4 - Kleiner Sarutobi

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Langsam wachte ich auf und das Erste, was ich hörte, war ein Schnarchen neben mir. Tobirama lag dort, seine Arme und Beine ausgestreckt. Lächelnd beobachtete ich ihn, bis mir schließlich bewusst wurde, wie seltsam dies rüber kommen würde, wenn er aufwachte. Da ich ihn in Ruhe schlafen lassen wollte, krallte ich mir meine Sachen und verließ leise den Raum. Auf den Weg zu meinem Zimmer traf ich Hashirama, der mich breit angrinste. „Was?", fragte ich ihn mürrisch. Er winkte ab und lief ohne ein Wort an mir vorbei. Kopfschüttelnd betrat ich meinen Raum und zog mir frische Klamotten an. Als ich meine Kleidung aus der anderen Welt woanders hinräumen wollte, fiel etwas Schweres aus der Hosentasche. Neugierig schaute ich nach und mir fielen beinahe meine Augen aus dem Kopf. Es war doch tatsächlich mein Handy inklusive meiner Kopfhörer! Das hatte ich ja komplett vergessen. Ich dankte Gott, denn ich konnte endlich wieder Musik hören und allerlei Erinnerung mithilfe meiner Kamera festhalten! Ich fing breit an zu grinsen und lief mit dem Handy aus dem Raum.

Als ich auf dem Weg ins Esszimmer war, bemerkte ich bei den beiden Brüdern, die im Wohnzimmer saßen, eine weitere Person. Lange schwarze Haare waren das Einzige, was ich zunächst sehen konnte. „Guten Morgen!", rief ich gut gelaunt, als ich an ihnen vorbeilief. Hashirama lächelte und grüßte freundlich und überraschend erwachsen zurück. Jetzt drehte der Fremde sich um und starrte mich mit einem neutralen Blick an. Es war seltsam, dass hier so gut wie jeder junge Spund einfach perfekt aussah. „Wer ist das?", fragte er mit einem kalten Unterton nach. „Das ist...", wollte Hashirama anfangen mich vorzustellen, doch ich quasselte ihm mal wieder dazwischen. „Ich bin Kida und wohne hier. Sorry Hashirama, aber ich kann selbst reden." Hashirama blies die schon zum Sprechen geholte Luft wieder aus und nippte an seiner Tasse Tee. „Kida wer?", wurde ich von Madara gelöchert, der eine Augenbraue hob und seine Arme vor der Brust verschränkte. Er hatte eine ebenso tiefe Stimme wie Tobirama und ziemlich breite Oberarme. Ich musste zugeben, dass Muskeln mich leicht beeindrucken konnten... Leider. „Kida Senju. Ich bin erst seit kurzem hier. Und du bist wer?", gab ich ebenso desinteressiert und kühl zurück wie er. Trotzdem versuchte ich freundlich zu sein. Ihn wollte ich auf keinen Fall zum Feind haben. „Madara Uchiha." „Nett dich kennenzulernen!" Schnell machte ich einen Abgang ins Esszimmer, da mir mein Magen schon in den Seilen hing. Dort machte ich mich sogleich über das Frühstück her. „Seit wann ist denn dieser Madara hier? Es ist immerhin noch recht früh", fragte ich meine rothaarige Freundin, die ebenfalls am Tisch saß. „Nicht sehr lang. Er scheint viel Zeit zum Spazieren zu haben, obwohl er Stammesoberhaupt ist", antwortete sie und zuckte mit den Schultern. Da hatte sie irgendwie Recht. Immerhin hatte Mito alle Hände voll zu tun, dabei ist sie nur die Frau von Hashirama. Es dauerte nicht lange, da kam Tobirama angeschlurft und setzte sich neben mich. Er seufzte genervt und war sehr offensichtlich von Madaras Anwesenheit abgeneigt. Er mochte ihn nicht und das merkte man. „Keinen neuen Freund in unserem Besucher gefunden?", neckte ich ihn. Er schnaubte und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Er ist hochnäsig und ein Uchiha", schnaubte er. „Keine Sorge. Das hochnäsige Gesindel verschwindet bestimmt bald", sprach ich grinsend, während ich ihm gespielt mitfühlend die Schulter tätschelte.

Ich entschied, mir ein wenig die Stadt anzugucken. Es würde mir ja nicht schaden, wenn ich mich ein bisschen auskennen würde. Zwar war ich mit Tobirama schon unterwegs gewesen, dennoch gab es noch so viel zu erkunden. Als ich gerade die Haustür öffnen wollte, wurde ich von Hashirama zurückgehalten. „Hey Kida! Warte!", rief er und kam schnellen Schrittes auf mich zu. Neugierig sah ich ihn abwartend an. „Es wurde beschlossen, dass du ein Training absolvieren musst", sprach er und sah mich entschuldigend an. Was für Training? Es wäre zwar schon cool, so stark zu werden wie die anderen und auf Dächern herumzuhüpfen, aber dafür war ich einfach zu faul. Außerdem hatte ich andauernd die „Null-Bock-Einstellung". Klar, am Anfang war ich vom Training begeistert, doch das Normalsein ist ja auch nicht so schlimm. Ungläubig sah ich ihn an. „Warum denn? Darauf hab ich überhaupt keine Lust!", meckerte ich und seufzte gequält. „Tut mir leid, aber mir sind leider die Hände gebunden. Auch wenn ich der Hokage bin, kann ich nicht alles alleine entscheiden", meinte er und ich seufzte. „Alles gut, dann muss ich da wohl durch. Bis später", verabschiedete ich mich, lächelte ihn kurz an, bevor ich aus dem Haus verschwand. Das war so nervig. War es vielleicht deshalb, weil ich das verschwundene Mädchen von damals bin? Immerhin war es nun mal unüblich hier, dass auch Frauen in den Kampf geschickt werden. Nun, zu dieser Zeit zumindest.

In der Stadt traf ich Tobirama, der mein Trainer sein würde, wie er mir erzählte. Im Gegensatz zu mir freute er sich auf das gemeinsame Training. Er hätte am liebsten direkt angefangen, aber stattdessen spazierte er mit mir durch Konoha. Sein Enthusiasmus und Tatendrang nervte mich ein wenig, denn mir war klar, dass er mich nicht extra sanft behandeln würde. Wir kauften uns die verschiedensten Snacks, wie gebratener Tintenfisch, Mochis oder Dangos, aber nicht ohne, dass die Frauen uns die ganze Zeit anstarrten. Langsam nervte es! Das war immer so, wenn wir gemeinsam unterwegs waren und sicherlich auch, wenn er alleine war. Ob es ihn auch nervte? Bestimmt. Aber er konnte schließlich schlecht etwas dagegen tun. Er sah nun mal echt gut aus und dass es Frauen gibt, die nach Titeln geierten, war auch kein Geheimnis. Natürlich konnte es auch sein, dass er es genoss ein Frauenschwarm zu sein. Aber egal wie. Es nervte ungemein.

Irgendwann rannte uns ein kleiner braunhaariger Junge entgegen und blieb vor Tobirama und mir stehen. Der kam mir irgendwie sehr bekannt vor. „Hallo Sensei!", sagte er dann mit einem glitzern in den Augen. Tobirama fing an zu lächeln. „Hallo Hiruzen!", grüßte er zurück. Stumm starrte ich den kleinen begeisterten Jungen an. Das sollte dieser alte Sack sein? Wie süß! Nun richtete er seine Aufmerksamkeit auf mich. „Guten Tag! Ich bin Hiruzen", stellte er sich höflich vor und verbeugte sich. Verwundert hob ich meine Augenbrauen. „Ähm... Freut mich ebenso! Ich bin Kida", erwiderte ich und verbeugte mich ebenfalls kurz. Ich musste lächeln, wie Hiruzen mit glänzenden Augen Tobirama betrachtete. Als Kind gefiel er mir viel besser. „Das ist ja ziemlich eigenartig, Sensei. Ihr und eine Frau", sprach er und brachte unseren zukünftigen zweiten Hokage damit ein bisschen in Verlegenheit. „Sie ist eine Freundin der Familie", antwortete er ausweichend und ich nickte zufrieden. Das war eine gute Bezeichnung, ohne irgendwelche Andeutungen auf falsche Interpretationen zu geben. Die zwei sprachen noch kurz über das nächste Treffen für das Training, bis Hiruzen sich freundlich verabschiedete. Ich atmete erleichtert aus. Geschafft! Manchmal wusste ich nicht was ich sagen sollte, wenn ich mit Kindern sprach. Vor allem war en die Kinder da wo ich herkam nicht so freundlich und respektvoll. Ich wandte mich wieder zu Tobirama, der mich anlächelte. „Er mag dich!", grinste er. „Natürlich tut er das! Ich bin toll", erwiderte ich frech und wurde von ihm in einen Busch geschubst. Das war ja mal gar nicht Gentleman-Like! „Hey!", brüllte ich ihn fassungslos und erschrocken an. „Das tut mir leid! So feste sollte es eigentlich nicht sein!", sprach er mit gespielter Bestürzung im Gesicht. Die Ironie versuchte er gar nicht erst zu verstecken. „Blödmann", grummelte ich und warf mit ein paar abgeknickten Ästen nach ihm. „Komm ich helfe dir!", meinte er schließlich und hielt mir die Hand hin. Ein hinterhältiges Grinsen bildete sich auf meinem Gesicht, als ich seine Hand fest ergriff. „Nein! Wag es di..", er konnte seinen Satz nicht vollenden, da hatte ich ihn schon zu mir in den Busch gezogen. Mein schallendes Lachen konnte man wahrscheinlich in ganz Konoha hören.

„Ah, da seid ihr ja! Wir haben euch schon gesucht!", schrie Hashirama, der uns mit Madara entgegenkam, zu. Dessen Miene wurde kalt, als er Tobirama erblickte. Madara tat mir ein bisschen leid. Der Verlust seines Bruders ließ ihn wahrscheinlich noch immer nicht los und nun musste er jeden Tag Tobirama sehen, der ihn auf dem Gewissen hatte. Als er seinen Blick zu mir schweifen ließ, verschwand dieser Ausdruck kaum merklich. „Wieso?", fragte ich leicht zögernd nach. Hoffentlich wollte er nicht trainieren! Hashirama machte ein entschlossenes Gesicht und rief: „WIR werden jetzt in die Kneipe gehen und uns einen schönen Abend machen!" Madara hielt sich seine rechte Hand an die Stirn und massierte seine Schläfen, während er leicht seinen Kopf schüttelte. Es war ihm wohl etwas peinlich. „Ähm, ja. Dir sind wohl bereits alle Latten abgefallen", sagte ich trocken und schaute ihn skeptisch an. Hashirama ließ daraufhin seine Arme und Kopf hängen. Ich stöhnte genervt auf. So wie er sich benahm, konnte er ja nur schon angetrunken sein. Kurz dachte ich nach. Warum diese Gelegenheit verpassen? Es würde sicher eine unvergessliche Erinnerung werden. „Na gut. Komm Hashirama. Wir geben uns jetzt die Kante", sagte ich schließlich grinsend, schnappte seinen Arm und stiefelte voran. Tobirama hatte mich einfach nur mit offenem Mund angestarrt. Hashirama jedoch war wieder fröhlich dabei und krallte sich Madara, bevor er sich aus dem Staub machen konnte. Tobirama folgte uns widerwillig. Hoffentlich würde ich diesen Abend nicht bereuen.

Verschollene SenjuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt