Voldemorts Jagd

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Dezember 1980

Einige Tage verstrichen ohne besondere Vorkommnisse.

Zwischen Gwendolyn und Sirius hatte sich eisiges Schweigen gelegt, welches Gwen trotzig hinnahm. Sie fühlte sich im Recht; immerhin war er es gewesen, der darauf bestanden hatte, dass sie einander nichts mehr verheimlichten. Die Wahrheit hatte nun einmal oft einen bitteren Beigeschmack und diesen Trunk musste er nun schlucken.

Der Alltag jedoch war in dieser Form fast unerträglich. Sie bewegten sich beide auf einem viel zu engem Raum und es kam mehr als einmal vor, dass sowohl Gwendolyn als auch Sirius parat standen, wenn Zoe auch nur einen außergewöhnlichen Mucks von sich gab.

Gwendolyn hatte nun allerdings einen gewaltigen Vorteil: Sie besaß nun wieder die Möglichkeit, ohne größeres Risiko die Wohnung zu verlassen und so war es nun ihre Pflicht, die notwendigen Besorgungen zu tätigen. Es war keine aufregende Beschäftigung, aber sie brachte ihr ein wenig Abwechslung, und Gwendolyn konnte ab und an einen Abstecher machen, ohne dass Sirius etwas davon bemerkte.

Sie hatte Aberforth besucht, bei Sev vorbeigeschaut oder war einfach eine Weile einsam Spazieren gegangen. Diese neu gewonnene Freiheit tat ihr gut. Gwendolyn schöpfte daraus neue Kraft, Mut, und dieser Ausgleich machte das Warten erträglicher.

Seit ihrer letzten Begegnung, war sie nicht auf Voldemort getroffen. Sie hatten eine Abmachung und doch gingen Tage um Tage ins Land, ohne dass er sie zu sich rief. Ihr Ärger wuchs mit jeder neuen Woche, die begann. Doch Gwendolyn übte sich in Geduld, denn die Geduld war es, die sie bisher immer belohnt hatte.

~ * ~

März 1981

Es war ein herrlicher Frühlingstag, als Gwendolyn die Residenz aufsuchte. Nicht, um eine Audienz bei dem Dunklen Lord zu erbitten oder ihren Freund zu besuchen, sondern um einen ihrer Spaziergänge zu machen und die herrliche Grünanlage des Anwesens zu genießen. Gwen war ohne Umschweife um das alte Gebäude herumgegangen und betrat den Garten durch ein aufwendig gefertigtes, schmiedeeisernes Tor, ohne das ihr auffiel, dass sie nicht unbemerkt geblieben war.

Sie folgte dem schmalen Weg zwischen den Blumenrabatten, die sich unter knospenden Bäumen farbenfroh erstreckten, ohne darauf zu achten, wohin sie ihre Füße trugen. Vor einem sorgfältig angelegten Teich, der übersät war mit noch blütenlosen Seerosen und Wasserlilien, nahm Gwendolyn schließlich auf einer steinernen Bank Platz und starrte auf das Wasser und genoss die warmen Strahlen der Frühlingssonne.

In der Ferne plätscherte ein kleiner Bachlauf der vom zarten Gesang der Vögel begleitet war. Es war ein guter Tag und er verdrängte die unangenehmen Gedanken und den Zwist, der Zuhause allgegenwärtig war. Einen Moment lang schloss Gwendolyn die Augen, um die Ruhe und um die Idylle um sie herum zu genießen. Doch dieser Augenblick hielt nicht lange an.

Das Knirschen der Kiesel verriet den Eindringling, noch bevor Gwendolyn ihn sehen konnte. Ihre Hand war zu der Innentasche ihrer Robe gezuckt und hatte den hölzernen Griff ihres Zauberstabes fest umschlossen. Doch sie zögerte. Von der magischen Aura dieser Person ging keine Bedrohung aus.

„Welche Überraschung dich hier zu sehen, Gwendolyn!"

Ihre Hand ließ den Zauberstab los. Diese Stimme hätte sie unter tausenden erkannt, auch wenn es lange her war, dass Gwen sie vernommen hatte.

„Warum überrascht dich das, Lucius?"

„Du warst lange nicht mehr hier, nachdem du in Ungnade gefallen bist", antwortete Lucius sachlich. „Böse Zungen behaupten, du seist untergetaucht."

„Mach dich nicht lächerlich!", antwortete Gwen mit funkelnden Augen und bedeutete ihm, sich zu ihr zu gesellen. „Glaubst du, es wäre möglich, dass ich im Garten des Hauptquartiers umher spaziere, während der Dunkle Lord nach mir sucht?"

Im Schatten eines großen NamensUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum