1 - Wie alles begann

Beginne am Anfang
                                    

„Kommst du jetzt mal?", riss mich Jenna aus meinen Gedanken. Widerwillig ließ ich mich mit ihr fotografieren. Danach setzten wir unseren Weg fort und bummelten herum.

Es war bereits dunkel draußen, als ich auf den Weg nach Hause war. Die Busfahrt hatte fast eine ganze Stunde gedauert. Warum war ich eigentlich nicht in die Innenstadt gezogen? Dann wäre so einiges viel einfacher. Aber nein, ich wollte ja unbedingt an den Rand, wo noch nicht mal die Straßen richtig beleuchtet wurden. Fehlte nur noch ein Vergewaltiger. Ich war ein richtiger Angsthase. Kam bestimmt von den vielen Horrorfilmen. Gerade, als ich die Straße überqueren wollte, raste ein Auto von rechts direkt auf mich zu. Augenblicklich schoss Adrenalin durch meine Adern. Wieso hatte ich das nicht bemerkt? Der Fahrer schien nicht in Erwägung zu ziehen, mal auf die Bremse zu drücken. Viel eher kam es mir vor, als würde er noch beschleunigen! Hastig rannte ich im Affenzahn auf den Bürgersteig zu. Grade so konnte ich dem Auto ausweichen, welches quietschend hinter der nächsten Kurve verschwand. Das Adrenalin strömte immer noch durch meinen Körper. Was war das denn bitte für ein Arschloch? Der war bestimmt besoffen! So etwas war in dieser Gegend nicht selten.

Zu Hause angekommen, schmiss ich meine Schuhe, Jacke, die Einkaufstüten und meinen Rucksack in eine Ecke und ging ins Wohnzimmer. Dort ließ ich mich auf die Couch plumpsen. Mein Kopf fing an heftig zu pochen. Stöhnend vor Schmerz, massierte ich meine Schläfen in der Hoffnung, die Kopfschmerzen würden nachlassen. Ich öffnete meine Augen, die ich vorher zugekniffen hatte, und starrte auf meine Hände. Sie leuchteten im grellen Weiß. Schnell stolperte ich ins Badezimmer und betrachtete mich im großen Spiegel. Ich erschrak. Mein ganzer Körper leuchtete. Meine Sicht verschwamm und mir wurde schlecht. Blinzelnd versuchte ich es zu verdrängen, was jedoch nicht wirklich klappte. Ich drehte den Wasserhahn auf und versuchte das Etwas wegzuwaschen. Vergeblich! Die Kopfschmerzen wurden immer stärker genauso wie der Schwindel und die Übelkeit. Meine Beine knickten ein und ich knallte mit dem Kopf hart gegen das Waschbecken. Danach fiel ich in eine endlose Schwärze.

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Träge öffnete ich meine Augen und blinzelte ein paar Mal. Wo war ich? Ein weißer Raum mit zwei Betten und einem Schrank. Neben mir noch ein Fenster und ein Stuhl. Ich setzte mich auf und blickte mich nochmal richtig um. Es sah aus wie in einem Krankenhaus. Komisch, meine seltsamen Schmerzen waren verschwunden, nur ein Pochen an der Stirn war zu spüren.

Plötzlich ging die Tür neben mir auf und ein braunhaariger Mann trat ein. „Ah, du bist wieder wach!", sprach er mit einem erfreuten Lächeln und setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett. Ich hingegen starrte ihn bloß verwirrt an. „Wer bist du?", fragte ich ihn, ohne auf seine Bemerkung einzugehen. Der Kerl kam mir komischerweise sehr bekannt vor. „Mein Name ist Hashirama Senju!", stellte er sich vor und ich schaute ihn einfach nur doof an. „Ja klar, und ich bin der Kaiser von China", entgegnete ich ihm giftig. „Hmm ...", er betrachtete mich von oben bis unten, „Wie ein Kaiser siehst du nicht unbedingt aus!" Seufzend klatschte ich mir mit meiner Hand gegen die Stirn. Wollte er mich veräppeln? „Jetzt mal ehrlich. Wo bin ich hier und wer bist du?", versuchte ich eine vernünftige Erklärung aus ihm rauszubekommen. „Meinen Namen hab ich dir doch bereits genannt! Und du bist hier in Konohagakure. Im Krankenhaus, um genau zu sein", gab er mir die gleiche bescheuerte Antwort wie zuvor. Jetzt wurde ich wütend. Fand er das etwa lustig? „Boah, Junge! Jetzt hör doch mal auf mit der Scheiße! Hashirama existiert nicht, du Vollidiot! Komm mal wieder ins echte Leben zurück!", keifte ich ihn an und er wusste anscheinend nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Diesen Kindergarten konnte ich jetzt nicht gebrauchen. Dafür war ich schon aufgewühlt genug. Er lachte nervös auf. „Wie soll ich dir die Wahrheit sagen, wenn dies die Wahrheit ist?" Ich schnaubte. War er etwa aus einer Anstalt ausgebrochen und hatte nun Spaß daran Leute im Krankenhaus zu verarschen? „Wenn du also wirklich der echte Hashirama bist, dann beweise es doch!", forderte ich ihn spöttisch auf und hob beide Augenbrauen. „Kein Problem!", meinte er und stand auf. Im nächsten Moment formte er Fingerzeichen und lauter Holzdoppelgänger erschienen im Raum.

„Was zur Hölle?!", brüllte ich und fiel vor Schreck fast aus dem Bett. Die Doppelgänger lösten sich wieder auf und er setzte sich zurück auf den Stuhl. „Aber das ist doch nicht möglich", flüsterte ich und haute mir mit zugekniffenen Augen immer wieder mit meiner Hand gegen meine Wange. Vielleicht würde ich dann aufwachen. Doch als ich mich ein weiteres Mal umsah, war alles noch wie vorher. Ein weiteres Mal musterte ich ihn. Diese Kleidung, das Stirnband und dann auch noch dieses Jutsu! Das kann doch nicht wahr sein! „Was zur Hölle mache ich HIER?", fragte ich ihn und er seufzte.Also, damals, als der Senju-und der Uchiha-Clan sich noch gegenseitig bekämpften und ich noch ein Junge war, verschwand ein Mädchen aus meinem Clan der Senju. Wie wir inzwischen herausgefunden haben, warst du das. Mit der Zeit hatte ich erfahren, dass man deine Erinnerung versiegelt und dich mit einem verbotenen Jutsu in eine anderen Dimension gebracht hatte. Das Jutsu muss wohl gelöst worden sein. Ich habe dich ohnmächtig mit einer Platzwunde am Kopf im Wald gefunden und direkt hierhergebracht."

Was? Ich sollte eine Senju sein? Ich konnte das einfach nicht glauben. Einerseits fand ich es total toll, aber andererseits auch erschreckend. Ich meine, mein vorheriges Leben war quasi am falschen Ort. Und jetzt mal ernsthaft, wer würde es nicht toll finden, in der Naruto-Welt zu sein? Aber Naruto, Obito oder Kakashi würde ich wohl nicht mehr kennenlernen können, dafür müsste ich schon mega alt werden. „Und warum?", fragte ich ungläubig. „Nun, das ist bisher nicht bekannt. Aber deine Eltern waren starke Gegner. Möglich, dass sich jemand rächen wollte", erklärte er und nun musste ich seufzen. „Leben meine Eltern noch?" „Nein, sie wurden ein paar Jahre nach deinem Verschwinden ermordet. Tut mir leid." Ich krallte meine Hände in die Bettdecke. Ich kannte sie zwar nicht, dennoch tat es weh zu wissen, dass ich sie nie kennenlernen würde. Für einen kurzen Augenblick hatte ich mich gefreut, endlich eine Familie zu bekommen, aber das war dann wohl nichts. Eltern hatte ich nie wirklich gehabt. Den größten Teil meiner Kindheit verbrachte ich im Heim. Einmal wurde ich adoptiert, aber anscheinend entsprach ich nicht ihren Vorstellungen, denn sie gaben mich schneller als gedacht wieder zurück. „Morgen wirst du entlassen, ich werde dann draußen auf dich warten. Du wirst erst einmal bei uns wohnen." Und das wars mit dem Traum von einer eigenen Bude. „Moment mal! Stopp, zurückspulen! Was bedeutet 'uns'?" „Mein Bruder, meine Frau und ich." „Okay ..." Er stand auf und ging zur Tür. „Wir sehen uns dann morgen, Kida!", verabschiedete er sich und verließ das Zimmer. Verdutzt blickte ich auf die geschlossene Tür. Kida? War das etwa mein eigentlicher Name? Was sollte ich nun tun? Das Ganze kam mir so unwirklich vor. Seufzend legte ich mich zurück in das weiche Kissen und versuchte zu schlafen. Vielleicht war das doch einfach ein wirklich realer Traum?

Die vielen ungeklärten Fragen in meinem Kopf waren lästig! Diese Situation schlug so auf mein Gemüt, dass sich die Panik in mir ausbreitete. Was, wenn ich nicht mehr Heim kam? Es gab zwar nicht viel, was ich vermissen würde, aber unter anderem gab es dort Jenna und ohne sie wäre ich das ein oder andere Mal aufgeschmissen gewesen. Der Versuch, meine Tränen zurückzuhalten, funktionierte nicht, denn sie liefen mir ununterbrochen über die Wangen. Ich wollte nicht daran denken, ohne sie zu sein. Sie war beinahe in jeder Phase meines Lebens dabei gewesen und hatte mich unterstützt und aufgebaut, wo sie nur konnte. Wir waren immer im Doppelpack unterwegs gewesen und jetzt auf einmal allein zu sein, riss ein großes Loch in meine Brust.

Verschollene SenjuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt