20.Kapitel: Angstschweiß

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Nach Luisas Ausraster, hab ich das Training ausfallen lassen und ging zur Bushaltestelle. Ich setzte mich auf die Bank und wartete auf den Bus, während es langsam anfing zu schneien. "Scheiße", fluchte ich und schloss den Reißverschluss meiner viel zu dünnen Trainingsjacke. "Es ist Winter, Eve. Da trägt man normalerweise wärmere Klamotten, du Brain!", hörte ich eine Person sagen. Erschrocken fuhr ich herum.

Cerny lief langsam auf mich zu und setzte sich neben mich. Ich sagte nichts sondern starrte auf die Spitzen meiner Chucks. Cerny unterbrach das Schweigen mit einem Seufzen. "Hab ich irgendwas gemacht?", fragte sie. Erschrocken drehte ich mich zu ihr. "Wie kommst du darauf?" "Du redest nicht mehr mit mir, du meidest meine Anwesenheit und du reagierst weder auf Nachrichten noch auf Anrufe", Cerny sah mich traurig an. "Also was hab ich gemacht?" Ich starrte auf meine Hände und murmelte nur ein leises :" Nichts!"

"Ach komm, Eve. Es kann definitiv nicht nichts sein. Wir haben in unseren Leben mehr als einen Streit gehabt, denn wir spätestens am nächsten Tag geklärt haben, weil wir miteinander geredet haben. Und jetzt vermeidest du mich, redest nicht mit mir und sagst, dass nichts ist!", fuhr sie mich an. Ich gab ihr keine Antwort, sondern schwieg für einen Moment. "Können wir vielleicht woanders darüber reden?", fragte ich. Cerny nickte und stand auf. "Wir können zu mir nach Hause fahren. Komm, mein Auto steht drüben bei der Schule", sagte sie und lief gefolgt von mir los.

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Bei Cerny zu Hause angekommen, setzten wir uns auf ihr Bett. Cerny hatte was zum trinken mitgenommen und zwei Tüten Chips. "Also was ist los?", fragte sie schließlich, riss eine Tüte Chips auf und stopfte sich eine Handvoll in den Mund und bietet mir auch was an. "Ich hab ein kleines Problem", sagte ich zögerlich und wollte mir auch etwas nehmen, hielt jedoch inne da Cerny sich wieder eine Handvoll Chips nahm und diese gierig verschlang. "Eines Tages werden dein zukünftigen Kinder bei dir verhungern. Nicht weil du zu wenig Essen kaufen wirst. Nein. Wohl eher weil du alles alleine essen wirst!", witzelte ich und wir fingen beide das Lachen an.

Wir stritten uns erstmal um die Chipstüte und dann verschüttete Cerny aus Versehen Cola über ihr Bett, nachdem sie stinksauer die Flasche öffnen wollte, und schließlich half ich ihr dabei ihr Bett neu zu beziehen, weil sie es einfach nicht konnte und viel zu beschäftigt war über die Cola zu schimpfen. Als wir uns nach zahlreichen Wutanfällen von Cerny und Lachanfällen von mir erholt hatten, kamen wir auf die glorreiche Idee zwei Schüsseln zu holen, damit jeder von uns gleich viel Chips bekommt und ich nicht unter Cernys Gastfreundschaft Hunger leiden muss.

Schließlich saßen wir wieder auf ihren Bett und aßen Chips. "Nun, meine Liebe. Was ist dein kleines Problem?", fragte sie mich. Sofort packte mich ein Gefühl der Unsicherheit und ich war mir nicht mehr so sicher, ob ich ihr von mir und Sam erzählen sollte. "Ähm nun ja...auf der Party meiner Schwester...da ist etwas passiert", stotterte ich nervös. Urplötzlich saß Cerny neben mir und legte eine Hand auf meinen Bauch, während sie mich besorgt anschaute. "Scheiße. Du bist schwanger!", murmelte sie. Verdattert blickte ich sie an, um heraus zu finden, ob sie scherzte oder es Ernst meinte.

Sie meinte es Ernst, denn sie stand auf und eilte aus ihrem Zimmer, um Schwangerschaftsbrochüren aus dem Büro ihres Vaters zu holen. "Da gibts so ne Art Beratungsgepräch mit einer Frauenärztin, was man kostenlos machen kann, hier steht ihre Nummer. Und da: Terminvereinbarung ohne Eltern möglich. Und es ist auch kostenlos. Ich glaub sie...", murmelte sie und blättert in einem kleinen Heftchen rum. "Cerny!", unterbrach ich sie und hielt sie an der Hand fest. "Ich bin nicht schwanger!"

Und schon viel sie mir um den Hals. "Gott sei Dank! Ich bin noch nicht bereit meine beste Freundin mit einem 24/7 schreienden Minimenschenbündel zu teilen, dessen einzigen Talente in die Windel kacken ist und fressen!", sagte Cerny erleichtert. Kichernd legte ich die Brochüren weg. "Wahrscheinlich kommt jetzt sowas wie, ich hab jemanden umgebracht oder ich hab einen Kerl entführt und weiß nicht mehr wo ich ihn eingesperrt hab oder ich bin lesbisch und hab auf der Party die Liebe meines Lebens getroffen!" In diesen Moment lachte sie alleine, denn ich war viel zu beschäftigt sie erschrocken anzustarren.

"Mann das wäre mega lustig!", lachte sie und stieß mir in die Seite. Als sie merkte das ich nicht lachte, verstummte sie und blickte mich fragend an. "Ist das Angstschweiß oder glänzt du nur?", fragte Cerny mich und wieß auf meine Stirn. Tatsächlich ist mir total warm geworden und Schweiß bildete sich auf meiner Stirn und auf meine Handflächen, die ich nervös an meiner Jeans abwischte.

"Eve?"
"Cerny...es gibt da etwas, was....zwischen mir und....und...ähm...und Sam passiert ist."

Verunsichert beobachtete ich wie sich Cernys fragender Gesichtsausdruck zu einen absolut verständnislosen verwandelte.

Fuck.

Like a thunderstorm (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt