«48» Ganz normales Paar

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Ich gehe an ihm vorbei Richtung Ausgang. „Du klingst nicht sehr begeistert.", stellt Louis fest und läuft in schnellen Schritten neben mir her. „Was glaubst du denn? Das ich Luftsprünge mache, weil wir hier fast drei Stunden durch den Laden gerannt sind?" „War hier denn etwas dabei was dir gefallen hat?" Ruckartig bleibe ich stehen. „Das Fragst du jetzt wirklich?" Vorsichtig nickt er. „Ja natürlich." Ich schüttle bloß den Kopf. Was denkt er sich denn? „Lass uns einfach fahren.", fordere ich und stampfe weiter zum Ausgang. Ich ignoriere Louis Widersprüche und Forderungen stehen zu bleiben, verlasse den Laden und gehe weiter zum Auto. Da ich den Autoschlüssel in meiner Handtasche habe, kann ich das Auto aufschließen und mich direkt hineinsetzten.

„Was ist grade eigentlich dein Problem?", will der Sänger von mir wissen. „Grade im Moment: DU! Und jetzt sehe zu, dass du zum nächsten Geschäft fährst, sonst laufe ich nach Hause.", gebe ich wütend von mir. Ich spüre Louis Blick auf mir. Er versteht grade einfach nicht, dass ich keine Lust darauf habe sinnlos durch die Gegend zu laufen. Es gibt so viel zu tun und wir verplempern die Zeit so. „Ist es eigentlich noch sinnvoll weiter zu fahren, wenn du so eine Laune hast?", will er von mir wissen. Ich schnaufe. Klar nun bin ich plötzlich das Problem. „Wenn du dich endlich mal darauf konzentrieren kannst, weswegen wir überhaupt unterwegs sind schon. Ansonsten eher nicht.", antworte ich ihm.

„Du weißt ganz genau wie es sein kann, wenn wir erkannt werden." „Ganz ehrlich? So wie du dich darin benommen hast, war es um alle mal auffälliger. Wir waren so lange da drin und du hattest nichts besseres zu tun, als dich ständig umzuschauen. Manchmal kam es mir wirklich so vor, als sei ich mit einem Schwerverbrecher auf der Flucht unterwegs.", meckere ich ihn an. Er mustert mich. „Okay, im nächsten Geschäft bessere ich mich, ganz großes Ehrenwort. Dafür versuchst du auf dem Weg dorthin wieder bessere Laune zu bekommen." Ich nicke bloß wortlos, drehe mein Kopf zum Fenster und verdrehe die Augen. Das kann ja etwas werden.

~*~

„Haben sie denn schon irgendeine Vorstellung wie Ihre Zukünftigen Zimmer aussehen sollen?", will die ziemlich dünne, blonde Verkäuferin von Louis und mir wissen. Kaum haben wir diesen Laden betreten, hat sie uns quasi schon überfallen ohne das wir uns überhaupt einen einigermaßen Überblick verschafft haben, welche Möbel es hier gibt. „Ähm...." Louis schaut mich Fragend an. „Ich denke wir verschaffen uns hier einfach mal einen Überblick, schauen was uns gefallen könnte und kommen dann wieder auf sie zurück, wenn wir etwas gefunden oder Fragen haben.", schlage ich freundlich vor. „Wenn Sie mir sagen, welche Farbe an ihren Wänden ist, kann ich ihnen auch gerne Anregungen geben - was passen würde."

Ich fasse es nicht. Sie ignoriert meinen Wunsch, dass wir uns erst einmal umschauen wollen tatsächlich eiskalt und hat nur Augen für meinen Freund. „Wir haben uns noch überhaupt keine Gedanken über die Wandfarbe gemacht.", informiert mein Verlobter sie. „Ich kann Ihnen gerne etwas Anregung geben: Haben Sie eher an etwas farbenfrohes oder etwas schlichtes gedacht? Oder..." – „Erst einmal haben wir uns gedacht, uns hier ungezwungen umzuschauen. Alleine!", unterbreche ich sie etwas zickig. Sie wird mir grade einfach zu aufdringlich. Lächelnd schaut sie Louis an. „Sie können sich ja einfach bei mir melden, wenn sie Hilfe jeglicher Art brauchen.", gibt sie freundlich von sich und wirft mir einen giftigen Blick zu.

„Falls wir uns hier für irgendwas entscheiden, dann gehen wir definitiv zu einem anderen Verkäufer!", stelle ich klar, wobei mir die Lust mich hier umzuschauen schon längst vergangen ist. „Ja das sehe ich genauso. Irgendwie war sie ziemlich aufdringlich.", stimmt Louis zu und erhält ein nicken von mir. Ich halte ihm meine Hand hin damit wir gemeinsam los können. „Lass uns doch mit der Küche anfangen." Überrascht über seinen Vorschlag schaue ich ihn an. Er scheint ja nun ziemlich motiviert zu sein. „Warum denn mit der Küche, wenn wir hier inmitten von Wohnzimmer Möbeln stehen?" Er zuckt mit den Schultern. „Wir müssen ja nicht mit dem Strom schwimmen."

Innerlich verdrehe ich die Augen. „Na schön. Irgendwelche Vorstellungen?" „Da du mehr in der Küche bist, überlasse ich dir die Entscheidung.", lässt er mich wissen. „Aber das geht jetzt nicht in jedem Raum so, oder?" Natürlich ist es schön, wenn er mir den Vortritt bei den Entscheidungen lässt, aber ehrlich gesagt habe ich wenig Lust hier alle Entscheidungen alleine zu treffen, dann hätte ich nämlich auch mit den Mädels los ziehen können. „Nein keine Angst. Du hast allerdings alleiniges Entscheidungsrecht für die Küche, das Gästezimmer wo du deinen Schreibtisch reinstellen willst und das Kinderzimmer, welches du ja eh mit Lotti einrichten willst.", verspricht er mir. „Allerdings kannst du jederzeit Vorschläge und Wünsche einbringen, grade was das Kinderzimmer angeht.", stelle ich klar. „Ich vertraue euch da voll und ganz, wirklich. Solange es für unseren Kleinen nicht grade Pink oder Rosa wird, bin ich mit allem einverstanden. Aber jetzt lass uns doch noch mal über die Küche sprechen. Ich schätze mal diese hat eh die längste Lieferzeit."

Eine Weile laufen wir schweigend durch die Küchenabteilung. Louis dort, ich hier, und plötzlich ist er wieder bei mir und zieht mich schweigend mit sich. „Was hältst du hiervon?", fragt er mich. Die Küche die wir uns grade anschauen ist eine Kombination aus hell blauen Schranktüren und einen sehr hellen Holzton. Es sieht eigentlich ganz gut aus. „Eigentlich ganz schön, aber ich hätte den Ofen viel lieber etwas höher und nicht direkt unter dem Herd, auch wenn Konny meinte, dass es so etwas umständlich ist.", lasse ich ihn wissen. „Aber im großen und ganzen gefällt sie dir schon?" Ich nicke. „Dann lass uns einen Verkäufer schnappen und ihm sagen wie wir es gerne hätten. Ich bin mir sicher, dass sie hier auf unsere Wünsche eingehen, denn um ehrlich zu sein, finde ich den Kühlschrank ein wenig klein."

Drei Stunden und ein weiteres Möbelgeschäft später, denn im letzten Geschäft konnten oder wollten sie nicht auf unsere Wünsche eingehen, haben wir endlich unsere Traumküche in der selben Farbe und nach unseren Wünschen zusammen gestellt. Zusätzlich konnten wir uns doch tatsächlich für ein traumhaftes Schlafzimmer entscheiden sowie Wandfarbe für beide Räume und eine große Couchlandschaft. Uns fehlen nun nur noch ein Esstisch mit 8 – 10 Stühlen, am liebsten zum Ausziehen damit das riesen Teil nicht ständig so an seinem Platz steht, ein Couchtisch, auf Louis Wunsch am liebsten aus Glas, allerdings abgerundet (von wegen Kindersicherung), ein Sideboard und Hängeschränke oder eine Wohnwand, sowie ein Schreibtisch für mein „Büro", ein weiterer Schrank, nicht zu groß aber auch nicht zu klein.

Mittlerweile haben wir das dritte Geschäft auch verlassen und beschlossen, es für heute gut zu lassen. Den Rest kaufe ich einfach mit Lotti oder wir müssen wirklich auf Kataloge oder dem Internet zurückgreifen. Eigentlich wollten wir nun nach Hause, ich habe wirklich die Hoffnung gehabt, dass Harry und Nelly etwas vernünftiges gekocht haben, denn der kleine Puck und ich haben wirklich Hunger, aber wenn mich mein Orientierungssinn nicht völlig täuscht, sind wir sowohl von der Wohnung als auch von dem Haus weit entfernt.

„Louis ich habe Hunger! Eigentlich habe ich gedacht, dass es klar ist, dass wir jetzt nach Hause und nicht noch durch die halbe Weltgeschichte fahren.", gebe ich von mir. „Wir waren schon ewig lange nicht mehr aus.", lässt er mich wissen. „Ähm, nur mal so nebenbei, ich habe zum einen überhaupt nichts dafür an und zum anderen haben ich ehrlich gesagt nach diesem langen Tag auch überhaupt keine Lust mehr irgendwo hin zu gehen. Meine Füße brennen wirklich.", beschwere ich mich. „Keine Sorge es wird nicht anstrengen und es gibt auch rund um uns kaum Leute.", versichert er mich, kann meine Meinung dazu aber nicht wirklich ändern. „Deine Schuhe kannst du auch ausziehen und wenn du magst, massiere ich dir sogar die Füße.", setzt er noch nach.

„Dann verrate mir doch endlich was du vorhast.", fordere ich nun doch etwas nervös von ihm. „Etwas außerhalb kann man sich Hausboote mieten. Ich habe gedacht, wir hatten schon lange nicht mehr unsere Ruhe und du liebst das Wasser ja eh. Harry und Nelly haben mir versprochen uns mit etwas Essbaren zu versorgen und so können wir uns noch eine Nacht oder vielleicht auch ein wenig länger von den anderen Abkapseln und einfach die Zeit zu zweit genießen, wo es doch schon am Wochenende Abschiednehmen heißt.", erklärt er mir.

Louis und seine Ideen sind einfach der Absolute Wahnsinn. 

Just like old times?Where stories live. Discover now