Kapitel 36

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Ludmilas Sicht

Wir küssten uns solange, bis jemand die Tür aufriss. Es war Gregorio. Erschrocken fuhren wir auseinander. <<Oh, ich wollte nicht stören, aber ich muss kurz mit meiner Nichte reden.>> Man sah ihm an, wie peinlich dir ganze Situation für ihn war. <<Natürlich, ich komme gleich.>> sagte ich, und lächelte ihn an. Wir hatten ein gutes Verhältnis zueinander, aber meine Mutter weiß noch nichts davon. <<Okay, du findest mich im Tanzraum.>> sagte er, und ging. Fede lachte, als die Tür zufiel. <<Das war jetzt etwas peinlich.>> sagte er, und umfasste erneut meine Hand. Ich wusste nicht genau, was ich sagen sollte. <<Ja.>> Ich lächelte leicht, und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. <<Ich will dich etwas fragen.>> Fede war derjenige, der die Stille unterbrach. <<Und was?>> Meine Hand begann zu zittern. <<Sind wir jetzt eigentlich zusammen?>> fragte er, und sah mich erwartungsvoll an. Ich hatte das Gefühl, gleich zu ersticken. Ich schaute in alle Richtungen, bloß nicht in seine. <<Willst du den mit mir zusammen sein?>> Ich wurde immer aufgeregter, und ich bemerkte, das es ihm ähnlich geht. Doch er lächelt mich an. <<Ja, sonst würde ich doch nicht fragen.>> Ich beruhigte mich wieder etwas. <<Naja, also wenn das so ist, dann wahrscheinlich schon.>> Er strahlte mich an, und seine Augen funkelten fröhlich. Er kam wieder auf mich zu, und küsste mich erneut. <<Ich liebe dich.>> hörte ich seine Stimme nah an meinem Ohr. Ich lächelte. Diese Wort hatte noch nie jemand zu mir gesagt. Es tat gut zu wissen, das es jemanden gibt, der mich liebt. Wir küssten uns wieder leidenschaftlich. Doch dann war ich gezwungen, mich von ihm loszureißen. <<Ich muss los. Gregorio wartet.>> Ich schnappte mir meine Tasche, und küsste ihn zum Abschied auf die Wange. <<Tschüs.>> rief er mir noch nach, als ich den Raum verließ. Als ich in den nächsten Flur einbog, wartete Diego dort auf mich. <<Seid ihr jetzt zusammen?>> fragte er, und ich merkte, wie angespannt er war. <<Hast du uns beobachtet?>> fragte ich, und lief weiter in Richtung Tanzraum. <<Nein, ich habe nur zufällig mitbekommen, wie ihr euch geküsst habt.>> Ich zog eine Augenbraue hoch. <<Zufällig? Ja klar! Und bevor du mich noch mehr deswegen nervst. Ja, wir sind zusammen.>> Ich sah, wie mein Cousin mit sich rang. Er lächele gequält. <<Ich freu mich für euch.>> sagte er schließlich, wenn auch nicht ganz glaubwürdig. <<Danke, aber ich weiß, das du ihn nicht magst.>> sagte ich, und lief weiter. Diego hielt mich am Arm fest, und riss mich ein Stück zurück. <<Nein, das ist nicht das Problem, und das weißt du auch.>> Er sah etwas gekränkt aus, weil ich ihm so etwas unterstellte. <<Ach ja, und was ist es dann, das du dich nicht richtig für mich freuen kannst?>> Jetzt stampfte ich, wie ein kleines Kind, das nicht seinen Willen bekommt, auf den Boden auf. <<Vielleicht die Tatsache, das du ein paar kleine Geheimnisse hast, die er nicht weiß? Ich habe einfach Angst, das du traurig bist, wenn er merkt, das du ihm etwas verheimlichst, und sich dann von dir trennt.>> Er umarmte mich. <<Ich will dich doch nur beschützen, und wenn du glücklich mit ihm bist, dann bin ich auch glücklich. Wieso sollte ich nicht wollen, dass dir jemand ein Lächeln ins Gesicht zaubert?>>  Ich wusste, das er die Wahrheit sagt, da ich sicherlich merken würde, wenn er lügt. <<Ja, schon gut. Können wir jetzt bitte weitergehen? Ich muss nämlich in den Tanzraum, zu Gregorio.>> Ich zog ihn weiter. <<Papa hat dich auch zu ihm bestellt? Was denkst, worüber er mit uns sprechen will?>> Wir hatten den Treffpunkt mittlerweile schon fast erreicht. <<Keine Ahnung, aber ich bin mir sicher, das wir es bald herausfinden.>> Ich lächelte ihm zu, und öffnete die Tür. <<Da seid ihr ja endlich.>> rief Gregorio, und schleuderte seinen Ball auf den CD - Player. Diese Eigenart wird er sich wahrscheinlich niemals abgewöhnen, aber das ist ja auch nicht so schlimm. <<Ja, hat etwas länger gedauert.>> sagte ich, und lehnte mich an die Balettstange. <<Ich muss etwas mit euch besprechen.>> sagte er, und legte einen Arm um Diegos Schulter. Ich nickte ihm zu. <<Und was?>> fragte Diego nervös. <<Du bist genauso neugierig, wie deine Mutter.>> rief mein Onkel lachend. Ich verdrehte die Augen. Ständig lassen sie sich von Thema ablenken, weil ihnen irgendwas von früher eingefallen ist, oder sie Gemeinsamkeiten bemerkt haben. <<Jetzt sag schon.>> drängelte ich. Ich will ihre Harmonische Erinnerungszeremonie ja nur ungern stören, aber ich halte es nicht mehr aus zu warten. <<Okay. Also ich habe beschlossen, mit deiner Mutter zu reden.>> Ich wäre fast umgefallen. <<Nein! Bitte nicht!>> rief ich aufgebracht. Gregorio sah mich erschrocken an. <<Wieso den nicht?>> fragte er. Diego warf mir einen eindeutigen Blick zu, und ich wusste, das es Zeit wird, Gregorio alles zu erzählen. Schließlich gehört er ja jetzt zur Familie. <<Naja, also manchmal, wenn meine Mutter sauer wird, dann kann sie leicht aggressiv werden.>> sagte ich leise. Diego hielt das Schweigen nicht mehr aus, und mischte sich mit ein. <<Manchmal? Du meinst wohl eher immer.>> rief er, und wurde immer nervöser. <<Diese Frau ist nicht mehr ganz dicht, und ich muss jetzt schon den  Instinkt unterdrücken, sie umzubringen.>> Er gestikulierte wild herum, und wurde immer lauter. <<Ist es so schlimm?>> fragte Gregorio besorgt, und musterte mich aufmerksam. <<Ja, es ist so schlimm. Wir können Ludmi nicht mehr bei ihr lassen, sonst ist sie demnächst reif fürs Grab.>> schrie Diego, und mein Onkel zog überrascht die Augenbrauen hoch. <<Was meinst du damit?>> fragte er verwirrt. <<Naja, es ist so, das sie manchmal sehr gemein ist.>> Ich fand nicht die richtigen Worte. Diego lachte verbittert. <<Zeig ihm deinen Rücken.>> sagte er, und zog mich ein Stück  näher an sich. <<Soll ich das wirklich tun?>> fragte ich leise. <<Ja.>> sagte er, und drehte mich um. <<Es wird Zeit, das er die Wahrheit erfährt.>> Dann umgriff er den Saum meines T-Shirts und zog es ein Stück weit hoch. <<DAS IST DIE REALITÄT!>> rief er, und zeigte Gregorio, was mir seid Jahren zu schaffen machte, und wieso ich immer Schmerzen beim Tanzen hatte.



Fedemila - Ich liebe dichWhere stories live. Discover now