Schlag in die Magengrube

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Maya

Vor fast drei Wochen war Grace bei mir aufgetaucht. Vor fast sechs Monaten hatten Louis und ich uns getrennt. Und vor fast einer Stunde war mein Leben einmal mehr auf den Kopf gestellt worden. Bei Hayley hatten die Wehen eingesetzt, was bedeutete, dass wir sehr bald erfahren würden, wer der Vater des kleinen Jungen war.

Dementsprechend nervös war ich heute, weshalb ich umso erleichterter war, dass Grace vorrübergehend bei mir eingezogen war. Sie kümmerte sich liebevoll um meine Kinder und schaffte es sogar irgendwie, Noah davon abzuhalten, Mia zu ärgern.

Grade jetzt saß sie mit Noah auf dem Wohnzimmerteppich und spielte geduldig mit ihm Bagger. Immer wieder wanderte ihre Hand dabei zu ihrem Bauch, der langsam immer runder wurde. Allmählich machte ich mir wirklich Sorgen um sie, dass Harry sich so gar nicht meldete und sie grade jetzt im Stich ließ, setzte ihr schwer zu.

„Und der Gaga macht brrrrrr", erklärte mein Sohn seiner Tante und deutete auf ihren Bagger. „Und meina macht Brumbrum."

Grace nickte verständnisvoll und strich Noah über den Kopf. „Ich bin gleich wieder da Großer, ich muss nur mal eben aufs Klo." Umständlich erhob sie sich vom Boden und lächelte mich kurz an. „Mach dir keine Sorgen Maya, es wird alles gut mit Louis."

„Dein Wort in Gottes Ohr." Seufzend sah ich meiner Freundin nach, setzte mich dann aber zu Noah, der mich abwartend ansah.

„Mama? Warum is Tante Grace so dick?"

Ich schmunzelte über diese süße Frage, Kinder sagten bekanntlich immer das, was sie dachten. „Tante Grace bekommt ein Baby."

Sogleich verzog mein Sohn abschätzend das Gesicht. „Babys sind doof. Sie hat doch einen Hund und mich." Trotzig schob er die Unterlippe vor und brachte mich damit zum Lächeln.

„Aber Tante Grace und Onkel Harry wollen auch ein Kind, das nur ihnen gehört und das sie nicht teilen müssen", versuchte ich meinem Sohn zu erklären.

„Warum is sie dann so taurig? Und wo is Onkel Harry?" Noah sah mich aufmerksam an und schaukelte leicht hin und her. Ich strich meinem Sohn sanft durchs Haar und überlegte, wie ich ihm am klügsten antworten konnte. Das Klingeln an der Haustür ersparte mir die Antwort. Natürlich flitzte Noah sofort los. Wann immer es klingelte war er der festen Überzeugung, sein Vater würde uns besuchen kommen.

Mein Sohn hatte die Tür aufgerissen noch bevor ich das Wohnzimmer verlassen hatte. Louis konnte es ganz sicher nicht sein, der war vermutlich bei Hayley und Niall im Krankenhaus oder aber er drückte sich davor und hatte sich irgendwo verkrochen.

„Mama!" Noah schrie beinahe nach mir und ich beeilte mich, in den Flur zu kommen. Eine blonde Frau stand vor der Tür und sah Noah und mich einen Moment verwirrt an.

„Hallo? Kann ich Ihnen helfen?" Erst jetzt bemerkte ich den kleinen Jungen, etwas jünger als Noah, der sich an seine Mutter drückte, ich nahm schwer an, dass die Frau seine Mutter war.

Die Blondine sah über meine Schulter hinweg und ich drehte mich um, um herauszufinden, was ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Grace war mittlerweile mit Mia auf dem Arm zurück und trat auf uns zu. Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, Noah war wohl nicht der Einzige der hoffte, dass jemand Bestimmtes klingelte.

Meine Tochter zappelte auf ihrem Arm und sah mich aufmerksam an, ich nahm sie Grace schnell ab und widmete mich wieder der Frau, die jetzt vollkommen unsicher wirkte.

„Ist ähm...ist Louis da?"

Misstrauisch zog ich meine Augenbrauen in die Höhe und musterte sie ein weiteres Mal. Sie war schlank, gut gekleidet und definitiv attraktiv. Dass sie einen kleinen Jungen dabei hatte, weckte mein Misstrauen nur noch mehr.

Imperfect PerfectionOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz