und unter den Tisch gekullert. Als ich sie aufheben wollte hab ich mir den Kopf gestoßen und dann ging es mir schlecht. Und dann... mir viel es wie Schuppen von den Augen, als wir das Allerwichtigste wieder einfiel. Ich habe geleuchtet! Die Kopfschmerzen, die Übelkeit, der Schwindel und das Leuchten! Das hatte ich schonmal erlebt! Hastig sah ich mich um und versuchte mich irgendwie zu orientieren. Ohne nachzudenken lief ich los. Es kam mir wie Stunden vor, als ich endlich an einem Weg ankam. Wo jetzt lang? „Hey! Sie da! Wo geht es nach Konoha?", fragte ich einen Händler der überrumpelt Abstand von mir nahm. Wortlos zeigte er in die Richtung, aus der ich kam. „Danke!", rief ich und machte mich sofort auf den Weg. Nun musste ich wieder zurück, aber das war mir egal. Ich musste einige Pausen einlegen, bis ich von weitem endlich etwas emporsteigen sah. Ich war wieder da! Neue Kraft durchflutete meinen Körper. Ich rannte und rannte und stützte mich am Balken des riesigen Tores ab. Ich erkannte die Straßen, die Menschen, Hashiramas Gesicht in der Steinwand. „Oh mein Gott!", hauchte ich und war den Tränen nahe. Wie konnte ich wieder zurück sein? „Kida-sama!", rief auf einmal die Torwache verblüfft. Ich wank ihm zu und machte mich wieder auf den Weg ins Senju-Viertel. Bitte sei da! Bitte!

Als ich bei dem monströsen Anwesen ankam blieb ich stehen. Ich hätte schreien können vor Freude. Langsamen Schrittes bewegte ich mich zum Eingang und öffnete die Tür. Hier sah alles noch so aus wie vorher. Ein Dienstmädchen lief mit einem Haufen Handtücher an mir vorbei. „Wo ist Tobirama?", fragte ich sie. Sie war erschrocken mich zu sehen. „Herrin!" „Wo ist er?" „Er müsste sich in seinem Zimmer befinden!" Sofort schoss ich die Treppen hoch und riss die Tür auf. Dort stand er auf dem Balkon. Die Hände hatte er auf dem Geländer abgestützt und blickte stumm in die Ferne. „Hashirama... ich möchte nicht darüber sprechen", meinte er, ohne sich umzudrehen. Seine Stimme war leise und die Trauer war deutlich herauszuhören. „Dann rede mit mir!", sprach ich sanft. Tobirama zuckte zusammen und drehte sich langsam um. „Kida...", flüsterte er. „Hallo." Mein ganzer Körper zitterte vor Aufregung. Wie lange hatte ich mir gewünscht, sein wunderschönes Gesicht wiederzusehen? Langsam ging ich auf ihn zu und berührte seinen Arm. „Ich hab dich so vermisst", wisperte ich, ehe er mich an sich riss und fest an sich drückte. „Ich kann es nicht glauben", sprach er fassungslos und umfasste mein Gesicht. „Weißt du eigentlich wie schwer es war dich zurückzuholen?", meinte er und senkte seinen Kopf um mich endlich zu küssen. Es fühlte sich an wie bei unserem ersten Mal. Ich hatte schon ganz vergessen, wie es sich anfühlte. Noch ganz realisierte ich nicht was hier vorging, doch konzentrierte ich mich ganz und gar auf Tobirama. Er entfernte sich wieder von mir und grinste. „Komm. Mito wird aus dem Häuschen sein!", meinte er, nahm mich bei der Hand und zog mich hinter sich her in die hauseigene Bibliothek. Dort saß sie an dem Schreibtisch und schrieb etwas auf ein Blatt. Aufgeregt schlich ich mich an und verdeckte ihr mit meinen Händen die Augen. „Na wer bin ich?", fragte ich, sofort ließ sie alles fallen. „Meine Güte!", schrie sie, sprang auf, sodass der Stuhl umkippte und umarmte mich hektisch. „Du bist es wirklich!", rief sie und zappelte an mir herum wie ein Fisch. „Ich will mir nicht vorstellen, wie schlimm es für dich war. Wir haben dich alle so vermisst!", heulte sie. „Beruhig dich!", lachte ich und umarmte sie nochmal, ehe sie kurz schniefte und sich zusammenriss. „Wir werden dir das beste Essen der Welt zubereiten! Was willst du? Weißt du was, ich werde dich überraschen!", meinte sie voller Tatendrang und schon huschte sie weg.

Bis zum Abend saßen wir alle gemeinsam in der Küche und redeten alles Mögliche. Es gab ein herrliches Essen und leider waren zwei bestimmte Personen nicht dabei gewesen. Madara und Hashirama. Letzterer war wahrscheinlich noch mit seinen Aufgaben als Hokage beschäftigt. Mito war gerade dabei zu erzählen, wie Hashirama und sie sich kennenlernten, als wir die Haustür hörten. „Bin wieder da!", rief dieser erschöpft. Grinsend sah ich die beiden an, ehe ich aufstand und zur Haustür eilte. Doch Hashirama war schneller als ich dachte. Im Durchgang lief ich in ihn hinein. „Was zum...", wolle er schon fluchen, da erblickte er mich und ein Strahlen legte sich auf sein Gesicht. „Du bist es! Dann hat es wohl doch funktioniert!", rief er und wirbelte mich herum. Lachend setzte er mich wieder ab und schlagartig änderte sich seine Stimmung. „Was musst du nur durchgemacht haben? Du siehst so schlecht aus, das tut mir so leid!" Beleidigt funkelte ich ihn an. „Na vielen Dank auch!", entgegnete ich und verschränkte die Arme. Was für ein netter Empfang. Aber innerlich musste ich schmunzeln. Ich hatte sie alle so sehr vermisst.

„Können wir Madara besuchen? Ich würde ihn zu gerne wiedersehen!", fragte ich die anderen und war schon drauf und dran mir meine Schuhe anzuziehen, da hielt mich Hashirama zurück. „Warte Kida! Komm mal her, ich glaub wir müssen dir etwas erzählen", sprach er ruhig und wir setzten uns ins Wohnzimmer. Verwirrt blickte ich alle nacheinander an. „Hör mal, wir können Madara nicht besuchen, weil... weil er das Dorf verlassen hat", meinte er und riss mir den Boden damit unter den Füßen weg. „Was?", fragte ich fassungslos nach. Warum hatte er das Dorf verlassen? Was war nur geschehen? „Wir müssen ihn suchen!", meinte ich entschlossen. Ich konnte mich nicht damit zufriedengeben und akzeptieren schon gar nicht. Ich war zutiefst geschockt. „Nein Kida, das geht nicht. Es ist komplizierter als du weißt", meinte Hashirama und räusperte sich. „Was denn noch?", fragte ich ein bisschen genervt. Er soll endlich mit der Sprache rausrücken und mir alles erzählen! „Madara hat sich gegen uns gewandt und das Dorf angegriffen. Mir blieb nichts anderes übrig als das Dorf zu verteidigen und... Madara aufzuhalten", meinte er und senkte den Kopf. „Du... du hast ihn umgebracht?", fragte ich entsetzt und war den Tränen nahe. Er war sein bester Freund! Wie konnte er ihn umbringen, es war doch alles okay! „Was ist denn ihn gefahren das Dorf anzugreifen und in dich deinen besten Freund umzubringen?", schimpfte ich und schon rollten die ersten Tränen über meine Wangen. „Entschuldigt, aber ich möchte nun allein sein", meinte ich aufgewühlt, stand auf und verschwand in Tobirama und mein Zimmer.

Dort lag ich die ganze Zeit im Bett und dachte darüber nach. Wie konnte Madara Tod sein? Ich erinnerte mich an unsere gemeinsamen Momente. Wie wir zusammen Spaß hatten, uns stritten oder betrunken waren. Irgendwann klopfte es sachte an der Tür. Hashirama kam rein und setzte sich ans Bettende. „Es tut mir wirklich leid was geschehen ist." Ich setzte mich langsam auf. „Was ist denn geschehen?", fragte ich heiser. Er zuckte mit den Schultern. „Nachdem du verschwunden warst, ging es ihm sehr schlecht. Er benahm sich auf einmal seltsam und zog sich zurück. Er wurde immer hassbesessener und schließlich verriet er uns", erzählte er mir ruhig. „Weißt du, auch wenn es nie wirklich Thema war, hat es jeder hier irgendwie geahnt. Madara hat dich wirklich sehr gemocht, Kida. Ich glaube er hätte alles für dich getan. Vergiss es nicht." Nein, das würde ich nicht. Und auch wenn ich es irgendwie nie zugeben würde, so war in mir immer ein kleiner Teil, der ihn auch sehr mochte. Doch dieser hatte nicht ausgereicht. Mein Herz gehörte Tobirama. 

Verschollene SenjuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt