Wiederkehrende Gefühle?

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Hayley

Seufzend legte ich mein Handy beiseite und sah zu Niall, der noch immer friedlich neben mir im Bett lag und schlief.

Wir waren erst gestern zuhause angekommen und schon jetzt sehnte ich mich nach der unbeschwerten Zeit in Tokyo zurück.

Allein das Louis mich anrief um sich über all die Verantwortung zu beklagen, die mit dem zweiten Kind mit sich kam, zeigte mir, dass ich wieder in meinem schnöden Alltag angekommen war.

Natürlich hatte ich meine Freunde vermisst und auch die Zeit mit meinem besten Freund, aber es war auch schön, mich ganz auf meine Beziehung zu Niall zu konzentrieren und mit ihm eine unbeschwerte Zeit zu verbringen.

Er war so ein herzensguter Mensch, das hatte ich nach seinem Fehltritt ausgeblendet und erst in Tokyo war mir wieder bewusst geworden, was ich an Niall hatte.

Seine Überraschung hatte mich tief in meinem Herzen berührt und mittlerweile musste ich über mich selber lachen, weil ich ihm gegenüber so misstrauisch war.

Niall war aber auch gemein gewesen und hatte mich lange zappeln lassen. Mir die Augen zu verbinden und mich gefühlt bis ganz nach Timbuktu laufen zu lassen, war nicht grade die feine englische Art. Aber was wollte ich auch von einem Iren erwarten? Englische Manieren bestimmt nicht.

Im Endeffekt war es aber grade richtig gewesen, so wie Niall es gemacht hatte. Die Spannung, die sich in mir Aufgebaut hatte und mein wild Klopfendes Herz hatten perfekt zu dem Ambiente gepasst, das sich mir enthüllte, als Niall endlich die Augenbinde abnahm.

Vor mir lag der schönste Garten, den ich je gesehen hatte. Kirschblütenbäume säumten das Ufer eines wunderschönen Flusses, der sich sanft plätschernd ewig dahinzuschlängeln schien.

Gebannt betrachtete ich meine Umgebung und bekam gar nicht mit, dass Niall mich mit sich zog, zu einem kleinen Boot, das am Ufer schaukelte.

Erst als er in das Boot kletterte und mir seine Hand zur Hilfe bot erwachte ich aus meiner unendlichen Faszination. Lächelnd legte ich meine Hand in seine und stieg in die Nussschale, die unter meinem Gewicht gefährlich anfing zu schwanken.

Ich unterdrückte einen mädchenhaften Aufschrei und hielt mich an Niall fest, der es irgendwie schaffte, das Boot wieder auszubalancieren. Erleichtert atmete ich auf und ließ mich langsam auf dem Boden des Bootes nieder, der mit einer weichen Decke ausgelegt war. Ein Picknickkorb stand am Bug, oder Heck, das konnte ich noch nie auseinanderhalten.

Überrascht hielt ich mich am Holz des Schiffes fest, als es sich plötzlich in Bewegung setzte. Ich hatte weder die Paddel bemerkt, noch dass Niall diese in die Hände genommen hatte um loszurudern.

„Entspann dich und genieß die Bootsfahrt, aber Hände weg vom Essen, das machen wir nachher." Niall zwinkerte mir zu und ruderte in gemächlichem Tempo weiter.

Um uns herum war es vollkommen still, nur das Klatschen der Paddel auf dem Wasser und das Zirpen der Insekten waren zu hören. Kein Motorenlärm, keine schrillen Töne von irgendwelchen japanischen Reklametafeln und auch sonst keine Geräusche, die für eine Großstadt so typisch waren.

Wie Niall es gesagt hatte entspannte ich mich und ließ meinen Blick über die Bäume im Kirschblütengarten schweifen. Es war wunderschön und ich schätzte mich sehr Glücklich, dass ich die Gelegenheit hatte, das hier zu sehen und es auch noch mit Niall zu teilen.

Ich wusste nicht wie lange Niall gerudert war, bis wir an einem kleinen Steg hielten. In dieser Friedvollen Gegend fiel es mir leicht, jegliches Gefühl für Zeit und Raum zu verlieren und mich einfach treiben zu lassen.

Ich sah zu, wie Niall sich vorsichtig erhob und den Picknickkorb auf den Steg stellte. Der Knoten, mit dem er das Boot festzurrte war nicht besonders professionell, aber er würde wohl seinen Zweck erfüllen.

Erneut schwankte das Boot, das ich noch immer mit einer Nussschale verglich und ich traute mich nicht, aufzustehen und auszusteigen, wie Niall es eben getan hatte. Er schien es mir anzusehen, sagte aber nichts, was ich ihm hoch anrechnete. Niall gab mir Zeit vertrauen zu dem Boot zu fassen und schließlich aufzustehen.

Langsam tastete ich mich zum Bootsende vor und schaffte es, mit Nialls Hilfe, aus der Nussschale zu steigen, ohne sie zum Kentern zu bringen.

Erst als ich wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte, merkte ich, wie sehr ich mich gefürchtet hatte, ins Wasser zu fallen. Eigentlich war ich nicht so ein Mädchen, aber ich war auch keine gute Schwimmerin, ich war nicht schlecht, aber auch nicht gut.

Niall berührte mich sanft am Rücken und dirigierte mich ein Stück weiter vom Boot weg zu einer Lichtung. Überall hingen Lampions in den Bäumen und Niall war dabei, die Picknickdecke auf dem Boden auszubreiten und den Korb auszuräumen.

Es war einfaches Essen, Brote, Erdbeeren, Tomaten. Aber es war perfekt für mich. Es zeigte mir, dass Niall sich Gedanken gemacht hatte, immerhin hatte er Tomaten dabei, die waren hier wirklich schwer zu bekommen.

Ich wusste, dass er selbst sie nicht so gerne mochte, aber er wusste, dass ich für Cherrietomaten töten würde.

Es tat gut hier mit ihm zu sitzen und zu picknicken. Es fühlte sich an, als wären wir ein ganz normales Paar was unendlich gut tat. Niall und ich saßen stundenlang nebeneinander, lachten und scherzten zusammen und verbrachten unbeschwerte Stunden.

Dieses eine Date, die Überraschung, die er für mich vorbereitet hatte, brachte uns einander so viel näher, als es all die Wochen und Monate der Bemühungen unserer Freunde getan hatten. Und das hatte einen einfachen Grund. Es beruhte nicht auf Zwang.

Niall hatte das hier organisiert, weil er wusste, dass es mich freuen würde und weil er es wollte.

Auch jetzt, mehr als eine Woche danach erinnerte ich noch an jedes Wort, was wir diese Nacht gesprochen hatten. Auch erinnerte ich mich nur zu gut an das, was im Hotel folgte.

Es war unglaublich schön, Niall wieder so nah zu sein, wie vor langer Zeit. Es war wieder vollkommen neu für mich und ich hatte das Gefühl, eine ganz neue Seite von Niall zu entdecken.

Niall grunzte neben mir und schmatzte im Schlaf. Ich konnte nicht anders und kraulte ihn unterm Kinn, was ihn eine witzige Grimasse schneiden ließ.

Blinzelnd öffnete er seine Augen und sah dabei zum Anbeißen niedlich aus, nur würde ich das nie laut aussprechen. Das würde mein Freund glatt als Beleidigung auffassen.

„Wovon träumst du?" Lächelnd strich ihm durch das blonde Haar, bei dem schon wieder ein dunkler Ansatz durchkam.

„Von einem riesen Truthahnsandwich und wie wir feiern gehen", murmelte er schläfrig und zog mich in seine Arme.

Bei mir dachte ich, dass ich ihm beides leicht erfüllen konnte. Louis hatte mal wieder eine ordentliche Partynacht nötig, das würde ihn auf andere Gedanken bringen und vielleicht waren die anderen Jungs auch mit von der Partie.

Das Truthahnsandwich würde ich ihm nachher schnell machen, dann hatte er etwas zu essen, wenn er nach dem Golfen nach Hause kommen würde.

Nur konnte ich all das vergessen, wenn Niall mich weiter so eng an sich presste. Allerdings wollte ich auch nichts dagegen sagen, denn zugegebenermaßen genoss ich die Nähe zu meinem Freund.

So ließ ich mich von ihm umarmen und schmiedete weiter Pläne, wie ich es anstellen konnte, dass wir möglichst bald gemeinsam feiern gehen konnte, denn auch ich hatte große Lust dazu.


Das ist für dich Sarah, und es tut mir wirklich leid, dass es so kurz ist :/

Imperfect PerfectionWhere stories live. Discover now