Die Tritte meiner Tochter wurden langsam immer kräftiger, vermutlich vermisste sie ihren Dad genauso wie ich.

Schon jetzt war absehbar, dass sie wohl ein Papa-Kind werden würde. Immerhin beruhigte sie sich immer sofort, wenn Harry mit ihr sprach und antwortete mit ziemlicher Sicherheit mit einem kleinen Stupsen auf seine Stimme.

Gähnend folgte ich den Stimmen zur Treppe und lief zu den Männern nach unten. Vielleicht würde ich dort etwas zu Trinken finden. Anscheinend hatten sie heute einen Männerabend eingelegt, auch wenn Niall noch mit Hayley in Hongkong war.

„Alles ist gut Maddie, entspann dich mal etwas." Ich löste eine Hand vom Treppengeländer um ihre Tritte etwas zu dämpfen, noch immer war mir schleierhaft, wie ein so kleines Wesen schon so stark sein konnte.

„Gleich sind wir bei..."

Mein Satz blieb unvollendet, stattdessen entwich mir ein spitzer Schrei, als ich plötzlich wegrutschte. Ich verlor das Gleichgewicht. Verzweifelt streckte ich meine Hand nach dem Geländer aus, bekam es aber nicht mehr zu fassen.

Und auf einmal war da nur noch Schmerz, überall war Schmerz, aber vor allem in meinem Bauch. Ich wimmerte auf, wollte schützend eine Hand heben und sie auf meinen Bauch legen, aber sobald ich das tat, wurde der Schmerz nur noch schlimmer.

Wie durch einen Schleier sah ich Harry, der sich besorgt neben mich kniete, aber ich konnte nichts hören. Alles tat so weh, ich wollte nur nach das es aufhörte und das tat es.

Um mich herum wurde alles schwarz, als hätte jemand das Licht ausgeknipst.

Erschrocken sah ich meinen Verlobten an. Von dieser Perspektive aus hatte ich es noch gar nicht betrachtet.

„Du bist nicht Schuld Harry", wiedersprach ich ihm sofort, aber er schüttelte nur den Kopf.

„Nein das bin ich wahrscheinlich nicht. Du aber auch nicht Prinzessin." Sanft schloss er mich in die Arme und strich mir über den Rücken. Automatisch rutschte ich noch etwas dichter an ihn heran und vergrub mein Gesicht an seiner Brust.

„Vielleicht versuchen wir einfach irgendwann, wenn genug Zeit vergangen ist, nochmal ein Baby zu bekommen. Vielleicht in einem Jahr, vielleicht aber auch erst in fünf oder zehn Jahren, uns drängt niemand."

Leicht spannte ich mich bei seinen Worten an. „Ich weiß nicht ob das geht Harry", nuschelte ich in seine Brust. Noch hatte ich mit ihm nicht über das geredet, was mir die Ärzte im Krankenhaus mitgeteilt hatten.

„Was meinst du?" Vorsichtig schob er mich ein Stück von sich, um mich besser ansehen zu können.

„Bei dem Sturz wurden einige Organe verletzt", begann ich langsam zu erzählen. Das allein war nicht neu für ihn, immerhin war er es, der mich täglich daran erinnerte, allerhand bunte Pillen einzuwerfen.

„Die Ärztin meinte, es ist nicht sicher, ob sich mein Körper je ganz davon erholt und hat mir erstmal davon abgeraten, nochmal schwanger zu werden. Es könnte einfach zu viel werden mit nur eine Niere, einer halben Leber und einer nicht ganz funktionstüchtigen Lunge." Unsicher sah ich Harry an und wartete halb ängstlich, halb erleichtert auf seine Reaktion.

Er schwieg eine Zeit lang und sah mich einfach nur an. Irgendwann legte er eine Hand auf meinen Bauch und strich sanft darüber.

„Aber du...also...willst du es nochmal versuchen, irgendwann mal?"

Tief durchatmend sah  ich Harry an. Ich konnte seine Frage bestens verstehen, immerhin war für mich damals, als ich festgestellt hatte, dass ich schwanger war, eine Welt zusammengebrochen.

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