Seven Sisters

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Sebastian hatte wirklich gewartet. Im Gegensatz zu den anderen Uniformierten, rannte er nicht durch die Gegend oder hörte Funksprüche ab, sondern er lehnte am Wagen. Und doch passte er irgendwie perfekt in dieses Bild hinein. Als er mich sah, ging er zu einem silbernen Mercedes, stieg ein und startete den Motor. Da es niemanden sonderlich zu interessieren schien, folgte ich ihm und stieg auf der Beifahrerseite ein.

,,Wo geht es denn hin, wenn ich fragen darf?" Doch anstelle einer Antwort bekam ich einen sonderbaren Behälter unter die Nase gehalten. ,,Handy da rein!" Er sagte es in einem Ton der keinen Widerspruch duldete. Das schrie förmlich nach Planänderung. Nachdem ich mein Handy hinein gelegt hatte und Sebastian sie geschlossen hatte fing er an zu erklären:,, Schalldicht und ohne jeglichen Empfang. So können wir weder Geortet noch abgehört werden und selbst wenn es Sprengkörper enthält würden die uns nichts anhaben können. Eigentlich ganz praktisch so eine Box. Sie haben schließlich deine Handynummer, da wäre es ein leichtes für die dich zu orten und dann kann ich für nichts garantieren. Dich würden sie auf jeden Fall am leben lassen, doch ob das wirklich besser ist bezweifle ich sehr. Und bei einer so jungen und hübschen Dame wie Ihnen Susan wäre das wirklich schade." Er schien ganz ok zu sein, doch meine Frage hat er trotzdem nicht beantwortet. ,,Kann ich jetzt wissen, wo es hingeht? Sonst steige ich wieder aus. ,,Sie gefallen mir ,Susan. Sie haben mehr Ähnlichkeit mit ihm als ich dachte."

Ich legte meine Hand an die Tür. ,, Jaja ist gut. Seven Sisters. Die U-Bahnstation. Können wir jetzt fahren? Ich stehe ein wenig unter Zeitdruck." Ich nahm meine Hand zurück und wir fuhren los. Doch die Fahrt war nur von kurzer Dauer. Denn schon bald hielten wir und ich bekam ein Ticket in die Hand gedrückt. ,,Wir fahren U-Bahn?", fragte ich verwundert. Dachte nicht das Superkriminelle mit Ticket U-Bahn fahren. ,, Ja, aber oberirdisch. Und", er machte eine kurze Pause und schaute mich an: ,,Verhalte dich so unauffällig wie möglich." Langsam begann Panik in mir aufzusteigen. Ich musste Greg endlich irgendwie unser Ziel durchgeben.

Der Zug fuhr uns vor der Nase weg und wir hatten 20 Minuten auf den nächsten zu warten. Genug Zeit also, um sich etwas einfallen zu lassen. Da entdeckte ich einen Coffeshop und mir fiel ein, dass ich immer noch keine Kaffee hatte. ,,Wollen Sie auch nen Kaffee oder so?" Er verneinte und ich wollte gehen, da fiel mir noch etwas ein:,, Wissen Sie welchen Kuchen er am liebsten mag?" Doch auch diese Frage verneinte er. Ich ging los. Alleine. Ich war schnell dran und gab eine Bestellung ab:,, Einen Latte Macchiato mit zwei Süßstoff, zwei Stücke Schokotorte, ein Päckchen der Kaffeebohnen oben ganz links bitte und ich müsste mal dringend telefonieren." Während die nette Verkäuferin meine Bestellung fertig machte durfte ich im Nebenraum telefonieren.

,,Detective Inspector Lestrade", meldete sich Greg am anderen Ende der Leitung. ,, Hi. Ich bins. Zeit für Plan B. Wir sind auf dem Weg zur Untergrund-Organisation. Brüderchen, die Zwerge und Schneewittchen fehlen noch. Mir geht es gut und wird es auch weiterhin gut gehen. Bring dich selbst nicht in Gefahr und pass auf, dass der Herr mit dem blauen Schal keinen Wind von der ganzen Sache bekommt." ,,Ok. Klar und deutlich verstanden. Ich werde warten."

Kleiner Einschub zum Verständnis: Die Gebrüder Grimm haben das Märchen Brüderchen und Schwesterchen, aber auch Schneewittchen und die sieben Zwerge geschrieben. Da ‚Schneewittchen, die Zwerge und Brüderchen noch fehlen' sind die übrigen Wörter der Titel von Bedeutung also ‚Sieben' und ‚Schwesterchen', wobei wir bei dem Hinweis Seven Sisters wären. Und, dass es sich um eine U-Bahnstation handelt geht aus ‚Untergrund-Organisation' hervor.

Ich bedankte mich nochmals bei der netten Verkäuferin, nahm meinen Kaffee und die Tüte mit dem Kuchen in die Hand und steckte das Päckchen Kaffeebohnen in meine Jackentasche. Die würden später noch von großem Nutzen werden. Nur einige Minuten bevor unser Zug einfuhr stand ich wieder neben Sebastian. Er hatte mir die Tüte mit dem Kuchen abgenommen, was ich nach kurzer Zeit bereute, da er meine Hand nehmen wollte. Schnell strich ich mir eine Strähne hinters Ohr und wechselte den Kaffeebecher in die Hand, die er nehmen wollte. ,, Was hatte ich bezüglich unauffällig gesagt? Die Leute schauen uns an, als würden Sie hysterisch um Hilfe schreien. Nehmen Sie also gefälligst meine Hand!", raunte er mir bedrohlich zu. Er hatte Recht. Die Leute rings herum schauten uns wirklich komisch an. Und das in London. Einer riesigen Stadt, wo jeder zum größten Teil vom anderen nichts wissen wollte. Wo die Menschen aneinander vorbeiliefen, auf die leuchtenden Displays schauten, telefonierten oder sich hektisch einen Weg durch die Menge bahnten.

Der Zug fuhr ein und die Blicke wandten sich von uns ab. Glücklicherweise fand ich einen Sitzplatz zwischen zwei, die länger im Zug blieben als wir, doch dieses Glück ging gefühlt viel zu schnell. ‚Next station is Seven Sisters' tönte es durch die Lautsprecher und wir mussten aussteigen.

Ich trank den letzten Schluck meines Kaffees und warf den Becher in einen der Mülleimer am Bahnsteig. In dem Moment sah ich Greg, dessen Blick mich fixierte. Ich ließ so, dass Sebastian es nicht sah, Greg aber umso besser eine der Kaffeebohnen fallen. Plan Hänsel und Gretel schien also aufzugehen. Nicht jedoch der Plan mich Sebastian zu entziehen. Nun hatte ich leider beide Hände frei. Er verschränkte seine Finger mit meinen und strich mit seinem Daumen über meinen Handrücken. Jeder Muskel meines Körpers war angespannt und ich hätte Sebastian am liebsten eine geklebt, hätte geschrien, wäre weggerannt oder ähnliches, doch das einzige, was ich tun konnte war Greg einen hilflosen Blick zuzuwerfen, bevor wir ihm den Rücken zuwendeten. ,,Nicht so starren!", bekam ich zugeflüstert. ,,Der einzige de hier starrt sind Sie, Sebastian, und zwar viel zu häufig in meinen Ausschnitt!", zischte ich wütend zurück. Während wir von ober nach unterirdisch wechselten ließ ich sicherheitshalber alle paar Meter eine Kaffeebohne fallen. Irgendwann waren wir in einem Gang angekommen, in dem niemand war außer uns. Wir hielten unter der einzigen kaputten der vielen Leuchtröhren die den Gang, mit den typisch nach außen gewölbten Wänden, in einem komischen Licht beleuchteten.

Sebastian fing an, an einem der Plakate, die eingerahmt, der Wölbung angepasst und immer im gleichen Abstand zueinander aufgereiht waren, herum zu ziehen. Er öffnete es wie eine Tür. Ich konnte nichts erkennen, denn es war dort drin zu dunkel. Doch bevor ich Sebastian hineinfolgte ließ ich noch eine Hand voll Kaffeebohnen auf den Boden.

So meine Lieben. Das Ende zieht sich doch mehr als gedacht. Ich will an dieser Stelle nur nochmal auf  aufmerksam machen, die beim letzten Kapitel in den Kommis gefragt hat wer, denn Lust auf eine Sherlock WhatsApp Gruppe hätte. Bei Interesse bitte per Privatchat mit ihr in Verbindung setzen.

Euch allen noch einen schönen Sonntag


Eure A_Elch

Stay with me. SH (Sherlock BBC Ff Fan Fiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt