Bettgeflüster

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Emma

Übermüdet fuhr ich durch die nächtlichen Straßen Londons. Liam hatte mich tatsächlich angerufen und nun würde ich ihn abholen. Seit seinem Anruf hatte ich ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch. Normalerweise war Liam nach einer Party begeistert und euphorisch, aber eben am Telefon klang er geradezu niedergeschlagen, als wäre irgendetwas gründlich schief gelaufen.

Ich parkte den Audi an einer Seitenstraße und stieg aus dem Wagen. Schon von weitem konnte ich drei Gestalten ausmachen, zwei männlich, eine weiblich.

Eine der Gestalten lief auf mich zu und sofort musste ich lächeln, es tat gut ihn zu sehen, auch wenn wir nicht lange voneinander getrennt waren. Liam schlang seine Arme lächelnd um mich und hob mich hoch. Er drehte sich mit mir einmal im Kreis und hauchte mir dann einen Kuss auf die Lippen.

Lächelnd griff ich nach seiner Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. Neben Liam schlenderte ich zu Louis und Hayley, von Niall fehlte merkwürdigerweise jede Spur. Noch dazu sah Nialls Freundin aus, als könne sie nur schwer die Tränen zurückhalten.

Verwirrt sah ich von einem zum anderen, aber niemand sprach mit mir.

„Also...wer möchte noch mitfahren? Ich fahr euch gerne alle nach Hause." Ich setzte mein freundlichstes Lächeln auf, erntete aber nur ein müdes Nicken von Louis. Hayley schüttelte niedergeschlagen den Kopf und deutete in eine andere Richtung.

„Danke, Emma, aber ich nehm die Bahn", murmelte sie. Ihre Stimme klang kratzig und ihr ganzes Auftreten bereitete mir Sorgen. Was war heute Abend nur passiert?

„Aber nicht allein. Es ist dunkel und du bist eine Frau", schaltete Louis sich direkt ein. Er erntete dafür aber nur einen missmutigen Blick von Hayley.

„Vergiss es. Es ist dunkel und du bist Louis. Du könntest mich nicht mal beschützen, wenn du ein paar mehr Muskeln hättest", zog sie ihren besten Freund auf, der nur eine Grimasse schnitt, dann aber grummelnd einlenkte.

Zu dritt stiefelten wir zum Audi, Louis roch wie eine Brauerei und lief auch recht torkelnd, aber das war es nicht, was mir Sorgen machte. Louis Augen glänzten wässrig, als stände er kurz davor in Tränen auszubrechen.

Ich beschloss aber, ihn nicht darauf anzusprechen, wahrscheinlich wollte er sowieso nicht mit mir darüber reden.

Kurz sah ich Hayley noch nach, auch mir war nicht ganz wohl dabei, dass sie mitten in der Nacht alleine Bahn fuhr, aber ich kannte sie gut genug um zu wissen, dass niemand sie davon abbringen konnte. Ich würde mich also damit begnügen, sie nachher anzurufen und mich so davon zu überzeugen, dass sie heil Zuhause angekommen war.

Die Rückfahrt verlief weitestgehend schweigend, Louis und Mayas Haus lag in einem schönen Teil der Londoner Vorstadt und war leicht zu erreichen. Wenn Liam und ich einmal Kinder haben sollten träumte ich zwar davon, auf dem Land zu leben, aber falls das nicht in seinem Sinn sein sollte, würden wir definitiv die Nachbarn der Tomlinsons werden.

Während der ganzen Fahrt malte Liam mit seinem Daumen kleine Kreise auf die Innenseite meines Knies. Seine Hand lag angenehm warm auf meinem Knie und ließ mich zufrieden lächeln. Genau solche kleine Berührungen machten Liam aus. Er schaffte es auch, mir ohne Worte zu zeigen, dass er immer für mich da war.

Am Haus der Tomlinsons musste ich erneut schmunzeln. Genau so hatte ich mir ein Haus in dem Kinder leben immer vorgestellt. Im Vorgarten stand ein blaues Bobby Car und ein kleiner Fußball wurde vom Wind hin und her gerollt, hier lebte eindeutig ein kleiner Junge, Noah.

Louis stieg aus dem Wagen und murmelte ein knappes: „Danke und gute Nacht." Dann stapfte er mit hängenden Schultern zum Eingang des Hauses. Liam neben mir seufzte leise auf und sah seinem Freund hinterher, leicht schüttelte er den Kopf.

Imperfect PerfectionWhere stories live. Discover now