Kapitel 10

33 2 1
                                    

Künstlicher, aber gedimmter Lichtschein sammelte sich hinter meinen geschlossenen Lidern. Wie es sich anfühlte, lag ich zur Hälfte zugedeckt in einem Bett. Die Stille wurde vom Ticken einer Uhr und regelmäßigen Schritten unterbrochen. Sobald ich dieses winzige bisschen aus meiner Traumwelt erwacht war, wurde mir schlecht, wie e so oft der Fall war, seit ich schwanger war. Ich versuchte, langsam und ruhig zu atmen und an gar nichts zu denken. Das hatte sich als bewährte Methode bewiesen. Langsam ging es wieder und ich erlaubte mir, ein bisschen mehr aufzuwachen. Mein Kopf hämmerte und ich spürte ein Stechen in der linken Armbeuge. Stirnrunzelnd öffnete ich die Augen und starrte augenblicklich gegen eine Decke. Ich wandte den Kopf Richtung Lichtquelle. Ich befand mich in einem fensterlosen Raum, der nur von einer Nachttischlampe erhellt wurde. Ein Infusionsbeutel hing an einem Ständer neben dem Bett und schickte eine durchsichtige Flüssigkeit durch eine Braunüle in meinen Arm. Die gegenüberliegende Wand bestand gänzlich aus Milchglas, mit einer Tür darin. Und durch den Raum tigerte kein geringerer als Louis.

Er bemerkte sofort, dass ich wach war.

"Oh, guten Morgen", meinte er mit amüsiertem Unterton in der Stimme und näherte sich ein wenig.

Morgen? Irritiert warf ich einen Blick auf den kleinen Wecker. Tatsächlich: es war bereits zehn Uhr.

"Ja, du hast vierzehn Stunden geschlafen. In meinem Bett." Er schien darüber nicht verärgert, sondern die Tatsache, dass er anscheinend kein Bett gehabt hatte, schien ihn irgendwie zu belustigen. Perversling.

Schlagfertig wollte ich etwas erwidern, doch mein Mund war zu träge. Ich erstarrte innerlich. Hatten die meinen Mund betäubt? Wieso?

"Wir haben dich vorsichtshalber sediert. Nachdem Dirk dich - leider - K.O. geschlagen hatte, hat er dich zu mir geschleppt. Gehört das dir?" Er zog mein kleines Messer aus seiner Tasche.

Meine Augen weiteten sich. Verdammt! Was würde mir jetzt noch zur Flucht verhelfen?

Er lächelte siegessicher. "Dachte ich es mir doch. Naja, zum Glück ist weiter nichts passiert, außer, dass du eine leichte Quetschung der Luftröhre erlitten hast, die aber wohl nicht weiter schlimm ist. Der Arzt hat dazu geraten, dich zu betäuben, allerdings nur gering und stark verdünnt. Das Mittel ist also ungefährlich für dein Kind."

Unfähig mich zu bewegen starrte ich ihn weiterhin an.

"Übrigens hat der Kerl dich bei der Gelegenheit direkt durchgecheckt. Dir und dem Baby geht es gut. Es ist schon 8,7 cm groß. Wird wohl ein Junge." Diesmal lächelte er ehrlich. "Glückwunsch!"

Meine Gedanken überschlugen sich. Ein Junge? Ich würde in ungefähr einem halben Jahr einen Jungen zur Welt bringen? Und es ging ihm gut?

Den Stein, der mir vom Herzen fiel, konnte man beinahe hören. Seelig schloss ich einen kurzen Moment die Augen und horchte in mich hinein. Irgendwie hatte ich das Gefühl, mein kleiner Sohn - das klang irgendwie noch total seltsam - würde diesen kurzen Moment des Glücks spüren.

Als ich die Augen wieder öffnete, sah mich Louis mit einer Mischung aus tatsächlicher Freude und einer Spur Trauer an. Wieso war der denn plötzlich traurig?

Auf einmal schüttelte er den Kopf und seine Miene wurde wieder ausdruckslos. "Du bist dir bewusst, dass dein Verhalten nicht unbedingt dazu beiträgt, dich eher hier raus zu lassen?"

Ich konnte wegen der Sediativa nicht antworten. Doch selbst wenn ich es gekonnt hätte, hätte ich nichts zu sagen gewusst.

"Nun, so ist es jedenfalls." Er machte sich an der Injektion zu schaffen und drehte den Tropf zu. Mit sorgfältiger Präzision entfernte er vorsichtig die Klebekanten, welche die Nadel in meinem Arm hielten.

Never Feel SafeWhere stories live. Discover now