Unverhoffte Hilfe

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Hayley

Nervös sah ich zu Niall, der neben mir im Wartezimmer saß. Er wirkte genauso nervös wie ich. Sein Bein wippte auf und ab und er warf immer wieder verstohlene Blicke auf die Frauen, die hier im Wartezimmer saßen. Die meisten von ihnen waren schon ziemlich schwanger, vielleicht Ende des achten Monats und ich konnte Niall den Schock über die dicken Bäuche deutlich ansehen.

Plötzlich sah Niall zu mir und mein Herz setzte einen Moment aus, nur um doppelt so schnell weiterzuschlagen, als er mich sanft anlächelte. „Du...verwirren dich die Schwangeren genauso wie mich?", fragte er leise. Ich brauchte einen Moment bis ich reagieren konnte und schüttelte dann meinen Kopf.

„Nicht so sehr. Ich hab Maya und Grace noch sehr gut schwanger vor Augen", flüsterte ich zurück. Niall nickte langsam und erneut stockte mein Herz, als er seine Hand auf mein Knie legte. Leider zog er sie ziemlich schnell wieder zurück als er merkte was er da grade tat.

Zum Glück kam genau in dem Moment eine Schwester die mich aufrief und bewahrte uns somit vor einer unangenehmen Situation. Niall erhob sich mit mir und folgte uns langsam. Er ballte seine Hände abwechselnd zu Fäusten und ließ wieder locker, während ich auf der Liege Platz nahm und auf die Ärztin wartete.

Niall sah so fehl am Platz aus, dass es mir fast leid tat ihn mitgenommen zu haben, aber andererseits freute ich mich auch, dass er trotz der Scheiße die ich gebaut hatte bei mir war und mich unterstützen wollte.

„Hayley?" Niall trat unsicher neben meine Liege und ergriff meine Hand. Mein Herz, das heute sowieso schon Probleme hatte, wusste gar nicht was es machen sollte und pochte so laut, dass ich es in meinen Ohren rauschen hörte. Das Baby reagierte auch sofort auf meine Aufregung und zappelte wild in meinem Bauch herum. Automatisch legte ich meine Hand darauf und musste lächeln. Niall sah mich aufmerksam an und trat noch etwas näher an mich heran. „Tritt er dich?"

Zu mehr als einem: „Mhhh", war ich nicht fähig. Erneut wurden wir unterbrochen als meine Ärztin eintrat und uns freundlich begrüßte. Ich wurde gebeten mich hinzulegen und den Bauch frei zu machen, die Prozedur kannte ich zwar noch vom letzten Mal, dennoch war ich nicht minder nervös. Nialls Gegenwart beruhigte mich kein bisschen, immerhin war nicht klar, was das zwischen uns war und wie es jetzt weitergehen würde.

Die junge Ärztin, Doktor Ahrend, drückte etwas kaltes Gel auf meinen Bauch und platzierte dann den Schallkopf. Ich spürte genau wie Niall sich anspannte und schmunzelte etwas, als er meine Hand immer und immer fester drückte. Mein Problem war nur, dass ich nicht wusste zu wem ich schauen sollte. Entweder zu meinem Exfreund, auf dessen Lippen ein unsicheres Lächeln lag und der seine Augen gar nicht von dem Monitor abwenden konnte, oder auf den Monitor, auf dem mein Kind zu sehen war.

Der kleine Mann zappelte dort genauso sehr wie in meinem Bauch, was wohl logisch war, aber ich war so nervös, dass ich kaum klar denken konnte.

„Na da ist aber jemand aktiv." Die Ärztin lächelte uns freundlich an und konzentrierte sich wieder auf den Bildschirm. „Es sieht alles so aus wie es sein soll bei ihrem Sohn."

Mein Blick huschte kurz zu Niall und als ich das Lächeln auf seinen Lippen sah, musste auch ich lächeln. Ein leises, komisches Geräusch erklang und aus dem letzten Ultraschall wusste ich, dass das der Herzschlag meines Sohnes war. Niall standen Tränen in den Augen, als die Ärztin ihn darauf hinwies und er versuchte nicht mal, sie vor mir zu verbergen. Er war so viel stärker als ich es war.

Vielleicht sahen das viele anders, aber ich war schon immer der Meinung, dass Gefühle zeigen zu können von Stärke zeugte. Niall war in der Hinsicht einer der stärksten Menschen die ich kannte.

Imperfect PerfectionWhere stories live. Discover now