Kapitel 35

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Am nächsten Morgen stand ich so früh wie nur möglich auf, damit ich niemanden begegnen musste. Ich weiß, dass das feige ist, aber ich konnte die anderen einfach nicht mehr sehen. Vor allem Fede nicht. Wir hatten uns gestern geküsst. Das habe ich nicht vergessen, aber ich weiß nicht, wie er reagieren wird, wenn wir uns wiedersehen. Wir müssen wahrscheinlich heute die Duette vortragen. Aber ich falle lieber in Prüfung durch, als mit Fede singen zu müssen. ich hab zwar noch keine Ahnung, wie ich das Priscilla erklären soll, aber mir wird schon irgendwas einfallen.

Federicos Sicht

Als ich erwachte, war alles still. Normalerweise genoss ich die Ruhe, aber im Moment machte es mir Angst. Ich machte mich fertig, und hatte vor, Ludmila zu wecken. Sicherlich schläft sie noch. Also öffnete ich leise ihre Zimmertür, fand dort aber nur Leere vor. Von unten hörte ich Stimmen. Für einen Moment dachte ich, die Worte kamen von Ludmila, aber es war nur Violetta, die mit ihrem Vater diskutierte. Wenn mich nicht alles täuscht, geht es dabei um Vilus Rock, der zu kurz ist. Schweigend setzte ich mich an den Tisch. <Was für ein schöner Tag, nicht war?>> sang Priscilla gut gelaunt. Ich warf ihr einen verwirrten Blick zu. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie kann ich sie nicht leiden. Ich habe das ungute Gefühl, das sie nicht die ist, die sie vorgibt zu sein. Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber so ist es nun mal. <<Wo ist Ludmila?>> fragte ich leise, und biss in mein Brötchen. <<Sie ist schon weg.>> sagte Olga, die mich gehört hatte. Ich schlang den Rest von meinem Brötchen eilig hinunter, und stand dann auf. <<So, wie ich gleich.>> Ich griff nach einem Ordner, indem ich ein paar Partituren lagerte, und steckte ihn in meine Aktentasche. Ich verließ so schnell, wie möglich das Haus, und machte mich auf den Weg in Richtung Studio. Dort angekommen, lief ich zuerst zu meinem Spint. Auf dem Gang hörte ich eine vertraute Melodie. Ich wusste nicht, woher ich es kannte, aber ich bin mir sicher, es schon einmal gehört zu haben. Ich folgt dem Klang der Stimme, und merkte nach einiger Zeit, das es Ludmila war, die dieses Lied sang. Ihre Stimme würde ich unter tausenden wiedererkennen. Ich öffnete leise die Tür zum Gesangsraum, wo ich sah, wie sie am Klavier saß, und sang. Der Text handelte von der Liebe. Eigentlich einer sehr fröhlichen Thema, wenn man mich fragt, aber es klang dennoch traurig. Ich wusste nicht genau, ob es am Text, oder an der Sängerin lag. Als sie fertig war, klatschte ich. Sie zuckte zusammen, und zitterte. Langsam drehte sie sich in meine Richtung. Unsere Blicke trafen sich. <<Schönes Lied, aber es ist ein wenig traurig, meinst du nicht auch?>> Ich kam auf sie zu, und setzte mich langsam neben sie, auf einen Stuhl, den ich mir ans Klavier zog. Sie schwieg immer noch. Behutsam berührte ich ihre Hand. <<Können wir reden?>> fragte ich leise. Für diese Frage könnte ich mich ohrfeigen. Wieso mache ich ihr so einen Druck? Wenn sie nicht in mich verliebt ist, dann sollte ich das akzeptieren. <<Wenn du meinst.>> Nach einer langen Zeit der Stille antwortete sie mir endlich. Ich hatte eigentlich mit einer Art abfuhr gerechnet. Ich war gar nicht darauf vorbereitet, was ich jetzt sagen sollte. Also entschied ich mich für das Sinnvollste. <<Es tut mir leid.>> Sie sah mich an, und in ihren Augen, konnte ich Verwirrung erkennen. <<Was tut dir leid?>> Ich umschloss ihre weiche Hand mit meiner. <<Das ich dich geküsst habe, das hätte ich nicht tun sollen.>> Ich bemerkte, wie angespannt sie war. <<Nein. Schon gut.>>Sie lächelte, aber es wirkte nicht glücklich. Ich rückte ein Stück näher an sie ran. <<Wieso bist du davon gerannt. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.>> Es war die Wahrheit. Ich hasse es zu Lügen, das tat ich schon immer. <<Meine Mutter.>> sagte sie leise, und holte tief Luft. <<Meine Mutter wäre nicht besonders begeistert gewesen,  wenn sie erfahren hätte, das ich bei sowas, wie Wahrheit oder Pflicht mitspiele. Deswegen bin ich hochgerannt, als sie nach Hause gekommen ist.>> Ich musterte sie aufmerksam. Sie lügt nicht, das merke ich, aber sie verheimlicht mir trotzdem etwas. Aber im Moment beschäftigt mich eine ganz andere Frage. <<Also war es nicht wegen mir?>> Ich hoffte inständig, das es so ist. Ihre Lippen verzogen sich zu einem kleinem Lächeln. <<Nein, nicht wegen dir.>> Ich strahlte. So glücklich hatte ich mich noch nie gefühlt. Unsere Hände waren ineinander verschränkt. <<Okay.>> sage ich leise. Zwischen uns war nur noch sehr wenig Platz, und ich konnte mich einfach nicht von ihren Augen losreißen. Ich hielt den Abstand nicht mehr aus, und legte meine Lippen auf ihre.

Fedemila - Ich liebe dichWhere stories live. Discover now