1. Kapitel: Neue Nachbarn

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Ich lief durch dunkle Gassen. Der Regen prasselte auf mich nieder und durchnässte meine Kleidung. Irgendwo rechts von mir, in einem Hochhaus, hörte man durch ein offenes Fenster ein Paar streiten.

Ein Blitz erhellte für einen Moment die dunklen Wolken. Oh Gott. Sieben Sekunden später hörte ich das Donnergrollen.

Ich bog links in eine Straße ein. Dort standen mehrere kleine Häuser, alle waren alt und manche kaputt. Im Regen sah diese Straße verlassen und traurig aus. Ich lief schnell zu einem dieser Häuser, öffnete das Gartentor, lief über den knirschenden Kiesweg und öffnete die Haustür mit einem Schlüssel. Im Warmen angekommen schlüpfte ich aus meinen nassen Chucks und stellte sie auf dem Schuhregal ab.

"Hallo?", rief ich. Keine Antwort. Ich lief noch immer total durchnässt in die Küche und räumte die Einkäufe aus meiner Tasche in den Kühlschrank. Aus dem Wohnzimmer hörte ich, dass der Fernsehr noch lief. Meine Vermutung bestätigte sich, als ich das Zimmer betratt und im Fernsehr irendeine Soap Opera sah. Auf dem alten Sofa saß bzw lag meine schlafende Mom, noch immer Stricknadeln und Pullover in den Händen. Als ich den Fernsehr aus machte, wachte sie auf.

"Evelyn, warum kommst du so spät nach Hause?", fragte sie. "Ich war nach dem Training noch schnell einkaufen", murmelte ich und gab ihr eine schnelle Umarmung. Dann eilte ich schnell die Treppen hoch, in mein Zimmer. Dort warf ich meinen Rucksack in die Ecke, schälte mich aus meinen nassen Kleidungen und warf mich in mein warmes Bett. Kurze Zeit später schlief ich ein.

Nun mal zu mir. Mein Name ist Evelyn Young. Ich bin 16 Jahre alt und gehe auf die Westcliff High School. Mein Vater arbeitet bei der Post als Lieferant und meine Mutter ist Sekretärin bei mir an der Schule. Ich hab zwei ältere Geschwister. Abby ist 20 Jahre alt und geht aufs College und mein 18-jähriger Bruder David macht dieses Schuljahr seinen Abschluss. Da meine Eltern nicht so viel Geld haben, wohnen wir im ärmeren Viertel von Westcliff. Es gibt noch ein ärmeres Viertel, jedoch haben die Polizisten täglich dort Einsätze, während in unserem Viertel die Polizei nur mal gerufen wird, wenn irgendein Verkehrsunfall passiert ist. Meine beste Freundin Cerny, deren Vater der Bürgermeister ist, wohnt in einer netteren Umgebung. In einer Umgebung wo die ganzen Häuser aussehen wie riesige Paläste und wo der Rasen im Garten so schön aussieht, dass du ihn nicht mal betreten willst.

Wenn wir aber schon bei Cerny sind, kann ich gleich erwähnen, dass sie mich am nächsten Tag um 9 Uhr anrief. Als ich ranging, flötete sie bestens gelaunt ins Telefon "Du bist spätestens in einer halben Stunde bei mir oder ich komme zu dir, um dein Leben zu beenden!" Und schon hat sie aufgelegt. Ist sie nicht toll? Und liebevoll? Und so verständisvoll mit der Tatsache, dass ich lieber noch schlafen möchte, als zu ihr zu gehen, dort wo der Rasen so schön aussieht als wäre er nicht echt und dort wo weiße Häuser so weiß sind, dass du fast schon von denen geblendet wirst! Aber weil Cerny meine beste Freundin ist, stand ich auf, duschte mich, frühstückte gemächlich und klingelte mit einer Verspätung von 25 Minuten bei Cerny zu Hause.

Schon öffnete sich die Haustüre und meine beste Freundin umarmte mich stürmisch. "Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott!", rief sie und freute sich über die Tatsache, dass sie mich nach zwei Tagen wiedersieht. Ich dagegen war stinksauer. "Warum in Gottes Namen, werde ich in den Ferien um 9 Uhr geweckt? Kannst du mir das erklären?", murmelte ich noch verschlafen. "Weil etwas passiert ist!" "Du bist schwanger?" "Nein!" "Dein Dad wird zweiter schwarzer Präsident der Vereinigten Staaten?" "Nein!" "Ah nein! Ich habs! Aliens sind in deinem Zimmer gelandet und haben deinen Schminktisch umgeworfen und deinen Kleiderschrank ausgeleert, um sich dort einzunisten!" Dafür kassierte ich einen Schlag auf den Arm. Inzwischen haben wir es uns im riesengroßem Wohnzimmer auf einem Sofa bequem gemacht.

"Cerny! Was soll den bitteschön innerhalb von zwei Tagen so wichtiges passieren, dass ich um 9 Uhr aufstehen muss?", fragte ich. Cerny grinste nur breit. "Wir haben neue Nachbarn!" "Wow! Wie weltbewegend!", sagte ich und verdrehte die Augen. "Ja, Eve, es ist weltbewegend! Denn es ist eine Familie mit zwei Kindern. Zwillinge. In unserem Alter!" "Lass mich raten...einer für dich und einer für mich? Oder nein noch besser wäre es, wenn du gleich beide heiratest!", murmelte ich müde und bettete meinen Kopf auf ein superweiches Kissen. Ein zweites schlug mir Cerny ins Gesicht, um mich wach zu halten. "Nein es ist ein Mädchen und ein Junge. Und der Junge ist so verdammt nochmal heiß und sieht so gut aus und..." Weiter kam sie nicht, weil ich das Kissen zurüch warf.

Ein paar Minuten später saßen wir auf einer Picknickdecke im Vorgarten von Cerny's Haus und aßen Sandwiches. "Und was ist wenn er nicht raus kommt?", fragte sie. "Wird er schon." "Und was ist wenn er kommt und ich mich nicht traue ihn anzusprechen?" "Dann gibt es noch Plan B!" Cerny sah mich fragend an. "Ich bin Plan B!", sagte ich und biss vergnügt in mein Sandwich. Und fünf Minuten später öffnete sich die Tür Nachbarshaus und ein großer und kräftiger Junge mit braunen Haaren kam heraus. Als er am Vorgarten von Cerny vorbei lief, sah er sie kurz an und lächelte und Cerny, diese sabbernde Vollidiotin, machte nichts anderes als ihn anzustarren. Also stand ich auf und joggte zu ihm rüber.

"Hey!", sagte ich. "Hi", war seine Antwort. Er blieb stehen und blickte wieder zu Cerny. "Bist du neu hier?", fragte ich. "Ja, bin vor zwei Tagen hierher gezogen. Und du?", da sein Blick die ganze Zeit zu Cerny wanderte kam es mir so vor, als würde er eher mit ihr als mit mir reden. "Ich nicht, aber meine Freundin Cerny wohnt hier. Wir wollten grade fragen ob du dich zu uns setzen möchtest?", bot ich an und er nahm mit einen weiteren Blick auf Cerny mein Angebot an. Wenn die beiden nicht zusammen kommen, weiß ich auch nicht weiter. Also saß ich auf einer Picknickdecke mit Cerny und ihrem neuen Nachbarn und langweilte mich zu Tode. Während die beiden sich unterhielten (und ab und zu flirten), schnappte ich auf, dass er Stefano heißt, aus Italien kommt, nach den Ferien in unsere Klasse kommt und Basketball spielt.

Ich schein eingeschlafen zu sein, denn als ich wieder aufwachte, waren wir nicht mehr zu dritt sondern zu viert. "Erde an Eve!", lachte Cerny und stupste mich an. Ich öffnete meine Augen, gähnte herzhaft und setzte mich auf. Und dann blickte ich in die schönsten Augen die ich jemals gesehen habe.

Like a thunderstorm (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt