7 - Abschied

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Ich wachte langsam auf und kuschelte mich noch mehr an meine Wärmequelle neben mir. Ich öffnete langsam meine Augen und schaute nach oben. Tobirama lag dort friedlich schlafend, seine Arme immer noch um mich geschlungen. Im ersten Moment konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Mein Kopf brauchte einige Zeit um alles zu Ordnen. Das, was gestern passierte, erschütterte mich nicht mehr wirklich. Ich fühlte nichts außer Wut und Leere. Ich kniff meine Augen für einen Moment fest zusammen. Es tat trotzdem so unheimlich weh! Ständig sah ich Hashirama vor mir sitzen und mir immer wieder diese Entscheidung mitteilte.

„Morgen", holte mich Tobirama verpennt aus meinen Gedanken. „Morgen", erwiderte ich stumpf, hielt meinen Blick jedoch weiterhin gesenkt auf seinem Brustkorb. Wieso hatte Hashirama das gemacht? Das hätte ich ihm wirklich nicht zugetraut. Ich wollte Madara nicht heiraten und lieben tat ich ihn auch nicht. Ich musste unbedingt nochmal mit Hashirama darüber sprechen und wenn er die Verlobung nicht auflösen wird, musste ich eben einen anderen Weg finden dieser Heirat aus dem Weg zu gehen.

Wir blieben noch bis gegen Mittag liegen, Tobirama war währenddessen schon längst wieder eingeschlafen. Das lange liegen und sitzen wurde dann doch irgendwann zu unbequem und ich verließ leise das Zimmer, um mich auf den Weg ins Esszimmer zu machen. Ich wollte Tobirama nicht wecken. Er schien sehr müde zu sein. Hoffnungsvoll betete ich, dass Hashirama nicht dort war, weil ich ihm so gut es ging aus dem Weg gehen wollte. Doch er saß am Tisch, mit einer Zeitung in der Hand und einer Tasse Tee. Tief atmete ich nochmal ein und aus, bevor ich langsam und selbstsicher in den Raum trat. Als er mich sah, legte er seine Zeitung weg und wartete anscheinend auf mich. Ich setzte mich, mit einem kleinen Abstand, ebenfalls an den Tisch. „Warum hast du das zugelassen?", fragte ich ihn irgendwann leise. Bedauern lag in seinem Gesicht, dennoch konnte ich den ernst ablesen. „Ich habe es dir bereits gesagt", antwortete er schließlich leise. „Und wieso ausgerechnet dann ich? Es gibt doch genug andere Frauen aus dem Senju-Clan! Tausende prügeln sich doch geradezu um ihn! Außerdem muss es doch auch andere Wege geben, um das Vertrauen zu stärken", entgegnete ich gereizt. Meine Selbstbeherrschung sank immer mehr und ich hatte Angst, vor ihm in Tränen auszubrechen. „Ach ja? Und welche bitte?", fragte er mich spöttisch mit gehobenen Augenbrauen. Darauf wusste ich keine Antwort. Er schnaubte. „Du hast einen höheren Rang aus unserem Clan. Das du dieses Jutsu aus deiner Kindheit überlebt hast und wieder zurückgekehrt bist, ändert die Situation drastisch. Jeder hat in den ersten Wochen, nach deiner Ankunft darüber gesprochen. Es drang sogar über unsere Landesgrenzen! Es ist bereits entschieden und niemand wird eine Änderung akzeptieren!", er seufzte und rieb sich seinen Nasenrücken, bevor er deutlich ruhiger weitersprach, ,,Es tut mir wirklich leid. Ich hab versucht den Ältesten zu widersprechen, aber es war nichts zu machen. Die Entscheidungen liegen nicht zu hundert Prozent bei mir."

„Ich weiß, aber ich sehe es einfach nicht ein! Da wo ich herkomme gibt es sowas nicht und ich werde diese Entscheidung niemals akzeptieren!", schimpfte ich. Mein Versuch, in einem vernünftigen Ton mit ihm zu sprechen, ging wohl in die Hose. Mein Ton war harscher und lauter als ich beabsichtigt hatte. Mit einem Ruck sprang Hashirama vom Stuhl auf, welcher krachend zu Boden fiel. ,,Nun bist du aber hier und hier gelten andere Sitten! Ich bin immer noch der Clanführer! Und das Wohl des Clans und des Dorfes steht an erster Stelle! Du wirst Madara heiraten, das ist ein Befehl!", brüllte er und schlug beide Hände auf den Tisch. Ich schüttelte einfach nur mit Tränen in den Augen den Kopf und stürmte aus dem Raum. „Kida!", rief er, während er mir hinterher stapfte. Schnell zog ich meine Schuhe an und verschwand aus dem Haus. Ich konnte noch die Rufe von Hashirama hören, welche ich jedoch ignorierte. Davon wollte ich nichts hören. Er würde mir sowieso irgendwelche Dinge an den Kopf schmeißen.

Weinend lief ich in den Wald. Ich musste hier einfach nur weg! Diese Situation erdrückte mich! Immer weiter entfernte ich mich vom Dorf. Ich wusste nicht, wie lange ich gelaufen war, aber nach einiger Zeit kam ich langsam ans Ende meiner Kräfte und ließ mich erschöpft an einem Baum nieder. Wenn ich zurück gehen würde, dann würde man mich zwingen Madara zu heiraten. Mir die Haare raufend schrie ich einmal kurz meine Wut raus. Es war ausweglos! Hashirama ließ anscheinend nicht mit sich reden. Ich konnte die Gründe wirklich verstehen, wenn ich die Dinge rational ranging. Dennoch ging es hier um mein Leben und um meine Zukunft, die ich mir um einiges anders vorgestellt hatte. Mir war klar, dass mich diese Ehe kaputt machen würde und ich könnte auch niemals einen Clanerben mit ihm hervorbringen. Mehrere Stunden dachte ich weiterhin darüber nach, bis es langsam anfing zu dämmern. Mit einem beklemmenden Gefühl in der Brust und zitternden Knie machte ich mich auf den Weg zurück.

Als ich ankam sah ich wie die zwei Brüder und Mito im Wohnzimmer saßen und miteinander diskutierten. Als die Tür hinter mir zu fiel, drehten sich alle zu mir um. Ohne ein Wort zu sagen, verschwand ich schnell in meinem Zimmer. Meine Schuhe ließ ich einfach an. Dort ließ ich mich auf dem Futon fallen, nachdem ich die Tür abgeschlossen hatte. Ich schlief für einige Stunden ein, aber gleich nachdem ich wieder aufgewacht war, setzte ich mich ruckartig auf. Dieser Gedanke, der in meinem Kopf herumspukte, war völliger Schwachsinn! Aber je mehr ich drüber nachdachte, desto mehr sehnte ich mich danach diesen auszuführen. Ich hatte Angst davor wegzulaufen. Besonders Angst hatte ich vor den Konsequenzen, die mich erwarten würden, falls man mich finden würde. Diese Idee verankerte sich immer mehr in meinen Kopf. Doch es war mir im Moment so egal. Tobirama hatte mich so gut trainiert, sodass ich auch gut allein zurechtkam.

Voller Entschlossenheit sprang ich auf. Wenn ich jetzt nicht ging, dann würde ich mein Leben lang unglücklich bleiben! Was hatte ich denn schon bitte zu verlieren? Hastig kramte ich in meinen Schränken nach einem Rucksack, welchen ich bereits nach kurzem Suchen fand. Sofort stopfte ich einige Kleidungsstücke hinein und verließ leise, mit Schuhen und Rucksack in meinen Händen das Zimmer. Es war finsterste Nach und kein einziges Geräusch war zu hören. Leise huschte ich in das Arbeitszimmer von Hashirama, dort befand sich immer eine gewisse Summe an Geld. Das Sparschwein befand sich in der Schublade, seines Schreibtisches. Diese nahm ich ebenfalls mit. Nachdem ich mir etwas zum Essen eingepackt hatte, wollte ich schon das Haus verlassen, da blieb ich jedoch wie angewurzelt stehen. Ich konnte mich doch nicht einfach ins Blaue auf machen, ohne mich wenigstens von Tobirama zu verabschieden. Die Tasche und meine Schuhe stellte ich vorsichtig auf den Boden und machte kehrt.

Leise versuchte ich die Tür von ihm zu öffnen und schritt auf seinen Futon zu. Dort ließ ich mich auf die Knie sinken und betrachtete sein wunderschönes Gesicht. Einige Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht, welche ich behutsam zurückstrich. Meine Hand ruhte jedoch weiterhin auf seiner Wange. Er sah so schön aus! Mein Herz zog sich für einen Moment zusammen, bei dem Gedanken ihn jeden Moment zu verlassen. Ich zog meine Hand zurück und beugte mich langsam vor. Sanft hauchte ich ihm einen leichten Kuss auf die Stirn. Einige Sekunden betrachtete ich noch einmal sein Gesicht, bevor ich schließlich Konoha verließ.

Verschollene SenjuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt