Enthüllungen

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Grace

Schnell entsorgte ich noch die leeren Pizzakartons, dann lief ich wieder zu Harry ins Wohnzimmer. Emma und Liam waren erst vor einer Viertelstunde gegangen und ich war mir ziemlich sicher, dass sie das von vorhin im Badezimmer bei sich zuhause wiederholen würden. Liam hatte seine Frau praktisch mit den Augen ausgezogen und Emma konnte während des Essens kaum die Finger von ihm lassen.

So war es für mich auch nicht weiter verwunderlich, dass sie sich relativ schnell verabschiedet hatten, auch wenn wir noch keinen Plan hatten, wie wir unsere Freunde versöhnen wollten.

Es war schön zu wissen, dass wenigstens Liam und Emma glücklich miteinander waren, auch wenn ich etwas bedenklich fand, wie sehr sich Emma darauf versteift hatte ein Kind zu bekommen.

Das erinnerte mich an Harry. Seit wir zusammen waren hatte er immer von Kindern gesprochen und dass er ganz aus dem Häuschen war, als der Unfall passierte und ich plötzlich schwanger war. Während ich Panik hatte und nicht wusste, wie ich auf das Wesen in mir reagieren sollte. Ich wollte es damals von mir schieben und hatte ewig gebraucht, bis ich mich freuen konnte. Als ich die ersten Tritte gespürt hatte, war ich vor Glück fast geplatzt und von da an ging es bergauf. Noch immer hatte ich Harrys Strahlen vor Augen, als er Maddies Anwesenheit selbst spüren konnte.

Lächelnd schlang ich einen Arm um Harrys Bauch und legt meinen Kopf auf seine Brust. Es war so still bei uns, dass ich seinem Herzschlag ohne weiteres lauschen konnte, ein Geräusch, an das ich mich in den letzten zwei Jahren gewöhnt hatte und das ich nicht mehr missen wollte.

„Grace?" Harrys Stimme klang rau in meinem Ohr und jagte mir einen wohligen Schauer über den Rücken. Träge drehte ich meinen Kopf etwas und stütze mein Kinn auf seine Brust. „Mh?"

Harry strich mir mit seiner Hand sanft durch mein Haar. Ein zögerliches Lächeln legte sich auf seine Lippen, während er mich ansah, ich konnte die Frage geradezu auf seiner Zunge brennen sehen. Es dauerte ein wenig, bis er endlich mit der Sprache herausrückte. „Liam und Emma versuchen jetzt auch ein Baby zu bekommen."

Ich sah ihm genau an, dass es nicht das war, was er mir sagen wollte. „Sieht ganz so aus. Was wolltest du mich eigentlich fragen?" Sanft strich ich Harry über sein Bein während ich seinen nächsten Worten lauschte.

„Meinst du wir werden es auch irgendwann wieder versuchen? Ein Kind zu bekommen?" Die geflüsterten Worte hingen zwischen uns in der Luft und ich brauchte einen Moment, um es zu verstehen. Seit Mayas und Louis Hochzeit hatte er das Thema nicht mehr angesprochen und auch ich hatte mich davor gedrückt.

Dass ich seit über einem Monat ein Geheimnis mit mir herumtrug wusste niemand. Ich hatte es weder Maya, noch Hayley oder Emma erzählt und schon gar nicht Harry. Wenn wieder etwas schief ging, dann würde es wenigstens nur mich ins Verderben stürzen und nicht auch noch den Mann, den ich über alles liebte.

Unsicherheit flackerte in Harrys Augen auf, als ich nicht sofort antwortete. „Also wir müssen nicht. Nicht jetzt und auch später nicht, wenn du nicht willst", redete er plötzlich weiter. Sanft schüttelte ich meinen Kopf und küsste Harry kurz, um ihn zum Schweigen zu bringen.

„Sei bitte mal einen Moment still, Harry." Vorsichtig schob er mir seine Hand unter den Pullover und strich über meinen Rücken. Diese kleine Geste lenkte mich derart ab, dass ich vergaß, woran ich eben noch gedacht hatte.

„Du willst also später Mal ein Kind mit mir bekommen?" Harrys Augen leuchteten hoffnungsvoll auf, allerdings erlosch dieses Funkeln ziemlich schnell wieder, als ich meinen Kopf schüttelte.

„Nicht irgendwann, Harry, jetzt", wisperte ich leise. Grade noch so konnte ich mich davon abhalten, mir eine Hand auf den Bauch zu legen.

Harry richtete sich ein Stück auf und sah mich überrascht an. „Du willst jetzt versuchen ein Kind zu bekommen? Meinst du nicht, es ist etwas zu schnell?" Seine Worte brachten mich noch mehr ins Wanken, als ich es sowieso schon tat. Mir war es zu früh, ich würde mich am liebsten auch davor drücken und wegrennen, aber das konnte ich nicht.

Imperfect PerfectionWhere stories live. Discover now