11 - Grade nochmal knapp

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,,Kida?", rief jemand durch das Haus. Genervt stöhnte ich auf und stapfte widerwillig die Treppen runter. Erst vor ein paar Sekunden war ich die Treppen hoch gestapft. Wir hatten Mittag und ich war bereits den ganzen Tag allein. Ein Zettel, der mich informieren sollte, wo sie waren, war nirgends zu finden. Also konnte ich mich schön entspannen, denn das Training mit Bota war ziemlich anstrengend. Bota unterrichtete mich nämlich nicht nur in der Heilkunst, sondern auch im Tai-Jutsu. Er meinte, dass er meinen zerbrechlichen Körper nicht mehr sehen konnte. Ja, er war sehr charmant. Als ich unten ankam stand Kaito mit einem fremden Jungen im Flur. Er hatte schwarze Haare, die ein bisschen ins Dunkelblau übergingen, und dunkle Augen. Er musterte jede Einzelheit von mir, als wolle er sich alles genauestens einprägen. „Was gibts?", fragte ich als ich vor ihnen stehen blieb. Kaito lächelte mich an und ich fragte mich ernsthaft, was mit ihm los war. Etwas misstrauisch beäugte ich ihn. Er änderte wohl täglich seine Art. Er konnte mich eigentlich nicht besonders leiden, was man auch eigentlich gut merken konnte. In ein paar Wochen wäre ich eh hier weg. „Ich soll dir von Vater sagen, dass du heute kein Training hast. Er ist mit Mutter und Ai auf den Feldern. Sie kommen wahrscheinlich erst heute Abend wieder. Ach, das ist übrigens Taro", erklärte er und stellte mir den Jungen vor. „Ich bin Kida", meinte ich zu dem Fremden, der sich höflich vor mir verbeugte, welches ich höflich erwiderte.

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Nachdem Kaito und sein Kumpel wieder gegangen waren, entschied ich mich ein wenig zu meditieren. Ich hatte sonst keine Beschäftigung und dies war die entspannteste Art zu trainieren. Ich setzte mich also im Schneidersitz auf die Wiese vor den See und fing an. Immer und immer wieder versuchte ich mich auf mein Chakra zu konzentrieren, aber es wollte einfach nicht funktionieren. Immer wieder drifteten meine Gedanken nach Konoha ab. Wie es ihnen wohl ging? Schnell schüttelte ich kurz meinen Kopf, um die Gedanken loszuwerden. Denn je mehr ich drüber nachdachte, desto mehr würde ich alles vermissen und zurück gehen wollen. Ich atmete also ein paar Mal tief ein und aus, dann fuhr ich mit meinem Training fort.

„Hey Kida!", rief eine weibliche Stimme, die immer näherkam und riss mich damit völlig aus meiner Konzentration. Ich riss erschrocken meine Augen auf und sah wie Ai lächelnd auf mich zu kam. „Hallo Ai", grüßte ich sie, weniger begeistert, zurück und versuchte meinen Atem wieder zu beruhigen. Mein Herz raste, so sehr hatte sie mich erschreckt. „Kommst du mit einkaufen?", fragte sie und sah mich mit Hundeaugen an. „Wo?", stellte ich ihr eine Gegenfrage. Es war ein Risiko. Immerhin könnte es sein, dass man selbst dort nach mir suchte. „Hier in der Nähe ist eine kleine Stadt", antwortete sie mir und zeigte mit ihrem Daumen in den angrenzenden Wald. Seufzend stimmte ich dennoch zu. Mal etwas anderes zu sehen, würde mir bestimmt guttun. Seit Tagen musste ich mir immer das gleiche anschauen. Das Haus und diese kleine Wiese mit dem See. Ich musste nur aufpassen und versuchen Ai ein wenig zurückzuhalten. Sie hatte immerhin eine große Klappe.

Eine halbe Stunde später konnte man bereits einige Häuserdächer der kleinen Stadt sehen. Selbst durch eine beachtliche Entfernung konnte man das Lachen und die Gespräche der Bewohner und Touristen wahrnehmen. Als wir schließlich ankamen, rannte Ai schon in das erste Geschäft. Ich schlurfte hingegen lustlos und unmotiviert hinter ihr her. Auch wenn ich in einer vollkommen anderen Welt und Zeit war, unterschieden sich die Frauen und Mädchen beider Welten nicht im Geringsten. Ai war das perfekte Beispiel. Sie war beim Thema shoppen total dabei und sprang von einem in den nächsten Laden. Ich empfand solche Touren immer als unheimlich lästig und anstrengend. Trotzdem ergatterte auch ich ein paar neue Dinge.

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Nach zwei Stunden betraten wir gequält einen Dango Laden, wo wir uns direkt eine riesige Portion bestellten. Wir mussten nicht lange warten, bis man uns diese vor die Nase stellte. Es war der Himmel auf Erden etwas im Magen zu haben. Der Imbiss war beinahe Rappel voll. Beim Eingang hingen außen fast Hüfthohe blaue Tücher von der Decke. „Sie muss hier doch irgendwo sein! Ich höre nicht auf sie zu suchen, bis ich sie finde!", sprach eine Stimme, welche sich mit einigen anderen Personen vor den Laden gestellt hatte. Mein Herz rutschte mir in die Hose. Diese Stimme würde ich unter tausenden erkennen. Warum ausgerechnet jetzt? Ich war doch schon seit einigen Wochen bei der kleinen Familie und nach dem kleinen Zwischenfall bei meiner Ankunft, haben wir nichts mehr von ihnen gehört! Ai schien es gar nicht bemerkt zu haben, denn sie plapperte einfach fröhlich weiter. Ich hoffte, dass sie nicht den Laden betreten würden. Doch Ai hatte mal wieder eine unglaublich große Klappe, denn sie sprach unglaublich laut meinen Namen aus. Hastig beugte ich mich über den Tisch, um ihr den Mund zuzuhalten. „Habt ihr das gehört?" „Ja, es kommt von dort", sprachen die Leute draußen und ich konnte sehen, dass sie sich umdrehten. Ich knallte hastig das Geld auf den Tisch, schnappte mir Ai und lief mit ihr aus der Hintertür raus. Grade als wir den Laden verließen, waren Tobirama und die anderen im Laden verschwunden. Ich sah Ai böse an und sie wurde unter meinem Blick immer kleiner. „Musst du meinen Namen hier so rum posaunen? Beinahe hätten sie mich entdeckt!", schimpfte ich schon drauf los. Jedoch beließ ich es bei einer etwas leiseren Tonstärke. „Was?", fragte sie verwirrt und wich meinem Blick aus. „Nur weil du so laut rumschreien musstest, hätten mich die Konoha Ninjas beinahe gefunden!" Ai zog zischend die Luft ein. „Oh. Tut mir leid", entschuldigte sie sich kleinlaut. Doch ich schüttelte nur seufzend mit dem Kopf und machte mich wieder auf den Weg zurück. Ai dackelte mir dabei mit einem schlechten Gewissen hinterher. Mir war klar, dass mein Ton ein bisschen zu hart war, aber es war eine ernste Lage. Außerdem glaubte ich, dass es ihr ein bisschen guttun würde mal Ärger zu bekommen. Noch nie wurde sie wegen etwas geschimpft, solange ich bei der Familie wohnte. Den Ärger den ich als Kind immer bekommen hatte, hatte mir immerhin gutgetan.

Als wir wieder zurück waren ging ich schnurstracks in mein Zimmer und schmiss mich müde auf mein Bett und seufzte. Noch nie hatte ich so Heimweh wie zurzeit. Jedes Mal, wenn meine Gedanken in diese Richtung abdrifteten, zog sich meine Brust zusammen. Und jedes Mal zerbrach ich mir den Kopf über den Beschluss. Ich wusste, dass der Hokage nicht alles allein zu entscheiden hatte, dennoch war er auch nicht gezwungen auf die Ältesten zu hören. Es gab jede Menge qualifizierte Frauen, die sogar besser in diese Rolle gepasst hätten. Aber da ich ja anscheinend was Besonderes, aufgrund meines Weltenwechsels war, entschied man sich für mich. So ein Schwachsinn. Es war ja nicht so, dass ich Madara nicht mochte, aber ich würde ihn um Himmels Willen niemals heiraten. Mal angenommen Tobirama wäre derjenige gewesen den ich hätte heiraten müssen, hätte ich mich wahrscheinlich genauso geweigert. Seufzend zog ich mein Handy aus meiner Tasche und ging in meine Galerie. Ich hatte heimlich Fotos mit Tobirama und den anderen gemacht. Während des Kirschblütenfestes hatte ich sogar ein Gruppenfoto geschossen. Zwar schauten sie nicht in die Kamera, aber es sah trotzdem wundervoll aus. Ich schaute mir alle Bilder einzeln an. Bei jedem Bild erinnerte ich mich an den Tag und lächelte wehleidig. Ich wusste gar nicht wie sehr man sich nach der Anwesenheit bestimmter Menschen sehnen konnte. Zwar hatte ich in meinem Leben bereits mehrere Partner, doch diese Bindungen waren nie wirklich intensiv. Selbst bei Jenna, was mich schon echt wunderte. Stöhnend vergrub ich mein Gesicht in meinem Kissen. Meine Gefühle waren einfach nur verwirrend und völlig durcheinander.

Verschollene SenjuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt