6 - Auserwählt

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Langsam öffnete ich meine Augen und blinzelte ein paar Mal, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen. Ich sah aus dem Fenster. Es schüttete wie aus Eimern. Ich seufzte. Dabei hatte ich mich so auf einen schönen sonnigen Tag gefreut. Ich stand also auf und ging mit verstrubbelten Haaren in die Küche, wo ich mir eigentlich einen Tee machen wollte. Aber die Küche war nicht leer und deshalb sprang sofort jemand auf, um mir diese Aufgabe abzunehmen. Als man mir meinen Tee brachte, setzte ich mich raus auf die Terrasse unters Dach. Während ich meinen Tee trank, sah ich dem Wetter zu. Es war nicht so, dass ich Regen hasste, eigentlich mochte ich es, besonders wenn es hinzu ein Gewitter gab. Nur wollte ich im Sommer schöne warme Tage haben. Ich hörte Schritte hinter mir, also drehte ich mich um. Dort stand Mito und sah mich müde an, aber dann lächelte sie und setzte sich neben mich. Wir sagten nichts, sondern saßen einfach nur still da und lauschten dem Regen. „Was auch immer in Zukunft passieren mag, es wird alles gut und es gibt für alles eine Lösung", sagte sie auf einmal leise und sah bedrückt zu Boden. Verwirrt hob ich beide Augenbrauen und dachte angestrengt nach, was sie damit wohl meinen könnte. Jedoch fiel mir nichts logisches ein. Ich nickte einfach nur und lächelte sie warm an. Nach ner Zeit gingen wir wieder rein und dann merkte ich eigentlich wie durchgefroren ich war. Draußen war es wirklich kalt.

Wir setzten uns ins Wohnzimmer und unterhielten uns ein bisschen. Sie war wirklich total nett und wirklich sympathisch. Sie verhielt sich mit der Zeit anders mir gegenüber. Sie wurde erst offener, aber dann immer stiller, so als würde sie etwas belasten. Aber nachfragen wollte ich auch nicht, denn ich war nicht sonderlich gut darin, andere Leute aufzumuntern. Bei mir kam dies dann irgendwie uninteressiert rüber, weil ich zu solchen Situationen nicht viel sagen konnte.

Als dann alle wach waren, hatten wir anschließend zusammen gefrühstückt. Irgendwas stimmte hier nicht, da war ich mir sicher. Hashirama und Mito verhielten sich in letzter Zeit ziemlich seltsam. Und außerdem, warum ließ mich das Gefühl nicht los, dass Hashirama nicht wollte, dass ich mich so gut mit seinem Bruder verstand? Er hatte bei unserer Saufparty die ganze Zeit versucht, mich mit Madara allein zu lassen und sich ständig Tobirama zur Seite genommen. Ich fand das alles ziemlich merkwürdig. Und auch in unserem Alltag, brachte er immer wieder Madara mit und dirigierte mich neben ihn. „Okay, was ist mit euch los?", fragte ich schließlich durch die Runde und sie sahen mich fragend an. „Ich meine, Du und Mito verhaltet euch ziemlich komisch in letzter Zeit! Ich mache mir Sorgen", wendete ich an Hashirama. „Mach dir keine Sorgen. So schlimm ist es nicht", antwortete er stand auf und ging. Ich schüttelte einfach nur den Kopf und stand ebenfalls auf. Die Stimmung zog mich einfach nur runter. „Wo willst du bei dem Wetter hin?", fragte mich auf einmal jemand. Ich drehte mich um und erkannte Tobirama, der an der Wand lehnte und mich erwartend ansah. „In die Stadtbibliothek", antwortete ich und ging, ohne ein weiteres Wort aus dem Haus. Ich hatte einfach das Bedürfnis alleine zu sein.

An der Stadtbibliothek angekommen, holte ich mir ein Buch und fing an zu lesen. Es war so ein Albert Einstein Buch. Es ging um die Chakra-Kontrolle, über Jutsus und so ein Mist. Ich verbrachte den ganzen Tag in der Bibliothek und erweiterte mein Wissen, über allerlei was wichtig war. Als es bereits dunkel war, machte ich mich müde auf den Weg nach Hause. Das ganze Lernen war anstrengender als man dachte. Zuhause angekommen verkroch ich mich sofort in mein Zimmer. Es klopfte an der Tür und Hashirama trat ein. „Wo warst du den ganzen Tag?", fragte er. „In der Stadtbibliothek", antwortete ich kurz und gähnte. „Ach so. Wie dem auch sei, bitte folge mir. Ich habe etwas wichtiges mit dir zu besprechen", sagte er schließlich, drehte sich um und ging. Etwas wichtiges? Etwa das von heute Morgen? Schnell rannte ich ihm aufgeregt hinterher. Wir gingen in einen kleinen Raum, dort war nur ein kleiner Tisch und auf beiden Seiten jeweils zwei Sitzkissen. Ein paar Pflanzen standen noch im Raum und ein Teppich lag auf dem Boden unter dem Tisch. Ich setzte mich auf ein Sitzkissen, gegenüber von Hashirama. „Also, wie du bestimmt weißt ist der Senju-Clan und der Uchiha-Clan verbündet. Da wir aber mal gegenseitig gekämpft haben ist unser Bündnis jedoch sehr schwach. Viele Uchiha misstrauen uns immer noch und andersherum genauso", fing Hashirama an machte jedoch eine Pause. Ich wartete geduldig darauf, dass er weiter redete. Er machte mich damit furchtbar nervös. Dann setzte er wieder zum sprechen an: „Ich habe mich mit Madara und den Ältesten darüber unterhalten und da fiel uns eine Möglichkeit ein. Und zwar eine Heirat, zwischen einem Uchiha und einer Senju. Dieses Bündnis würde unsere Clans mehr denn je zusammenschweißen und stärkt das gegenseitige Vertrauen. So etwas gab es in der Vergangenheit schon sehr oft", erklärte er ruhig. Eine Heirat? Eine böse Vorahnung beschlich mich. Warum sollte er sich sonst mit mir darüber unterhalten? „Und wer sind die Auserwählten?", fragte ich. Meine Hände zitterten vor Aufregung. „Madara wurde auserwählt dieser Uchiha zu sein und die Ältesten hielten es für das Beste, dass du diese Senju sein wirst und ihn heiratest". Mein Herz setzte aus. Ich war nicht in der Lage etwas zu erwidern. Doch dann fing es in mir an zu brodeln. „Das ist ein Scherz, oder?", fragte ich fassungslos, doch die bedrückte Miene Hashiramas sagte das Gegenteil. Ich sollte ernsthaft diesen Typen heiraten? Wir verstanden uns gut, das stimmte. Aber ich würde niemals diesen Bund mit ihm eingehen! „Bist du bescheuert? Was fällt dir eigentlich ein, so etwas auch noch zu unterstützen? Bei uns ist das Zeitalter von Zwangsheiraten schon lange vorbei und nun willst du mich zu so etwas zwingen? Weder du noch irgendwelche alten Knacker, haben darüber zu bestimmen! Echt unglaublich!", schimpfte ich erbost. Während des Sprechens, hatte ich mich immer mehr erhoben und rauschte aus den Raum. Auf den Weg in mein Zimmer, rannte ich auch an Tobirama vorbei, der mir nur planlos hinterher schaute. Er wurde wohl von meinem Gebrüll angelockt.

Als ich meine Tür zu knallte, schloss ich sie augenblicklich zu und schmiss mich danach auf mein Bett. Nun wusste ich auch, warum Mito und Hashirama sich so seltsam verhielten! Aus dem Flur hörte man laute Stimmen, die wild miteinander Diskutierten. Man konnte Hashiramas und Tobiramas Stimmen eindeutig heraus hören. Tränen der Verzweiflung liefen mir über die Wangen und kurz darauf ertönte auch mein Schluchzen. Warum hatte er nichts dagegen gemacht? Erst wurde ich aus meinem gewohnten Umfeld gerissen, muss mir ein neues Leben aufbauen und nun wollte man mir eine Heirat aufzwingen! Ich wusste, dass ich mich in einer neuen Welt, einer neuen Kultur und in einer neuen Zeit befand. Hier gab es andere Regeln als bei mir daheim. An vieles konnte ich mich gewöhnen, aber das ging nun entschieden zu weit. Ich wurde zu so etwas nicht erzogen, wie andere aus dieser Welt. Lautes und schnelles Poltern war zu hören, bevor jemand hastig an meiner Tür klopfte. „Kida, mach bitte auf!", konnte ich Tobi von draußen sprechen hören. Ich rührte mich nicht und blieb stur liegen, während ich weiter in mein Kissen heulte. „Bitte, es tut mir so leid! Ich wusste nichts davon, ehrlich", versuchte er es erneut, während er immer wieder an meiner Tür klopfte. Sollte ich ihm glauben? Immerhin war er Hashiramas Bruder und eigentlich in alles eingeweiht. Jedoch, so wie ich ihn kennengelernt hatte, würde er sich in so einer Situation anders verhalten und außerdem ehrlich zu mir sein. Schließlich öffnete ich ihm doch die Tür.

Nachdem er eingetreten war und die Tür wieder hinter sich verschloss, drückte er mich tröstend an seine Brust. Sofort liefen mir wieder die Tränen und ich krallte mich in sein Shirt. Er sagte nichts, sondern hielt mich einfach nur im Arm und war für mich da.

Nach einiger Zeit hörte ich langsam auf und wurde müde. Er hob mich vorsichtig hoch und legte mich auf den Futon. Er wollte wieder gehen, aber ich hielt ihn an seinem Arm fest. Ich wollte, dass er bei mir blieb. Ich brauchte ihn jetzt. Er verstand es und legte sich neben mich. Er umschlang mich mit seinen Armen und ich seufzte, während ich mich an seine Brust kuschelte und seinen herrlichen Duft einsog. Bevor ich in meiner Traumwelt verschwand, merkte ich noch, wie er mir einen Kuss auf den Scheitel drückte. Ich war so froh, dass ich gerade nicht alleine war.

Verschollene SenjuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt