23 - Der Schatten

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Als wir in Konoha ankamen hetzten die beiden Männer direkt in Richtung des Hokage Turms. Mito und ich hingegen schlenderten gemütlich zu unserem Anwesen im Senju-Viertel. „Das war ja mal ein kurzer Ausflug", seufzte ich und kickte immer wieder einen Stein vor mir her. „Ja, das stimmt." Auch wenn das Wetter eigentlich noch ziemlich gut war, so zog in Richtung Konoha eine dicke dunkle Wolke heran. Es würde sicher Regen und ein gewaltiges Gewitter geben. Also war es wohl doch keine so schlechte Gelegenheit gewesen, jetzt schon nach Konoha zurückzukehren. Das Wetter hätte unsere Stimmung nur wieder runtergezogen und Madara würde mit Tobirama auf engem Raum zusammensitzen und das würde in einem Desaster enden. Darauf konnte ich gut verzichten, also musste ich dem Eindringling wohl oder übel danken. „Was mich aber viel eher interessiert ist warum du mit Tobirama draußen geschlafen hast", meinte Mito auf einmal. Erschrocken blickte ich sie an, worauf hin sie laut anfing zu lachen. „Was? Dachtest du etwa ich hätte nicht bemerkt, dass ihr zwei am Morgen nicht im Haus wart? Natürlich hab ich dann draußen nachgeguckt!" Ja, eigentlich hatte ich gedacht, dass Mito nicht direkt alles nach uns absuchen würde. Seufzend richtete ich meinen Blick wieder auf den Boden. „Tja, erwischt", entgegnete ich ein bisschen genervt. Jetzt würde sie mich bestimmt ausfragen bis ich mit der Sprache rausrücken würde. Schlimmstenfalls würde sie noch Hashirama mit ins Vertrauen ziehen und dann würde ich erst recht irgendwann ausrasten. „Und?", harkte sie nochmal anzüglich nach und stupste mir in die Seite. „Wir konnten beide in der Nacht nicht schlafen und dann haben wir uns eben nach draußen gesetzt, weil wir euch nicht wecken wollen. Tja, dabei sind wir irgendwann eingeschlafen, das ist alles", erklärte ich kurz, doch sie wollte sich nicht damit zufriedengeben und nervte mich immer weiter damit. „Mito, bitte hör auf damit!", patzte ich sie irgendwann an, als mir ihre Fragerein zu viel wurden. Ich hatte Glück, denn in diesem Moment kamen wir im Viertel an. So konnte ich mich schnell in mein Zimmer oder in unsere Bibliothek verziehen und meine Ruhe haben. Ich musste nur kurz zu Mito rüber schauen und schon war ich wieder genervt. Sie war in keiner Weise sauer auf meinen kleinen Ausbruch. Nein, sie grinste mich eher vielsagend an. Stöhnend stiefelte ich in die Wohnung. Mir war bewusst, dass das Thema noch nicht vergessen war und mir das nervigste bevorstand.

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Wie ich befürchtete, gab es ein riesiges Gewitter. Es war bereits dunkel draußen und bei jedem Blitz wurde alles hell erleuchtet. Es schüttete wie aus Eimern und der Donnergrollen war so gewaltig, dass ich den Boden erzittern spürte. Komischerweise hatte Gewitter schon immer eine beruhigende Wirkung auf mich gehabt. Je gewaltiger desto besser und so war es auch dieses Mal. Ich saß tiefenentspannt in der Bibliothek und stöberte in jedem einzelnen Regal. Es ging um Geschichte, Medizin, Kartographie, Jutsus, Chakrabeherrschung und sogar ein Buch über Politik. Letzteres hatte in mir normalerweise noch nie sonderliches Interesse geweckt, doch ich wollte wissen, wie es mit den Gesetzen in dieser Welt und Zeit aussah. Ich wollte nicht schon wieder so ein Desaster erleben wie noch vor kurzem. Außerdem befanden sich viele Medizinbücher in meiner Ausbeute. Natürlich wollte ich mein Studium so gut es ging fortsetzen und vielleicht konnte ich sogar im Krankenhaus arbeiten. Besonders momentan waren solche Stellen gefragt und ich war ja auch nicht wirklich unerfahren in diesem Bereich.

Gerade war ich mit einem Buch fertig und stand seufzend auf, um es zurück ins Regal zu stellen. In diesem Moment blitzte es hell auf. Augenblicklich blieb ich stehen. Ich war mir absolut sicher, dass hinter dem riesigen bodenhohem Fenster jemand stand. Ohne den Blitz konnte ich nichts erkennen, denn es war einfach viel zu dunkel. Das leichte Kerzenflimmern bei dem Sessel, machte die gruselige Stimmung nicht gerade freundlicher. Ich konnte meine Augen nicht von dem Fenster lösen, auch meine Beine waren wie festgewachsen. Ich wartete auf den nächsten Blitz, um zu sehen, ob ich mich nicht doch getäuscht hatte. Beruhigt atmete ich aus als der nächste Blitz den Garten erleuchtete und nichts dort war. Zumindest nicht mehr. Ich versuchte mir einzureden, dass ich es mir nur eingebildet hatte, doch ein kleiner Funke in mir war trotzdem misstrauisch. Besonders nach der Nachricht mit dem Eindringling. Ich versuchte es dabei zu belassen und schüttelte mit dem Kopf. Vielleicht war ich einfach nur paranoid, wäre ja nicht das erste Mal. In meiner Pubertätszeit hatte ich immense Stimmungsschwankungen. Damit meine ich abgrundtiefen Pessimismus. Ich sah in alles und jedem das Schlechte. So probierte ich mich aus, sei es Konflikte mit anderen, jedwede Dinge mit Grusel und Horror und Versuche mit diversen Medikamenten. Irgendwann bekam ich Halluzinationen, die mich in den Wahnsinn trieben, entstanden durch lauter Psychospielchen. Jenna hatte mich da rausgeholt. Es war ein schwerer und langer Prozess, doch ich hatte es geschafft. Meine größte Angst zu diesem Thema jetzt war, dass mich diese Dinge wieder einholten. Dass die Halluzinationen mich wieder einfingen und mich durchdrehen ließen.

Da ich durch meine ganzen Gedanken angetrieben, verließ ich schnell die Bibliothek. Ich durfte diese Gedanken nicht mehr so tief an mich ranlassen und meine Erinnerungen nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Als ich durch die Eingangshalle lief, öffnete sich die Tür und Tobirama hastete in den Raum. Er war bis auf die Knochen völlig durchnässt und zitterte vor Kälte. „Ach du meine Güte. Ich dachte du wärst schon lange wieder zurück!", meinte ich erschrocken. Wer bei diesem Wetter auch draußen war, war lebensmüde. Er schüttelte hastig mit dem Kopf. „Nein, wir haben das ganze Dorf nach dem Eindringling abgesucht. Keine Spur", informierte er mich. Der flüchtige Schatten beim Fenster fiel mir wieder ein, doch ich verdrängte ihn schnell wieder. Tobirama musste sich sofort aufwärmen, sonst würde er noch krank werden, egal wie stark er war. Auch der stärkste wird irgendwann einmal krank. „Komm, geh schnell heiß baden und ich mach dir einen Tee. Sonst bekommst du noch eine Erkältung, auch wenn du einen Körper aus Stahl hast", meinte ich und schob ihn die Treppen hoch. Er ließ es widerstandslos über sich ergehen. Sollte er besser auch, bei sowas verstand ich selten Spaß. Besonders wenn es um ihn ging. 

Verschollene SenjuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt