Kapitel 24

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Ludmilas Sicht

<<Er hat dich geküsst!>> quietschte Naty aufgeregt, und ich verdrehte die Augen. <<Ja, aber nur auf die Wange.>> Sie hob eine Augenbraue, und grinste. <<Nur? Wolltest du mehr?>> fragte sie, und ging mir dabei langsam auf die Nerven. <<Wollen wir weiter machen? Am besten findest du im Internat schon mal was über dieses <Fantastic Fantasy> heraus. Ich lese der weile weiter und sage dir bescheid, wenn ich etwas spannendes herausfinde.>> Schnell lief ich an ihr vorbei. <<Okay, wenn du meinst, aber denk nicht, das ich nicht gemerkt habe, wie du das Thema gewechselt hast.>> Sie grinste mich wissend an, aber ging wieder auf ihren Platz am Laptop. Ich griff wieder nach dem Tagebuch, von meiner Tante, und las es weiter. Was ich darin ließ, faszinierte mich. Ich hatte nie gewusst, was meine Tante wirklich für ein Mensch war. Sie war immer so distanziert zu mir, hat nur wenig gesprochen, und eigentlich alles ignoriert, was eigentlich wichtig war. Sie hatte sich damals immer in ihre Arbeit gestürzt, und um ehrlich zu sein, sie war eine unglaublich gute Geschäftsführerin. Ich weiß nicht, was sie für Geschäfte gemacht hat, aber sie waren erfolgreich. Ich denke, es war irgendwas mit Immobilien und Architektur. Sie hat mir und Diegito quasi keine Achtung geschenkt, und wir mussten selbst sehen, wie wir irgendwie normal aufwachsen. Deswegen dachte ich immer, sie wäre eine grauenhafter Mensch, und eine schlechte Mutter. Aber die Frau, die hier schrieb, war ganz anders. So lebensfroh, und glücklich. Sie hatte Träume, und war auf der Suche nach ihrer großen Liebe. Ich fühlte mich auf eine merkwürdige Seite mit ihr verbunden. Aber am meisten berührte mich die Tatsache, wie sie die Musik sah, wie sie sich fühlte, wenn sie tanzte, oder einfach nur zuhörte, wenn jemand ihr etwas am Klavier vorspielte. Auf einmal bekam ich ein ganz anderes Bild von ihr in meinem Kopf. <<Hast du war gefunden, was hilfreich wäre?>> fragte Naty. Ich lief zu ihr, und blickte mit auf den Bildschirm des Laptops. <<Erzähl erstmal, was du hast.>> sagte ich. Sie scrollte auf einer Seite runter, und zeigte mir ein paar Bilder. <<Also Fantastic Fantasy war eine Show, die vor ungefähr 20 Jahren ursprünglich in Spanien aufgeführt wurde, doch als sie immer erfolgreicher wurden, machten sie eine Welttournee.>> Sie klickte das nächste Bild an. <<Das ist ein Bild von einer Liveaufführung. Vielleicht kommt dir ja jemand bekannt vor.>> Ich durchsuchte die Reihen der Tänzer, die alle in ihrer Position standen. Auf einmal bemerkte ich ein bekanntes Gesicht. <<Da! Das war meine Tante! Sie hat bei der Show mitgemacht, das stand auch in dem Tagebuch. Das sie aufgenommen wurde, und auf Weltreise gegangen ist. Sie war so fröhlich, und glücklich. Warte ich lese weiter.>> Sie nickte leicht. <<Liebes Tagebuch, ich war heute bei der zweiten Probe von der Show. Ich glaube, ich habe meine große Liebe gefunden. Ja, wirklich. Einer der Tänzer, ein wirklich sehr charmanter Tänzer hat mich tatsächlich nach einer Verabredung gefragt. Ich weiß nicht, ob ich zusagen soll, oder nicht. Er hat dieses Lächeln, von dem einem ganz schwindelig wird. Seine Augen strahlen, und er ist so gutmütig, und liebenswert. Ich freue mich auf die erste Aufführung. Bis bald, Carla.>> Ich lächelte. <<Das muss der Vater von Diego sein.>> Ich spürte richtig, wie Naty vor Neugier fast platzte. <<Ja, wahrscheinlich. Ich trau meiner Tante ja viel zu, aber bestimmt nicht, das sie eine Schlampe war.>> Ich schaute auf meine Notizen. <<Stehen im Internet auch alle Namen von den Darstellern?>> fragte ich, sie durchsuchte ein paar einzelne Seiten. <<Ja.>> rief sie. <<Sogar mit Bildern daneben, aber die sind schon sehr alt, und außerdem nicht besonders scharf. Die Technik war damals nicht besonders weit.>> Ich war für einen kurzen Augenblick fröhlich, weil ich wusste, das ich mich auf meine Freundin verlassen konnte. <<Hast du Hunger? Ich kann und was aus der Küche holen.>> Naty war begeistert. <<Oh ja, das wäre toll. Ich Google schon mal ein paar der Namen, und schreib alles auf, was ich finden kann.>> Sie strahle übers ganze Gesicht, und ich lief in die Küche, um eine Tiefkühlpizza in den Ofen zu schieben. Während ich wartete las ich weiter in den Tagebüchern. Ich fand den Anfangsbuchstaben von dem vorhin erwähnten Tänzer heraus, mit dem sie immer mehr Zeit verbrachte, und in den sie sich verliebte. Schnell stolperte ich zu Naty. <<Alles in Ordnung?>> fragte sie besorgt, und schaute mich treuherzig an. <<Ja, schon, aber ich habe einen Hinweis auf den Namen. Er fängt auf jeden Fall mit G an. Das ist schon mal sicher.>> sagte ich. <<Wieso, hat sie geschrieben: Der Mann, mit dem ich zusammen bin fängt mit G an.>> Sie lachte, und ich schüttelte den Kopf. <<Nein, aber sie hat in ein Herz geschrieben C+G for ever. Das man das zu ihrer Zeit auch getan hat wundert mich allerdings.>> Naty lachte. <<Tja, anscheinend schon. Okay, aber es gibt bestimmt 10 Männer, dessen Anfangsbuchstabe ein G ist. Mal sehen, wie viel wir herausbekommen.>> Es piepte, und ich wusste, das sie Pizza fertig war. Schnell lief ich zurück in die Küche, und öffnete den Ofen, in dem die fertige Pizza stand. Es duftete schon herrlich nach geschmolzenem Käse und pikanten Gewürzen. Ich legte sie auf einen Teller, nahm noch zwei weitere aus dem Regal, und trug dann alles rüber. <<Wie lecker! Pizza!>> rief Naty, du sprang auf. Wir setzten uns an den Tisch. <<Oh Mist, jetzt hab ich das Besteck vergessen. Warte, ich hohl es schnell.>> Als ich wieder kam, schnitten wir die Pizza in mehrere Teile. Genüsslich bis ich in das Stück Pizza, das ich mit der Gabel aufgespießt hatte. <<Wollen wir morgen weiter machen, ich bin total müde.>> sagte Naty irgendwann. Ich lächelte. <<Ja. heute war in anstrengender Tag.>> Erschöpft strich ich mir mit der Hand über die Stirn. Auf einmal hörten wir, wie die Tür aufgeschlossen wurde. Erschrocken sprangen wir beide auf. <<Hallo Ludmi!>> rief eine Frauenstimme fröhlich. Aber es war Gott sein  dank nicht meine Mutter, wie ich befürchtet hatte, sondern nur Laura. <<Ist das deine Mutter?>> flüsterte mir Naty leise zu, und ich schüttelte den Kopf. <<Nein, unsere Haushälterin, aber sag ihr bitte nicht, das meine Mutter mich eingesperrt hat.>> flüsterte ich zurück. Laura trug ein Kleid, was mir verriet, das sie sich mit einem Mann getroffen hatte. <<Und wie war dein Date?>> fragte ich. Sie hatte sich noch nicht zu uns umgedreht. Doch als sie es tat, bemerkte ich. Doch statt Verlegenheit, traten unglaubliche Freudensgefühle in ihre Züge. <<Ist das eine Freundin von dir?>> fragte sie, und ihr ganzes Gesicht strahlte. Naty tat es ihr gleich, und reichte ihr höflich die Hand. <<Hallo. Ich bin Naty. Schön sie kennenzulernen.>> Laura lachte, und schüttelte ihre Hand. <<Nenn mich einfach Laura. Sonst macht mich das noch älter, als ich eh schon bin.>> Sie übertrieb. Klar, sie war keine 20 mehr, aber ich denke nicht, das man ende 40 schon als alt bezeichnen würde, eher in den mittleren Jahren. Naty grinste fröhlich. <<Wo ist den die Seniora Priscilla?>> fragte sie mich, und lächelte in die Runde. <<Weiß ich nicht, aber sie kommt erst in zwei Tagen wieder. Kann Naty bei uns übernachten?>> fragte ich flehend. Laura lachte. <<Wieso sollte ich dir das verbieten? Ich freu mich doch, das du endlich eine Freundin gefunden hast.>> Wir umarmten uns alle, und es wurde noch ein sehr schöner Abend.


Fedemila - Ich liebe dichWhere stories live. Discover now