Finn

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Hayley

Abgespannt und mit geschlossenen Auge lag ich in dem überraschend gemütlichen Krankenhausbett und beobachtete Niall, der sich auf einen Plastikstuhl gesetzt hatte und meinen Sohn in seinen Armen hielt. Ein verzücktes Lächeln lag auf seinen Lippen, während er jeden Zentimeter von Finns Gesicht erkundete.

Finn.

Den Namen hatten wir gemeinsamen ausgesucht, wie wir auch gemeinsam beschlossen hatten, dass er bei der Geburt dabei sein würde. Und Niall hatte seinen Job prima gemacht. Ohne ihn hätte ich es wahrscheinlich nicht halb so gut überstanden und wäre durchgedreht. Aber Niall war da. Er war an meiner Seite geblieben und hatte meine Hand nicht ein einziges Mal losgelassen. Und jetzt gab er mir die Zeit sich auszuruhen und beschäftigte sich mit dem Säugling.

„Und nachher lernst du deinen coolen Onkel Louis kennen. Vielleicht ist er dein Daddy, aber ich glaube nicht. Und wenn doch, dann heißt das noch lange nicht, dass ich mich nicht trotzdem um dich kümmern kann." Leise sprach Niall mit Finn und ich musste mich schwer beherrschen, nicht die Augen aufzuschlagen und ihm zu versichern, dass er für mich schon längst Finns Vater war, Gentest hin oder her. Aber ich beherrschte mich und ließ Niall die Zeit mit seinem Sohn. Für mich war es sein Sohn, immerhin hatte er die letzten viereinhalb Monate zusammen mit mir durchgestanden und war am Ende sogar bei mir eingezogen.

Louis hatte sich rausgehalten und sich irgendwann komplett zurückgezogen, wo er jetzt wohnte wusste ich nicht genau, aber ich gönnte ihm den Abstand und die Privatsphäre. Trotzdem hoffte ich, dass er heute kommen würde, um seinen potenziellen Blutsverwandten kennen zu lernen.

Ein leises Klopfen an der Tür brachte mich dazu, meine Augen doch zu öffnen. Emma und Liam schoben sich in mein Zimmer, gefolgt von Harry und Grace. Louis war nirgendwo zu sehen und Maya würde wahrscheinlich nicht kommen, da machte ich mir keine Illusion.

Vorsichtig setzte ich mich auf und sah zu Niall, der sich ebenfalls aufgerichtet hatte. „Behalte ihn ruhig." Beruhigend lächelte ich ihn an, als er mir Finn zurückgeben wollte. „Er scheint sich bei dir wohl zu fühlen."

Niall lächelte erfreut und erhob sich dann von dem Stuhl, um auf unsere Freunde zuzugehen. Stolz wie Oscar präsentierte er ihnen Finn, der friedlich schlief. Von meinem Platz aus beobachtete ich die Reaktion der anderen. Emma war das Entzücken deutlich anzusehen und auch Grace Lippen umspielte ein verträumtes Lächeln.

Harry und Liam klopften Niall anerkennend auf die Schulter und als Harry Niall zu der gelungenen Arbeit gratulierte strahlte mein Freund, wie schon lange nicht mehr. „Danke, also ich meine...vielleicht ist Finn nicht meiner aber es fühlt sich jedenfalls so an", flüsterte er aufgeregt. Ich lächelte müde, als Emma und Grace sich zu gesellten und sich links und rechts von mir aufs Bett setzten.

„Das ging schneller als erwartet." Emma grinste mich an, aber ich war mit meinen Gedanken ganz wo anders. Louis war noch nicht da. Vielleicht sollte ich ihm besser persönlich schreiben.

„Dabei ist heute sogar der errechnete Geburtstermin. Ein Baby nach Plan", murmelte ich gedankenverloren und sah kurz zu Niall, der sich leise mit Harry und Liam unterhielt.

Überrascht sah ich auf, als Grace mich leicht anstupste und mir das Handy unter die Nase hielt. „Was soll ich denn damit?"

„Ich kenn dich vielleicht nicht so gut wie Emma oder Niall, aber alles an dir schreit, dass du Louis anrufen oder ihm eine Nachricht schreiben willst. Also, hier ist dein Telefon, wie du damit umgehst, wirst du ja wohl wissen." Ihre blauen Augen blitzen auf, als sie sich erhob, dabei fiel mir zum ersten Mal ihr runder Bauch auf. Und prompt fühlte ich mich schlecht. Ich hatte nicht gewusst, dass sie schwanger war und sie hatte es mir nicht erzählt.

Imperfect PerfectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt