Erwachen

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Grace

Fest umarmte ich Harry. Hayleys Worte hatten in mir einen Damm zum Bersten gebracht, den ich so lange mühevoll aufrechterhalten hatte. Jetzt brachen so viele Gefühle über mich herein, dass ich unter ihnen zu ertrinken drohte.

Schluchzend klammerte ich mich an meinen Verlobten und suchte bei ihm den Halt, den ich grade bitter nötig hatte. Ich spürte, wie er mich sanft in seine Arme schloss und über meinen Rücken streichelte. Sein Kinn hatte er auf meiner Schulter abgelegt, während er tröstend eine leise Melodie summte.

Leise weinte ich vor mich hin und ließ all den Tränen, die sich so lange in mir aufgestaut hatten, freien Lauf.

Später konnte ich nicht sagen, wie lange wir so dagestanden hatten, Harry als mein trostspendender Anker, oder wie wir letztendlich ins Schlafzimmer gekommen waren, aber irgendwann lagen wir eng aneinander gekuschelt im Bett.

Harry strich mir tröstend über den Arm. Die ganze Zeit über hatte er mich nicht gefragt, was los war. Er ließ mir die Zeit die ich benötigte, um von selbst zu erzählen.

Leise räusperte ich mich und schlang dabei einen Arm um seinen Bauch. Hayleys Worte hatten mich gewissermaßen wachgerüttelt. Es schmerzte zu hören, wie sehr ich meine Freunde und vor allem Harry verletzt hatte und ich wollte ich das ändern, nur wusste ich nicht wie.

Angestrengt rieb ich mit einer Hand über meine brennenden Augen und versuchte, eine Lösung zu finden, leider vergebens.

„Grace, was ist los?", flüsterte Harry leise mein Ohr, als ich auch nach einer ganzen Weile noch nichts gesagt hatte.

„Es tut mir leid", flüsterte ich ebenso leise zurück und merkte, wie er seinen Griff um mich verstärkte.

„Was tut dir leid?"

„Alles. Das ich dich von mir stoße, dass ich dich verletze, aber vor allem, dass ich Maddie verloren habe", wisperte ich. Meine Stimme war noch ganz rau vom vielen Weinen.

„Es ist nicht deine schuld Grace. Es war ein Unfall, für den niemand etwas kann." Beruhigend strich Harry über meinen Rücken und hauchte mir einen kleinen Kuss auf die Schläfe.

„Doch ist es. Ich bin weggerutscht Harry. Hätte ich besser aufgepasst, dann wäre sie jetzt noch am Leben und wir wären Eltern", hielt ich dagegen.

Hätte ich besser aufgepasst, wäre ich nicht die Treppe runtergefallen und meine Tochter wäre noch am Leben, aber Harry schien das nicht verstehen zu wollen.

„Hör auf damit dir das vorzuwerfen Grace. Ja du hättest vielleicht besser aufpassen können, aber ich auch. Meinst du nicht ich hab schon darüber nachgedacht, wie es gelaufen wäre, wenn ich einfach mit dir schlafen gegangen wäre? Hätte ich mich nicht noch unten mit Louis und Liam unterhalten, dann wärst du nicht runter gekommen und auch nicht gestürzt. Aber es ist nunmal passiert und wir können nichts dagegen tun, also bitte, hör auf. Du machst nicht nur dich damit kaputt sondern auch mich."

*Flashback Grace*

Leise seufzend richtete ich mich im Bett auf und strich über meinen Bauch.

„Es ist Schlafenszeit Maddie, warum bist du grade jetzt wach?" Ächzend richtete ich mich auf und legte eine Hand auf die Stelle, wo sie mich mit ihren Tritten quälte. Ich konnte es kaum noch erwarten, sie in ungefähr einem Monat endlich in meinen Armen zu halten.

„Mummy holt sich jetzt mal was zu trinken und vielleicht kommt dein Dad auch mich hoch."

Seufzend verließ ich das Gästezimmer und sah mich suchend in Liams Haus um. Ich war noch nie hier gewesen und so ganz hatte ich noch nicht raus, wo sich was befand.

Imperfect PerfectionWhere stories live. Discover now