10. Kapitel: Thousand miles

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Am nächsten Morgen wurde ich von einer hellwachen Sam geweckt. Sie war schon umgezogen. "Hey, du Schlafmütze. Du solltest so langsam aufstehen. Wir müssen in einer Stunde in der Schule sein!", sagte sie und grinste mich breit an. "Ja warte!", murmelte ich und rollte mich kraftlos von ihrem Sofa. Ich zog meine Sachen die ich gestern anhatte, als ich zu ihr gekommen bin, nochmal an und schleppte mich ins Bad, um meine Haare zu machen.

Ich schleppte mich die Treppe runter ins Essenszimmer und holy crap! Dieses Haus ist ein Paradies! Sam saß schon am Tisch, trank Kaffee und schrieb jemanden auf ihrem Handy. "Willst du auch ein Kaffee?", fragte sie. Dankend lehnte ich ab. Ich füllte Müsli in eine Schüssel die auf dem tisch stand und begann zu essen. Dabei beobachtete ich Sam. Sie hatte ihre Haare offen, sie trug eine blaue Jeans, eine weiße Bluse und darüber einen einfachen grauen Cardigan. Ich sah neben ihr wie ein Penner aus, da ich eine alte graue Jogginghose trug und das T-shirt mit dem Logo unserer Basketballschulmannschaft. "Wo ist eigentlich Stefano und deine Mom?", fragte ich. "Stefano ist mit Cerny irgendwo frühstücken gegangen und Mom ist bis Sonntag auf einer Fortbildung", sagte Sam und schaute kurz von ihrem Handy auf.

Schließlich fuhr sie mich mit ihrem Auto in die Schule. Da wir eine 20 minütige Fahrt vor uns hatten, schnappte ich mir das AUX-Kabel und schloss mein Handy daran, um Musik anzumachen. Ich war so glücklich meine Musik zu hören, dass ich für eine Sekunde vergas, dass Sam neben mir sitzt. Lauthals sang ich bei allen Liedern mit und bei dem Lied Monster von Kanye West eskalierte ich komplett. Irgendwann machte Sam die Musik leiser und grinste mich an. "Um Gottes Willen! Wäre ich die Jury irgendeiner Talentshow, würde ich dich aus meinem Auto schmeißen und dich überfahren!", sagte sie. Ich lachte. "Awww! Das ist das netteste was mir jemals gesagt wurde, nachdem ich gesungen habe", witzelte ich. Sam sah mich stirnrunzelnd an. "Mein Bruder hätte mich schon längst mit einer Ohrfeige zum Schweigen gebracht!", fügte ich hinzu. Sam verdrehte nur lachend die Augen.

Ich suchte bei meinem Handy ein neues Lied aus. Als Sam die ersten Klänge dieses Liedes hörte, weiteten sich ihre Augen. "Nein, Eve! Nicht dieses Lied!", rief sie, aber das hielt mich nicht davon ab freudig grinsend mitzusingen.

Making my way downtown

Walking fast, faces pass and I'm homebound

Staring blankly ahead

Just making my way

Making a way through the crowd

Sam hielt an einer roten Ampel und sah mich gequält an. Ich grinste und nahm ihre Hand von dem Lenkrad und sang weiter.

And I need you

And I miss you

And now I wonder

If I could fall

Into the sky

Do you think time

Would pass me by?

Cause you know I'd walk a thousand miles

If I could just see you

Tonight

Genau an dieser Stelle sah ich wieder rüber zu Sam und sah dass sie mich anlächelte. Und für einen Moment vergas ich weiter zu singen. Also saßen wir dort und starrten uns gegenseitig an. Ich hatte diesen Drang mich zu ihr vorzubeugen um sie zu küssen. Also lehnte ich mich leicht nach vorne und ich hätte schwören können, dass sie dasselbe machte. Mein Puls beschleunigte sich, als ich merkte wie nah ihr Gesicht an meinem war. Ich spürte ihren warmen Atem auf meinem Gesicht und ihr süßer Duft wehte zu mir rüber. Mein Blick ruhte kurz auf ihren Lippen und wanderte schließlich zu ihren Augen. Ihr grauen Augen schauten verunsichert in meine braunen und für einen Moment schien die Zeit stehen zu bleiben. So nah war mir noch nie jemand gekommen! Dann verstärkte Sam ihren Griff an meiner Hand und lehnte sich weiter zu mir vor und dann...

...hielt ein schwarzer Geländewagen neben uns und der Depp am Steuer drückte wie ein wilder auf die Hupe. Erschrocken gingen wir auseinander und Sam zog ihre Hand aus meinen Griff. Wütend schaute ich zu dem Fahrer vom Geländewagen und sah, dass Stefano dort saß. Neben ihm Cerny, die uns zu winkte und uns durch ihr geöffnetes Fenster etwas zu rief. Schnell öffnete Sam ihr Fenster. "Hallo, ihr Süßen!", rief Cerny. "Hey, ihr Turteltäubchen. Wie war euer Frühstück?", fragte Sam und lächelte. "Klasse! Aber Details kriegt ihr in der Schule. Bis daaaaaann!", rief sie und Stefano fuhr los, da die Ampel auf grün schaltete.

Langsam fuhr auch Sam los. Ihr Blick war auf die Straße gerichtet, während die letzten Klänge von "A thousand miles" ertönten. Ich saß noch total geschockt auf dem Beifahrersitz, starrte Sam an und realisierte langsam was fast passiert wäre. Sie war so nah bei mir...Ich hätte sie um ein Haar geküsst! Wären Cerny und Stefano nicht gekommen. Aber was wäre wenn sie nicht gekommen wären? Hätte sie mich dann wirklich geküsst? Was wäre danach mit uns passiert? Was...was...

"Eve, wir sind da!", ertönte Sam' s nervöse Stimme. Fuck! Ich konnte nicht zu ihr rüber schauen. Ich traute mich einfach nicht. Scheiße! Ohne zu zögern stieß ich die Tür auf und eilte zur Schule. Ich hörte noch wie Sam meinen Namen rief. Aber ich lief einfach weiter. Ich verstand diese Welt nicht mehr.

Das hinzugefügte Video ist von dem Film "White chicks" und das Lied ist"A thousand miles" von Vanessa Carlton.

Like a thunderstorm (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt