Kapitel 39

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Federicos Sicht

Was sie mir das sagte, schockierte mich, auch wenn ich jetzt besser verstehe, wieso sie früher so distanziert mir gegenüber war. <<Wie schlimm ist es?>> fragte ich, und bemerkte die Tränen in ihren Augen. Unsere Hände waren immer noch in einander verschränkt, Ludmilas Gesicht war blass, und sie wirkte einfach nur erschöpft. Sie setzte sich auf das Bett, was vor uns stand. Mich zog sie mit sich. <<Ich weiß nicht, was du als schlimm endfindest, aber für mich war es schon ziemlich schlimm.>> Ich spürte die Wut ich ihrer Stimme aufblitzen, und ich könnte mich ohrfeigen. Wieso rede ich nur so einen Mist? Es ist nur selbstverständlich, das sie sauer auf mich ist. <<Es tut mir leid, das hätte ich nicht sagen sollen.>> Sie blickte mich an. <<Schon gut. Du weißt nur einfach nicht, wie das für mich sein muss. Du musstest nicht das durchstehen, was ich durchgestanden habe. Deswegen kann ich dir deine Fragen nicht übel nehmen.>> Mein schlechtes Gewissen wurde noch größer, und mir ging es im Moment richtig schlecht, weil ich mich so blöd aufgeführt habe. <<Dann erzähl es mir bitte. Ich möchte ein Teil, von deinem Leben sein, und dich unterstützen.>> Ihre Hand zitterte, und ich legte einen Arm, um ihre Schulter. <<Okay, wie du willst.>> Sie wischte sich eine Träne von der Wange, und lehnte sich leicht an mich. <<Es hat vor ungefähr 12 Jahren angefangen. Ich war gerade mal 5, und wollte mit Diego länger im Garten spielen. Sie hat gesagt, ich solle nicht zu spät kommen, aber, naja, wie Kinder nun mal sind, habe ich die Zeit vergessen. Ich hatte Spaß, und wusste nicht, was passieren würde, wenn ich nach Hause kam. Aber jetzt, würde ich alles dafür tun, um diesen Fehler rückgängig zu machen.>> Ihr Herz raste, und ich zog sie noch enger an mich. <<Aber so darfst du das nicht sehen, wenn es nicht an diesem Tag geschehen wäre, dann garantiert an einem anderen.>> Sie nickte, und sprach weiter. <<Immer wenn es nicht nach ihrem Willen ging, ist sie ausgerastet. Diego wusste anfangs noch nichts davon. Wie auch, er hatte besseres zu tun, als immer auf seine kleine Cousine zu achten. Er war ja noch nicht mal ein Jahr älter als ich.>> Sie schloss die Augen, und ich küsste sie auf die Wange. <<Aber nach einiger Zeit, hat er es natürlich auch mitbekommen, und wollte ab diesem Zeitpunkt nicht mehr von meiner Seite weichen. Naja, du weißt ja, wie er ist. Er macht sich viel zu viele Sorgen, weil er Angst hat, das Priscilla immer weiter macht, und ich eines Tages im Grab lande.>> Erschrocken riss ich die Augen auf. Ich frage mich wirklich, wie Diego es ausgehalten hat, Ludmilas Mutter nicht umbringen zu wollen. <<Doch, das hat er.>> Ich sah sie verwirrt an. <<Du hast laut gedacht.>> Ich merkte, wie ich rot wurde. <<Oh.>> Scheiße! Wie peinlich ist das den. <<Was genau meinst du?>> fragte ich, um von Thema abzulenken. <<Er hat es bemerkt, als er nach Hause kam, und meine Mutter wegen einer schlechten Note ausgerastet ist. Er war damals 11 Jahre alt, und musste mit ansehen, wie sie mich geschlagen hatte. Er ist so ausgerastet, das er sie mit einem Küchenmesser attackiert hat, aber Priscilla hat ihn einfach zu Boden geschlagen. Danach hatte er vor, mit mir von zu Hause abzuhauen, aber sie hat uns jedes Mal aufhalten können. Ich wusste, das meine Tante bescheid weiß, aber sie hat sich nie dafür interessiert.>> In meinem Kopf entstanden ziemlich genaue Vorstellungen davon, wie schrecklich das für die beiden gewesen sein muss. <<Wieso hat dein Cousin uns vorhin hochgeschickt?>> Es war eine der vielen Fragen, die mir im Kopf rumschwirrten. <<Du weißt ja, das Gregorio mein Onkel ist. Diego und er haben einen Plan entwickelt, um den ganzen ein Ende zu setzen.>> Für einen Moment war ich schockiert. <<Also wusste es jeder, abgesehen von mir.>> sagte ich ein wenig beleidigt. Sie sah mich traurig an, und ich bereute meine Worte. <<Es tut mir leid, aber ich konnte es dir nicht sagen. Ich hatte Angst, das sie dir etwas antut, wie sie es damals mit Diego gemacht hat. Ich konnte nicht riskieren, dass sie dir etwas antut. Das hätte ich mir niemals verziehen.>> Ich wusste, das sie ihre Gründe hatte, wieso sie es mir verschwiegen hat. Ich verstehe sie, und hätte an ihrer Stelle genauso gehandelt. <<Okay. Ich will nur das du weißt, das du mir alles sagen kannst, und ich verstehe, wieso du es mir nicht gesagt hast.>> Ich drückte ihre Hand leicht. Auf einmal sprang die Tür auf, und Diego kam hereingestürmt. <<Da seid ihr ja, ich hab euch schon gesucht.>> rief er, und kam auf uns zu. Ludmila lies meine Hand los, und stand auf. Sie taumelte, und kippte zur Seite. Ich fing sie auf, und hob sie auf das Bett, auf dem ich saß. <<Was ist mit dir? Geht es dir gut?>> rief Diego, und stürzte sich auf uns. Er legte eine Hand auf Ludmilas Stirn. Sein Gesicht war voller Sorge, und Angst. Ich fühlte mich genauso, wie er aussah. <<Sie hat Fieber.>> flüsterte er erschrocken. Ich legte Ludmila vorsichtig auf das Bett, und deckte sie mit einer Decke zu. Dann setzte ich mich neben sie aufs Bett. <<Hat der Plan funktioniert?>> fragte sie Diego, der ihr ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Er lächelte sie an. <<Ja. Ich schätze, jetzt heißt es erstmal Koffer packen, aber keine Angst, das mach ich für dich. Aber nur, wenn du mir versprichst, das du dich ausruhen wirst, und jetzt schläfst.>> Sie nickte leicht, und schloss dann die Augen. Diego küsste sie zum Abschied auf die Stirn, und machte sich daran, ihre Sachen einzupacken, die sie erst heute Morgen ausgepackt hatte. <<Ich rede mit German. Er weiß sicherlich von all dem noch nichts.>> Ich wollte schon gehen, doch Ludmila hielt mich auf. <<Nein, warte. Bleib bitte bei mir.>> Diego nickte, und sagte letztendlich: <<Mein Vater redet bestimmt mit ihm. Bleib du bei Ludmi. Sie sollte jetzt nicht allein sein.>> Ich lächelte ihm dankbar zu, und widmete meine Aufmerksamkeit jetzt wieder Ludmila, die erschöpft in ihrem Bett lag, und zitterte. Ich legte mich neben sie, und zog die Decke weiter über sie, damit sie nicht frieren muss. Ihr Kopf lehnte an meinem, und ich legte einen Arm um sie. <<Schlaf gut, Mi Amor.>> flüsterte ich, und schloss die Augen. Im Moment war ich einfach nur glücklich, das sich alles zum Guten gewendet hat.

Fedemila - Ich liebe dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt