Kapitel 8

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Die Wochen zogen ins Land. In den ersten Tagen sammelten wir fast im gesamten Ort das reife Obst und Gemüse ein, da wir es für Verschwendung hielten, es nicht zu essen. Es wurde kontinuierlich kälter und wir verbrachten viel Zeit im Haus. Irgendwann konnten wir den wachsenden Berg dreckiger Wäsche nicht mehr ignorieren und beschlossen, die Sachen im Fluss zu schrubben. Floh trieb von irgendwoher zwei alte Waschbretter auf, sodass wir zeitgleich waschen konnten. Es war total seltsam, jedes Teil einzeln zu schrubben statt alles in die Waschmaschine zu schmeißen wie früher.

Fast jeden Vormittag ging Floh im Fitnessstudio trainieren und ich begleitete ihn. Dort verbrachte ich meine Zeit entweder auf einem Trimmrad, das zwar ohne Strom keinen Widerstand hatte, mich aber immerhin einigermaßen sportlich beschäftigte. Oder ich übte mit dem Bogen. Hier entdeckte ich auch die Möglichkeit, mich verkehrtherum an eine Reckstange zu hängen und aus dieser Perspektive zu schießen. Oder ich strickte. Langsam aber sicher wurde auch mein Bauch größer. Für andere wäre das nicht zu erkennen gewesen, doch ich spürte diese Veränderungen deutlich. Manchmal hatte ich das Gefühl, als würde ich das Kleine strampeln fühlen, doch sicher war ich mir nicht. Es waren auch schließlich erst drei Monate rum. Allerdings war mir morgens oft schlecht und ich hatte Hunger wie ein Wolf. Wenn ich jedoch zu viel aß, war mir direkt wieder schlecht. Zuerst war ich besorgt, doch die Ratgeber meinten, das wäre völlig normal. In der Zwischenzeit hatte Floh eine Vorrichtung in die Dusche gebaut, die aus einer Gießkanne mit Aufsatz bestand. So kam das Wasser fast so wunderbar wie aus einer Dusche aus der Kanne und wir verbrauchten weniger Wasser, als wenn wir baden würden. Trotzdem dauerte das duschen vergleichsweise lange, da immer einer Wasser in einer anderen Gießkanne holen musste. Das dreckige Wasser sammelten wir in der Badewanne und benutzen es als Toilettenspülung.

Als ich eines Tages aufstand und noch müde zum Kalender schlurfte, um einen weiteren Tag abzustreichen, fiel mein Blick auf eine kleine Anmerkung im Kalender.

"Heute Nacht werden die Uhren umgestellt", murmelte ich zu Floh, das noch im Bett lag.

"Lass uns da einfach nicht mitmachen und die Uhren so lassen, wie sie jetzt sind", meinte er schlaftrunken und kuschelte sich tiefer in die Decke.

"Aber ist die Sommerzeit denn die richtige Zeit?"

"Wen juckt das jetzt noch? Komm wieder ins Bett."

Ich nickte und tapste zu ihm rüber. Er hielt mir einladen die Decke hoch und ich legte mich zu ihm. Er schlang einen Arm um mich uns zog mich an sich.

"Du siehst so süß aus, wenn du gerade erst wach geworden bist", murmelte er.

Ich lächelte. Plötzlich spürte ich einen leichten Schmerz unterhalb der Rippen und zuckte leicht zusammen.

"Was ist?", fragte Floh direkt besorgt.

"Ich glaube, das war das Baby", meinte ich selig lächelnd und strich über meinen minimal gewölbten Bauch.

Auch Floh begann, zu lächeln. "Zeig mal", meinte er und legte seine große Hand auf meinen Bauch. Eine Zeit passierte nichts, doch dann bewegte sich das Kleine wieder. Das Lächeln auf Flohs Gesicht wurde größer.

"Das ist der Wahnsinn!", flüsterte er total begeistert.

Ich konnte ein kleines Kichern nicht unterdrücken. "Ich befürchte auch, dass wir bald in den Ort gehen und Umstandsmode holen müssen."

Er lächelte. "Okay. Oh, das wird das süßeste Kind, das es je gab!", meinte er und küsste mich.

"Natürlich wird es das!", lächelte ich. "Meinst du, das Notstromaggregat im Krankenhaus läuft noch?"

Er stutzte. "Denke schon. Wieso?"

"Dann könnten wir einen Ultraschall machen." Ich lächelte noch immer.

Never Feel SafeWhere stories live. Discover now