35 - Bereit

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Ich wusste nicht, wie ich das Leben hier beschreiben sollte. Es fühlte sich so surreal, so seltsam an. Als würde ich mci hin einem Traum befinden, wo sich die Handlung nur nebenbei abspielt. Ich weiß zwar, worum es geht, aber trotzdem dringt nicht alles zu mir durch. So konnte man es wohl beschreiben. Das Leben in der Welt von Naruto fühlte sich echter an als hier. Hier hatte ich mehr das Gefühl in einer Serie zu stecken, die nicht wirklich da war als dort. Ich ging zur Uni und zur Arbeit. Ich erledigte meine täglichen Aufgaben zuhause. Doch wirklich realisieren tat ich nicht. Meine Gedanken waren die ganze Zeit woanders. Sie waren ständig beschäftigt. Ich konnte einfach nicht damit aufhören, an sie zu denken und an das was geschehen war. Ken war von Hass zerfressen. Ihm genügte es nicht, mich damals hierhergeschickt zu haben. Nein, denn bei meiner Rückkehr war ich wieder sein Ziel. Damals hatte er meine Eltern damit bestraft und ihnen damit Schmerzen zugefügt als er mich hierherschickte. Dieses Mal kam es ihm eigentlich gelegen, dass ich nun erwachsen war und alles mitbekam.

Als ich realisierte, dass ich mich schon wieder mit dem Thema befasste versuchte ich mich angestrengt mit etwas zu beschäftigen. Langsam ging ich mir selbst auf die Nerven. Ich wollte nicht ständig herumsitzen und mich selbst bemitleiden, aber eigentlich hatte ich auch gleichzeitig keine Lust auf andere Menschen. Außer Jenna habe ich keine Freunde, also was sollte ich schon bitte allein machen. Allein macht alles viel weniger Spaß als zusammen. Ich wünschte mir so sehr, dass ich jemanden davon erzählen konnte, aber leider würde mich jeder sofort in die Klapse stecken. Es lastete so ein Druck auf mir alles geheim zu halten, dass ich in einem Dauer-Heul-Zustand war. Es nervte.

Und was war die beste Ablenkung? Essen! Doch der Blick in den Kühlschrank enttäuschte mich. Er war leer. Die letzte Packung käse war schon am schimmeln und außer eine Packung Butter und Milch, befand sich leider nichts verwendbares mehr im Kühlschrank. Enttäuscht schepperte ich ihn wieder zu. Da ich mich leider nicht ewig einbunkern konnte, beschloss ich jetzt gleich noch schnell einkaufen zu gehen. Dann hatte ich auch wieder meine geliebten Kinder Pinguine und Schokopudding hier. Zum Glück hegte ich momentan kein Interesse mehr am Online Shopping und dergleichen, sodass ich mir jetzt einige andere leckere Sachen gönnen konnte, für die vorher kein Geld übrig war. Ich rief mir ein Taxi, ließ mich zum nächsten Rewe kutschieren und fing mit meinem Einkauf an. So ungesund wie mein Einkaufswagen aussah, hatte ich mich noch nie ernährt. Schokolade, Gummi Bärchen, Chips, Fertiggerichte, Energy usw. Ich hatte schon viel von meinem gut trainierten Körper verloren und das würde mir wahrscheinlich den Rest geben.

Als ich mich endlich wieder nach Hause geschleppt hatte, nahm ich mir meinen Süßkram und setzte mich mit einer dicken Wolldecke auf die Couch. Als ich den Fernseher anschaltete vibrierte mein Handy. Es war Jenna. „Hallo?", fragte ich recht monoton und zappte mich durch die Kanäle. „Hey Anni! Tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melden, aber hier war einiges zu tun! Wie geht's dir?", plapperte meine beste Freundin auch schon drauf los. „Ist nicht schlimm und bei mir ist alles in Ordnung", antwortete ich und seufzte. „Was ist los? Geht's dir wieder schlechter?", fragte sie sofort besorgt nach. Merkwürdigerweise hatte ich das Gefühl nicht darüber reden zu wollen, obwohl ich mich heute noch darüber beschwert hatte, dass ich es jemandem sagen wollte. „Also ich...", stotterte ich und seufzte nochmal. Es war schwerer als ich dachte. Jenna lies mir Zeit und drängt mich nicht, das machte einiges einfacher. „Jenna ich vermiss ihn so", fing ich an zu schluchzen. Ich konnte es einfach nicht mehr bei mir behalten. „Welches kleine Arschloch hat dir weh getan? Ich komm sofort zu dir rüber und wir schlagen ihm gemeinsam die Rübe ein!", zeterte sie darauf los, was mich kurz zum auflachen brachte. Wenn es um so etwas ging, fuhr sie direkt auf 180 und konnte ein richtiges Biest werden. „Nein so ist es nicht. Er..." Was sollte ich nun sagen? Ich hatte nicht Schluss gemacht und er auch nicht. Wir wurden nur durch Kens Jutsu getrennt. „Hast du Schluss gemacht?", fragte sie, doch auch das verneinte ich. „Dann verstehe ich nicht ganz Anna." „Er... Er...", stammelte ich und schluchzte erneut. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. „Ist er etwa...", Jenna traute sich nicht, den Satz zu vollenden. Sie glaubte nun er wäre Tod. „Ja...", flüsterte ich heiser. Es fühlte sich so an als wäre er Tod. Es gab keine Möglichkeit mehr Tobirama und die anderen je wiederzusehen. Es war hoffnungslos. „Das tut mir so leid... wie heißt er?", fragte sie mitfühlend. „Tobi", hauchte ich. „Weißt du, immer wenn ich nicht schlafen konnte, hatte er mir Geschichten erzählt und vorgelesen. Er blieb immer so lange wach, bis ich eingeschlafen bin und mir manchmal sogar Frühstück ans Bett gebracht", erzählte ich Jenna die süßen Gesten seitens Tobirama. Es war so befreiend und gar nicht mehr so schmerzhaft über ihn nachzudenken. Ich erzählte ihr alles und sie hörte aufmerksam zu und an einigen Stellen lachte sie mit mir. Auch von Hashirama, Madara und Mito erzählte ich ihr. Natürlich abgeändert, sodass es nicht komisch klang. Sie alle fühlten sich auf einmal wieder ganz nah an. Ich konnte in Gedanken schon fast nach ihnen greifen. Die tollen Erinnerungen durchströmten meinen Kopf und mir wurde bewusst, auch wenn ich von ihnen getrennt war, verband uns immer noch etwas. Wir würden alle immer Freunde bleiben, daran konnte niemand etwas ändern.

Als Jenna und ich auflegten fühlte ich mich viel besser. Freier und bereit neu anzufangen. Ich sehnte mich nach Veränderung und den ersten Schritt, der mir in den Sinn kam, setzte ich sogleich in die Tat um. Damals hatte ich mir oft die Haare selbst geschnitten, doch nur die spitzen. Dieses Mal würde ich sie mir bis über die Schulter abschneiden. Und als dies getan war, fühlte ich mich schon wie ein neuer Mensch. Auch wenn ich mich noch nicht sonderlich gut fühlte und wahrscheinlich nie über die anderen hinwegkommen würde, so fing nun ein neues Leben für mich an.

Verschollene SenjuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt