Gespräche

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Maya

Müde strich ich mir über meine immer dicker werdende Babykugel. Ich hatte meine Schwangerschaft mit Noah viel weniger anstrengend in Erinnerung.

Aber vielleicht lag es eben genau daran. Als ich mit Noah schwanger war, hatte ich nicht noch ein Kind, um dass ich mich kümmern musste.

Grade jetzt war mein Sohn wirklich anstrengend. Er trotzte zu allen Begebenheiten und quengelte was das Zeug hielt. Am liebsten weckte er mich aber, wenn ich mich grade zu einem Schläfchen hingelegt hatte, weil mich sein Geschwisterchen nachts wach hielt.

Ebenso wollte er nicht verstehen, dass mein Bauch kein Punching Ball war und er dem Würmchen wehtat, wenn er immerzu auf mir herumkletterte oder sich auf meinen Bauch stellen wollte.

Die entspannte Zeit in den Flitterwochen war vorbei und der Alltag war voll und ganz bei uns eingezogen. Louis war vormittags fast nie Zuhause und arbeitete. Er hatte sich eine Plattenfirma gesucht, für die er jetzt mit anderen Künstlern Songs schrieb.

An sich fand ich das auch wirklich gut, aber es war anstrengend. Ich verbrachte 24 Stunden am Tag mit meinem Sohn, den ich über alles liebte, aber mir fehlte der Kontakt zu Erwachsenen.

Ich setzte all meine Hoffnungen in Emma, die vor drei Tagen zu Liam gezogen war. Hayley und Grace lebten beide in Deutschland, abgesehen davon meldeten beide sich eher weniger.

Mit Emma hatte ich in letzter Zeit hingegen mehr Kontakt gehabt. Wir hatten uns oft darüber ausgetauscht, wie sehr sich unser Leben jetzt verändert hatte. Als verheiratete Frauen hatten wir immerhin eins gemeinsam, einen Ehemann.

Auch wenn ich sie momentan beneidete. Sie musste ihren Mann nicht mit einem Kleinkind teilen.

Sanft strich ich über meinen Bauch, als sich das Würmchen regte. Louis und ich hatten uns beim letzten Ultraschall nicht einigen können, ob wir das Geschlecht des Babys wissen wollten und einfach beschlossen, das auf einen späteren Termin zu verlegen.

„Wartest du auch auf Papa? Der ist heute aber mit Onkel Harry und Onkel Liam etwas trinken gegangen. Dafür kommt Tante Emma gleich hoffentlich vorbei."

Ich runzelte die Stirn und fragte mich, ob es normal war, dass ich mich mit meinem Bauch unterhielt. Lange konnte ich diesen Gedanken aber nicht verfolgen, denn schon verlangte Noah wieder lautstark nach mir.

Umständlich erhob ich vom Sofa und stieg die Treppen zu seinem Zimmer hoch. Eigentlich sollte er jetzt schlafen, es war sieben und er hatte heute keinen Mittagsschlaf.

„Was ist denn los kleiner Mann?" Geräuschlos schlich ich zu seinem Bett und machte das kleine Nachtlicht an.

Noah lag in seinem Bettchen und sah mich aus Louis blauen Augen an. Müde setzte er sich auf und rieb sich die Augen. „Papa hat noch nis dute Nacht desagt." Er schob seine Unterlippe schmollend vor und sah damit einfach zu niedlich aus.

„Ich hab dir doch gesagt, dass Papa heute Nacht weg ist. Aber er steht morgen früh mit dir auf." Beruhigend lächelte ich meinen Sohn an und strich ihm durchs Haar.

„Is bleib wach bis Papa nach Hause tommt." Noah verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und ich seufzte leise auf.

„Aber Papa kommt ganz spät. Dann bist du morgen total müde und kannst nicht auf den Spielplatz gehen", versuchte ich ihn zu überzeugen, wieder zu schlafen.

„Is bleib trozdem wach", meinte er ernst.

Schulterzuckend knipste ich sein Nachtlicht aus und verließ das Zimmer. „Ganz wie du meinst, aber dann bleibst du alleine hier."

Imperfect PerfectionWhere stories live. Discover now