Besuche

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Maya

Hilflos sah ich zwischen Noah und Mia hin und her und seufzte, als mein Sohn seine Schwester ein weiteres Mal schubste. Eigentlich wollte ich Grace heute besuchen, aber meine Kinder waren so anstrengend, dass ich den Weg zur Haustür nun schon zum dritten Mal antrat.

Noah zog sich immer wieder aus und wenn ich ihn grade wieder angezogen hatte, schubste er Mia oder ärgerte sie sonst irgendwie und während ich Mia dann versuchte zu beruhigen, zog Noah sich wieder aus.

Meine Nerven langen mittlerweile blank und ich war kurz davor, meine Kinder zu erwürgen oder sie in die Babyklappe zu geben, damit ich endlich wieder schlafen konnte. Oder atmen, ja, frei atmen wäre wundervoll.

Das Klingeln an der Tür riss mich aus meinen Gedanken und im nächsten Augenblick hatte mein Sohn die Tür auch schon aufgerissen. Noah glaube bei jedem Klingeln, dass sein Vater kommen würde, um mit ihm zu spielen. Dementsprechend enttäuscht sah er jetzt drein, als nicht Louis sondern Grace vor der Tür stand und ihn anlächelte.

„Du bist doof. Du bist nich Papa", brüllte er und stürmte wütend davon. Ich hörte ihn die Treppe hochpoltern und strich Mia beruhigend über den Rücken. Eigentlich war sie ein ruhiges Baby, aber Noahs Eifersucht machte ihr das Leben schwer.

Müde taumelte ich einen Schritt zurück und deutete ins Haus. „Komm rein."

Grace lächelte mich an und betrat das Haus. Ihre blauen Augen durchleuchteten mich wie immer und ich war mir sicher, dass sie genau wusste, was mich bedrückte. „Ich dachte mir, ich komm einfach bei dir vorbei. Hier hast du es leichter und deine Kinder haben ihre Spielsachen hier."

Schwach lächelte ich meine beste Freundin an und reichte ihr dann ohne Umschweife Mia, die ihre Patentante ganz interessiert musterte. Grace hielt sie vorsichtig in ihren Armen und tippte ihr dann auf die Nase. „Na du, bleiben wir beide hier solange deine Mama sich mit deinem Bruder unterhält?"

Sofort schüttelte ich den Kopf. „Vergiss es. Ich laufe ihm jetzt nicht auch noch nach, weil er sich blöd benimmt. Seine Eifersucht nervt langsam", empörte ich mich bei ihr und fuhr mir verzweifelt durchs Haar. Es war lange her, dass ich Zeit hatte, in Ruhe zu Duschen.

„Wenn du magst rede ich nachher mal mit ihm? Vielleicht ist er mir gegenüber etwas offener als bei dir?"

Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern und warf mich aufs Sofa. Müde schloss ich meine Augen. „Ganz ehrlich, Grace, schaff dir nie Kinder an. Du kannst nicht schlafen, du kannst nicht duschen und du kannst auch deine Ehe in die Tonne kloppen, sobald die Schreihälse da sind."

Kurz drehte ich meinen Kopf zu Grace, die einen ganz merkwürdigen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. „Ich schätze dafür ist es jetzt zu spät."

„WAS?!" Überrascht sah ich meine Freundin an, die Mia sanft über den Bauch strich und ihr damit immer wieder Lächeln entlockte.

„Es könnte sein, dass ich schwanger bin", nuschelte Grace leise und lächelte Mia warm an.

„Wie lange? Und wie weit? Wer weiß es noch? Was sagt Harry dazu?"

Grace Mundwinkel zuckten und sie störte sich nicht daran, dass meine Tochter ihren Zeigefinger als Geisel hielt. „Wie lange und wie weit ist so ziemlich das gleiche, aber ich bin heute in der 12. Woche."

Ich hatte meine Freundin in letzter Zeit öfter lächeln sehen, aber jetzt grade wirkte sie nicht allzu glücklich. Vorsichtig legte ich eine Hand auf ihren Arm. „Ist alles okay? Sag bloß Harry freut sich nicht?!"

„Doch", Grace schüttelte leicht ihren Kopf. „Harry freut sich und ich...mich auch."

„Das klingt ja nicht sehr überzeugend."

Imperfect PerfectionWhere stories live. Discover now