Kapitel 25

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Kurz darauf kam Noah in den Raum und erklärte den Flur für gesichert.

"Steht denn sonst keine Wache vor der Tür?", fragte ich überrascht.

"Nein, wieso auch? Die Kinder können eh nicht fliehen und die Amme hat viel zu viel Angst, dass diese Halunken ihrem Kind etwas antun."

"Amme?", fragte ich mit gemischten Gefühlen. Meine Kleinen wurden also von einer Fremden gefüttert?

"Ja", antwortete Noah zögerlich, denn er schien mein Missfallen zu bemerken. "Aber ich glaube, sie...hat sich das Meiste für ihr eigenes Kind aufgespart."

"Aha", sagte ich nur. "Wie viel Zeit bleibt uns denn noch?"

"Du willst die zwei jetzt stillen?", fragte Noah mit hochgezogenen Augenbrauen.

"Besser hier als mitten auf der Flucht."

Er fuhr sich seufzend durchs Gesicht. "Also gut. Aber beeil dich."

"Würde es dir etwas ausmachen, draußen zu warten?", fragte ich spitz.

Kurz sah ich ein anzügliches Grinsen über sein Gesicht huschen. "Ich kann dich nicht allein lassen."

Meine Miene verfinsterte sich. "Herrgott, dann dreh dich wenigstens weg!"

Luca hatte unseren Wortwechsel mit großen Augen verfolgt und schwieg einfach.

Noah setzte sich mit dem Gesicht Richtung Tür auf die Bettkante und rief Luca zu sich. Während die zwei plauderten, schlüpfte ich rasch aus dem lila Pulli und schob das enge T-Shirt hoch. Beides war klebrig vom Blut. Zum Glück trug ich den BH zum Stillen, bei welchem man die Körbchen runter klappen konnte. Bevor ich das allerdings tat, schnappte ich mir noch Svenja und weckte sie sanft. Auch ihre Augen leuchteten bei meinem Anblick auf. Immerhin war das meiste Blut in meinen Klamotten gelandet, sodass ich keine Angst haben musste, dass meine Kleinen Blut in den Mund bekamen. Lächelnd fütterte ich die zwei. Ein tiefes Glücksgefühl durchströmte mich. Meine beiden Süßen.

Keine Ahnung, wie viele Minuten vergangen waren, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde.

"Hände hoch!", brüllte eine tiefe Stimme und als ich einen panischen Blick über die Schulter war, erkannte ich einen der Handlanger von Christian, welcher sein Gewehr auf Noah gerichtet hatte. Noah war aufgesprungen und hatte seine Waffe wiederum auf den Typen gerichtet.

Schnell rutschte ich vom Stuhl auf den Boden, um ein kleineres Ziel abzugeben. Sofort schoss stechender Schmerz durch mein Bein und ich zog scharf die Luft ein. Als wirres Knäul landete ich auf dem kalten Boden. Svenja fing an zu schreien, doch Adam blickte mich nur verwirrt an. Hektisch legte ich die Babys mit größter Vorsicht auf den Boden und fummelte meinen BH wieder zu, bevor ich das T-Shirt wieder über meine Brüste zerrte.

Genau in dem Augenblick fiel der erste Schuss. Ich hörte Luca aufschreien. Panisch drehte ich mich herum. Luca stand weinend mitten im Raum, während drei vermummte Typen mit Noah rangen.

"Luca!", rief ich. "Komm hierher!"

Der Junge drehte sich sofort um und kam zu mir gelaufen. Verzweifelt warf er sich in meine Arme.

"Sie tun ihm weh", schluchzte er und krallte sich in mein Shirt.

"Ssht, alles wird gut", murmelte ich und strich ihm sanft übers Haar. Seine kleinen Finger pressten sich kraftvoll gegen meine schmerzenden Rippen, was mich kurz aus der Bahn warf.

Die Kampfgeräusche wurden lauter. Plötzlich ein schmerzerfülltes Stöhnen, dann Ruhe. Ich riskierte einen Blick zum Ort des Geschehens: Noah schien am Boden zu liegen; jedenfalls stand er nicht mehr. Einer der drei Angreifer hielt sich die blutende Seite, doch die anderen zwei schienen kaum etwas abbekommen zu haben. Jetzt fassten sie mich ins Auge. Nackte Angst machte sich in mir breit. Sie konnten mir meine Kinder nicht noch einmal wegnehmen! Ich hatte sie doch gerade erst wieder!

Never Feel SafeWhere stories live. Discover now