Gedämpft hörte ich Harry telefonieren, selbst jetzt noch klang er unheimlich aufgeregt. Unwillkürlich fragte ich mich, wie Harry wohl reagieren würde, wenn wieder etwas mit unserem Baby sein sollte, schob den Gedanken aber schnell wieder zur Seite. Damit würde ich mich erst befassen, wenn es soweit war.

„Liam und Emma kommen zum Abendessen." Harry legte sein Handy wieder auf die Anrichte im Flur und gesellte sich wieder zu mir in die Küche. „Was genau kochen wir für unsere Gäste?"

Lächelnd lehnte ich mich an meinen Mann und strich ihm übe die Arme. „Wie wäre es mit Lasagne für uns und einem Nudelauflauf für Emma?"

Die Fragezeichen waren Harry deutlich anzusehen, aber ich machte mich schon mal an die Zubereitung. „Emma ist Vegetarierin, Harry", klärte ich ihn dann aber doch auf, als er nur nutzlos mitten in der Küche stand und mich fragend musterte. Harry nickte und beobachtete mich noch immer regungslos. „Willst du mir vielleicht mal helfen? Oder darf ich wieder die ganze Arbeit alleine machen?"

„Ähm..." Mein Mann brauchte einen Moment, dann kam aber endlich Bewegung in ihn und er kramte in einem Schrank nach den Auflaufformen. Ansonsten war Harry allerdings ehr als Schnippelkraft zu gebrauchen, das machte er aber mit solcher Hingabe, dass ich nur schwer ein Lachen unterdrücken konnte. Ein fröhliches Lied summend schnitt er Lauch, Paprika, Karotten und anderes klein. Wie genau ich das alles für einen Nudelauflauf verwenden sollte, war mir schleierhaft, aber Emma würde es schon schmecken...hoffentlich.

Eineinhalb Stunden später, die Lasagne und der Nudelauflauf waren längst im Ofen, klingelte es an der Tür. Hastig polterte ich die Treppe herunter und übersah prompt die letzte Stufe. Starke Arme schlangen sich um mich und verhinderten einen Sturz. Harry presste mich sanft an seine Brust und küsste mich auf die Schulter. Behutsam drehte er mich zu sich herum und sah mich aus sorgenvollen Augen an.

„Du musst vorsichtiger sein, Grace. Wenn du gestürzt wärest und wieder-", er brach ab und umarmte mich fest. Ich konnte seine Sorge verstehen, immerhin war sie nicht ganz unbegründet, nachdem, was beim letzten Mal geschehen war.

„Mach ich", wisperte ich leise und umarmte Harry ebenfalls so fest es ging. Erneutes Klingeln an der Tür riss uns auseinander und ich huschte schnell zu unserer Wohnungstür und betätigte den Summer. Als ich die Wohnungstür öffnete war Harry schon neben mich getreten und hatte seine Arme von hinten um mich geschlungen, seine Hand strich erneut sanft über meinen Bauch.

„Ach komm schon, Liam, jetzt sei nicht so." Emmas leise Stimme hallte durch den Hausflur und im nächsten Moment erschienen sie und Liam in meinem Sichtfeld. Anders als sonst hielt Liam einen gewissen Abstand zu Emma, die wenig begeistert aussah. Als sie uns bemerkten, lächelten beide aber freundlich.

„Hey Harry, danke für die Einladung." Liam klopfte Harry auf die Schulter während Emma mich in ihre Arme zog und anlächelte.

„Grace, wie geht's euch?" Emmas Lächeln war so freundlich warm wie immer und ich fühlte mich gleich etwas besser. Der beinahe Sturz nagte noch immer an mir.

„Uns geht's gut", lächelnd bedeutete ich Emma, hineinzukommen und sah mich kurz nach Harry um, der schon mit Liam im Wohnzimmer war und unseren Hund ärgerte. „Ich hoffe ihr habt ordentlich Hunger mitgebracht, wir haben Lasagne und vegetarischen Nudelauflauf."

Emma trat ein und schloss die Tür geräuschlos hinter sich. „Ihr hättet euch nicht so viel Mühe für mich machen müssen."

Kopfschüttelnd nahm ich ihr die Jacke ab und hängte sie an die Garderobe. „Erstens hab ich das gerne gemacht und zweitens wäre es blöd, wenn du nichts essen könntest."

„Aber ein Käsebrot oder sowas hätte doch auch gereicht", wiedersprach Emma, aber ich ignorierte sie.

„Du kannst für meine Mühe auch einfach den Tisch decken", schmunzelnd lief ich an Snoopy vorbei und hüpfte über ihn hinüber. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Harry zusammenzuckte und lächelte ihn kurz an.

Imperfect PerfectionWhere stories live. Discover now