Auseinandersetzungen

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Hayley

Mit einer Hand trommelte ich auf dem Armaturenbrett herum, während ich hin und wieder zu Harry sah.

„Und was erhoffst du dir davon Harry?", fragte ich irgendwann, nachdem nur die leisen Klänge des Radios als Unterhaltung dienten.

„Ich weiß nicht. Vielleicht braucht sie einfach eine Freundin mit der sie über alles reden kann. Jemanden, der nicht den gleichen Schmerz durchmacht wie sie." Kurz sah er mich von der Seite an, konzentrierte sich dann aber wieder auf die Straße.

Nachdenklich sah ich eine Weile aus dem Fenster und schwieg. „Wieso ich? Ich meine, es ist schön, dass du mich um Hilfe bittest und ich mach das gerne, aber warum? Grace und Maya stehen sich viel näher."

Harry schwieg, seine Hände krampften sich so fest um das Lenkrad, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.

„Maya ist auf Hochzeitsreise, Emma ist wie vom Erdboden verschluckt und ihre anderen Freundinnen kenne ich nicht gut genug. Ich brauche deine Hilfe Hayley. Wenn Grace so weiter macht, dann macht sie sich kaputt und das werde ich definitiv nicht mit ansehen."

Vorsichtig legte ich meine Hand auf seinen Unterarm und drückte ihn kurz aufmunternd, bevor ich sie wieder zurückzog.

„Es ist okay das es weh tut Harry. Wenn es das nicht würde, dann würde ich mir Sorgen machen. Aber du hast recht, Grace hat sich da in etwas hineingesteigert und das ist nicht gut für sie."

Seufzend fuhr Harry einen Feldweg entlang zu dem kleinen Paradies, das er und Grace sich geschaffen hatten.

„Versprich mir bitte, dass du mich einfach machen lässt Harry. Misch dich bitte nicht ein."

Verwirrt drehte er sich zu mir um, als er den Audi geparkt hatte. „Was hast du vor Hayley?"

Entspannt schnallte ich mich ab und stieg aus dem Wagen. „Das wirst du dann schon sehen. Lass mich bitte mit ihr alleine und mach, was auch immer du hier so machst. Mäh den Rasen oder sowas", wies ich ihn an und wartete geduldig, dass er die Tür aufschloss.

Noch immer war ich erstaunt, wie schön es hier war. Ich hatte Harry immer für einen Exzentriker gehalten, der gerne protzte und zeigte, was er hatte. Dieses gemütliche Holzhaus am See gelegen passte so gar nicht in meine Vorstellungen.

Harry trat an mir vorbei und schloss die Tür auf. Lächelnd folgte ich ihm ins Haus und schlüpfte aus meinen Schuhen.

„Möchtest du was trinken?" Auch Harry zog seine Schuhe aus und sah kurz ins Wohnzimmer.

„Gerne. Einen Eistee wenn ihr da habt. Sonst nehm ich auch Wodka." Augenzwinkernd trat ich an ihm vorbei ins Wohnzimmer, wo Grace sich mit ihrem Golden Retriever Welpen aufs Sofa gekuschelt hatte.

„Hey Snoopy." Unaufgefordert setzte ich mich neben sie und kraulte ihren Hund hinter den Ohren.

Grace schien mit ihren Gedanken ganz wo anders zu sein. Erst als Harry mir augenzwinkernd einen Eistee und ein Glas Wodka hinstelle und seine Verlobte kurz auf die Stirn küsste, schien sie langsam wieder aus ihrer Welt aufzutauchen.

„Ich lass euch Zwei mal allein und mähe den Rasen", sagte er an Grace gewandt und verschwand, nachdem er sich noch einen Kuss von ihr erschlichen hatte.

„Warum will er denn den Rasen mähen? Dafür hat er doch extra einen Gärtner besorgt", verwirrt sah sie ihm hinterher und schüttelte den Kopf.

„Vielleicht braucht er einfach frische Luft?" Entspannt lehnte ich mich zurück, das Glas Eistee in der Hand und sah mich um.

Imperfect PerfectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt