24 - Einbruch

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„Das hat wirklich gutgetan", seufzte Tobirama entkräftet und schloss seine Augen. Er lag frisch geduscht in seiner gemütlichen Schlafmontur in seinem Bett. Er war wirklich völlig kaputt. Er war den ganzen Tag auf den Beinen und hat nach diesem Fremden gesucht. Besonders bei so einem Wetter war alles irgendwie anstrengender. Ich setzte mich neben ihn auf die Bettkante. „Hier, ruh dich jetzt aus. Mach dir auch keine Gedanken um den Eindringling mehr, das kann auch ziemlich anstrengend sein", antwortete ich daraufhin und hielt ihm die dampfende Tasse Tee entgegen. Er hatte die Ruhe wirklich verdient. Er tat alles, um das Dorf und dessen Bewohner zu beschützen und schuftete sich den Arsch ab. Selbst bei dem schlimmsten Wetter, so wie heute. Der Sturm tobte noch immer wie wild draußen. Tobirama öffnete seine Augen wieder und nahm dankend die Tasse an. „Das ist lieb von dir, danke", meinte er und lächelte müde. Seine Augenlider wurden immer schwerer. Er wollte bestimmt einfach nur noch schlafen. Doch er trank den Tee trotzdem. „Wie hast du denn deinen Tag verbracht?", fragte er mich wirklich interessiert und stellte die Tasse auf den Nachtisch. „Ich war den ganzen restlichen Tag in der Bibliothek", antwortete ich, ließ jedoch die Tatsache aus, dass ich mich dort vor Mito versteckte. Aber den Beweggrund konnte ich ihm natürlich nicht sagen, beziehungsweise wollte ich es nicht. Das würde nur zu unangenehmen Gesprächen führen. Er hob seine Augenbrauen. „Ich könnte mich niemals den ganzen Tag mit Büchern beschäftigen", lachte er kurz auf, „Aber es freut mich zu sehen, welch Leidenschaft du im Umgang mit Büchern besitzt." Darauf wusste ich nichts zu antworten. Sein charmantes Lächeln verschlag mir ebenfalls den Atem.

„Ich werde dann mal in mein Zimmer gehen." Ich stand auf und wollte gerade gehen, doch er hielt mich an der Hand zurück. „Willst du nicht lieber hierbleiben? Ich würde mich besser fühlen, wenn du in meiner Nähe wärst. Ich meine, wegen diesem Kerl, der sich hier rumtreibt. Wer weiß wie gefährlich er ist", sprach er und ich konnte ihn absolut verstehen. Ich wusste was er meinte und es rührte mich, dass er so darauf bedacht war mich in Sicherheit zu wissen. „In Ordnung. Ich mach mich nur noch Bettfertig", lächelte ich und ließ seine Hand schweren Herzens los. Ich versuchte so schnell wie möglich gewaschen und umgezogen zu sein, denn ich wollte mich nicht zu ihm legen, wenn er schon schlief. Mich beschlich ein Gefühl der Unbequemlichkeit. Der leichte Kerzenschein in den Gängen und das Gewitter, welches draußen tobte, war noch nicht einmal das Problem. Die ganze Zeit hatte ich diesen Fremden im Hinterkopf. Tobirama holte mich wegen ihm zu sich ins Bett, um mich in Sicherheit zu wissen. Es musste mehr hinter diesem Kerl stecken als ein einfacher unangemeldeter Besucher.

Zurück in Tobiramas Zimmer schlüpfte ich sofort zu ihm unter die Decke. Er war noch wach und zog mich, ohne zu zögern an seine Brust. Ich wusste nicht was das zwischen uns war. Einfach eine tiefe Freundschaft, eine kurzfristige Romanze, eine kurze Affäre oder der Anfang einer echten Liebe. Zumindest war ich mir bei ihm nicht sicher, auch wenn ich mir bewusst war, dass er ein ehrenhafter Mann war. Ehrenhafter als alle Männer in meiner Welt zusammen. Er würde keine Frau hintergehen, um seinen Spaß zu bekommen, da war ich mir hundertprozentig sicher. Er löschte die Kerze und der Schein des Mondes durchflutete nun das Zimmer.

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Erschrocken setzte ich mich auf. Ein gewaltiger Donnergrollen hatte mich aus dem Schlaf gerissen. Mein Herz schlug wie wild, ich konnte es bereits deutlich spüren. Auch wenn ich Gewitter liebte, in solchen Momenten könnte ich sie zum Teufel jagen. Seufzend schlug ich die Decke zurück. Ich brauchte jetzt ein Glas Wasser. Der Schreck saß mir immer noch tief in den Knochen. Ein Knall am Fenster ließ mich kurz aufschreien. Als ich herumfuhr, war nichts zu sehen. Nur das laute Rascheln der Bäume und das Aufschlagen der dicken Regentropfen war zu vernehmen. Misstrauisch drehte ich mich wieder zur Tür, um mein Vorhaben fortzusetzen. Auf meinem Rücken bildete sich eine Gänsehaut. Ich hatte das Gefühl ich müsste mich die ganze Zeit umdrehen, weil mich irgendjemand beobachtete. Ein weiteres Poltern erklang, noch kräftiger als vorher. Zitternd sah ich mich um und mir blieb mein Atem im Halse stecken. Eine dunkle Silhouette starrte mich aus glühend goldenen Augen an. Natürlich hatte ich Panik, doch wiegte ich mich dennoch in Sicherheit. Es war draußen und ich war hier drinnen. Doch es sollte noch schlimmer werden. Es trat einen Schritt vor und glitt einfach durch die Scheibe hindurch. Voller Panik stürzte ich nach hinten und wich zurück. Ich wollte nach Tobirama rufen, doch ich brachte zunächst keinen Ton raus. Als das Ding jedoch näher kam hielt ich es nicht mehr aus. „Tobirama!", schrie ich so laut ich konnte. Augenblicklich schrak er aus seinem Schlaf und erkannte die Gefahr. Er eilte zu mir und stellte sich schützend vor mich. „Keine Sorge, noch wird deiner kleinen Freundin nichts geschehen. Aber sie gehört nicht hierher und wir werden sie nicht in Ruhe lassen bis sie kriegt was ihr zusteht", sprach die Gestalt schleppend mit einer seltsamen rauen und heiseren Stimme. Und auf einmal sank sie langsam in den Boden ein. „Wir werden uns wiedersehen, Kida!" 

Verschollene SenjuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt