Die Hochzeitsnacht

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Hayley

Hastig eilte ich hinter Niall die Treppe hoch. Ich wollte nicht, dass wir so sang- und klanglos auseinandergingen, denn genau das würde passieren. Schon Morgen würde ich wieder in alte Muster verfallen und ihn ignorieren. Das machte ich nicht mal mit Absicht, ich tat es aus Selbstschutz, aber auch um Niall zu beschützen.

Wir waren nicht gut füreinander, irgendwie gab es bei uns immer nur absolute Harmonie und Glück oder aber das andere Extrem, Streit und Vorwürfe von beiden Seiten.

Aber ich wollte seine Nähe, ich brauchte sie so sehr, brauchte ihn so sehr. Der Tanz hatte mir einmal mehr gezeigt, dass er in gewisser Weise meine bessere Hälfte war. In seinen Armen fühlte ich mich geborgen und sicher, als wäre genau dort mein Zuhause.

Ich hatte dieses Gefühl in den letzten Wochen so sehr vermisst und deshalb folgte ich ihm jetzt auch zu seinem Zimmer.

Vor seiner Tür hielt ich jedoch inne. Die Hand schon zum Klopfen erhoben verließ mich plötzlich der Mut. Wie sollte ich ihm erklären was ich hier wollte?

Nach kurzem Zögern machte ich auf dem Absatz kehr und lief den Gang zurück zur Treppe. Leider meinte das Schicksal es mal wieder nicht allzu gut mit mir. Schon nach wenigen Metern begegnete ich Niall, der Noah und eine Tasche für den kleinen Mann bei sich trug.

„Ante Ally", quietschte der Kleine begeistert, als er mich sah und nahm mir somit die Chance, mich irgendwie doch noch vor Niall zu verstecken.

Ertappt blieb stehen und hob meinen Blick. Ich sah gradewegs in zwei Paar blaue Augen. Die Einen musterten mich mit kindlicher Neugier, wohingegen die Anderen mich ehr zurückhalten und mit vorsichtiger Zurückhaltung ansahen.

„Ähm, hey", murmelte ich und setzte für Noah ein Lächeln auf.

„Was machst du denn hier?" Fragend sah Niall mich an. „Solltest du nicht unten sein und eine wilde Partynacht genießen?"

Schulterzuckend deutete ich auf die Treppe. „Ich hab oben was vergessen, wollte jetzt wieder runter", log ich. Schon immer hatte ich es gehasst, ihn anzulügen, für mich waren Lügen mit einem Vertrauensbruch gleichzusetzten.

„Ally mittommn und Aiell Oha siste telln", aufgeregt zappelte Noah auf Nialls Armen. Ich fragte mich, wie der Kleine so schnell wieder so munter sein konnte. Vor nicht mal 15 Minuten hatte er doch noch friedlich auf Louis Armen geschlafen.

Unsicher sah ich meinen Exfreund an, von dem ich mir gar nicht so sicher war, ob er überhaupt mein Ex war. Das war das Schwere an der Pause, ich hatte keine Ahnung, wie ich jetzt zu Niall stand und was ich antworten sollte, wenn mich jemand fragte, ob ich vergeben war.

„Wenn's dir nichts ausmacht komm mit." Damit öffnete er seine Zimmertür und trat mit Noah zusammen ein. Einen Moment zögerte ich noch, als ich Noah aber fröhlich plaudern hörte, trat ich über die Schwelle hinein und schloss die Tür hinter mir.

Ohne Umschweifen machte Niall sich direkt daran, Noah fürs Schlafengehen herzurichten. Auch die Windeln wechselte er dem Stinker ohne mit der Wimper zu zucken. Jedenfalls hatte tat das, bevor Noah ihn anpinkelte.

„Bah Noah, sowas macht man nicht. Und dann auch noch auf den schönen Anzug." Angewidert trat er einen Schritt zurück, nicht ohne Noah vorher eine frische Windel auf den Bauch zu legen. „Wechsel deine Windeln doch selber", damit verschwand er fluchend aus seinem Zimmer und huschte ins Bad.

Lachend trat ich zu Noah und kniete mich neben ihn auf den Boden. „Na, hast du Onkel Niall mal wieder geärgert?" Mit einer Hand kitzelte ich den Kleinen am Bauch und sah ihm dabei zu, wie er glücklich lachte und sich unter meinen Händen wandte.

Imperfect PerfectionWhere stories live. Discover now