Ein neues Leben

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Harry

Sanft drückte ich Grace Hand, während Niall an uns vorbei lief. Meine Frau zitterte ein wenig, in ihrer dünnen Bluse, aber sie wollte ja nicht hören. Ich hatte ihr gleich gesagt, dass sie besser eine Jacke anziehen sollte.

Meine Frau, es war unglaublich, Grace jetzt offiziell als solche bezeichnen zu dürfen. Wir hatten es endlich gewagt und uns das Ja-Wort gegeben. Und es hätte nicht perfekter sein können.

Zwar wollte ich immer groß und prunkvoll heiraten, aber allein mit Grace und meiner Schwester als Trauzeugin hätte es nicht schöner sein können. In die strahlenden Augen meiner Freundin zu blicken, sie seit Ewigkeiten wieder wirklich glücklich zu sehen, das war etwas, was mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen war. Und jetzt durfte ich sie endlich Mrs. Styles nennen.

„Alles okay bei dir? Du bist etwas blass um die Nase." Abrupt riss mich die Stimme meiner Frau aus den Gedanken. Ich folgte ihrem Blick und musste zugeben, dass Hayley wirklich etwas blasser als sonst war.

„Nein, alles bestens. Und wie geht's euch?" Nur schwer konnte ich an mich halten und ruhig bleiben. Am liebsten hätte ich ihnen sofort von unserer Spontanhochzeit erzählt, aber Grace wollte, dass heute der Tag des neuen Babys war. Trotzdem konnte ich ein glückliches Lächeln nicht unterdrücken, das noch etwas breiter wurde, als ich meine Frau ansah.

„Super und dir?" Ich hörte sehr wohl, dass meine Stimme zu aufgedreht klang und kassierte dafür von Grace einen strafenden Stoß in die Seite. Auch Hayley sah mich etwas verwirrt an, nickte dann aber schwach.

„Schön", kam es lahm von ihr, dann schob sie sich an uns vorbei ins Wartezimmer. „Wir sollten uns setzten, es dauert bestimmt noch etwas."

Einen Moment sah ich Hayley nach, dann glitt mein Blick automatisch wieder zu Grace, die mich sanft anlächelte. Mein Herz schlug automatisch noch etwas schneller, sie hatte so ein wunderschönes Lächeln. Die Grübchen an ihrer linken Gesichtshälfte waren immer ein bisschen ausgeprägter als die Rechts. Lächelnd hauchte ich ihr einen Kuss auf die Lippen und strich ihr über den zarten Rücken. Grace sah mich aus ihren ozeanblauen Augen, so beschrieb sie sie mir immer und ich fand das ziemlich treffend, an und strich mir sanft über den Arm.

„Denk dran, Harry, wir behalten es erstmal für uns." Das Lächeln auf ihren Lippen wurde ein bisschen gemildert, sie versuchte ganz offensichtlich nicht zu Glücklich auszusehen.

Langsam nickte ich und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. „Das heißt aber nicht, dass du weniger glücklich aussehen musst." Neckisch stieß ich meine Frau in die Seite, die daraufhin nur zurückboxte. Ohne zu zögern schlang ich meine Arme um sie und hob sie ein Stück hoch. So betraten wir auch das Wartezimmer, in dem eine gedrückte Stimmung herrschte, wie eigentlich immer.

Sämtliche Anwesenden sahen uns an, nicht nur unsere Freunde, sondern auch die anderen Wartenden. Sanft setzte ich Grace wieder auf dem Boden ab, sie hasste Aufmerksamkeit und es erstaunte mich immer wieder, dass sie sich gerade für mich entschieden hatte, wo ich doch die Aufmerksamkeit anzog wie das Licht die Motten.

„Wie lange seid ihr schon hier?" Bemüht um einen neutralen Gesichtsausdruck setzte ich mich auf einen der Plastiksitze und sah zu Liam und Emma. Noah kletterte sofort auf den Schoß von Grace und kuschelte sich an sie. Ich beobachtete, wie sie den kleinen Jungen aufs Haar küsste und kam nicht umhin mich zu fragen, wann sie Kindern gegenüber wieder so aufgeschlossen worden war.

„Seit etwa dreißig Minuten, vielleicht etwas länger." Liam strich mit seiner Hand über Emmas Bein und lächelte sie sanft an. Der Ehering an seinem Finger glänzte und rief ganz ungewollt eine Erinnerung in mir hervor, die ich viel zu verdrängen versucht hatte.

Imperfect PerfectionWhere stories live. Discover now