Champagner und Verzweiflung

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März 1979

Ein wenig erschöpft erhob sich Sirius von seinem Stuhl, streckte sich genüsslich und folgte den Anderen, ohne sie weiter zu beachten, hinaus in den Flur.

Er hatte einen langen Tag hinter sich. Seine Arbeit im Ministerium war anstrengend gewesen und dann hatte dieses Ordenstreffen auch noch länger gedauert, als sie alle angenommen hatten. Dearborn Vortrag war so unglaublich langatmig und öde gewesen, dass Sirius bei manchen Passagen dachte, er würde einschlafen.

Doch nun hatte auch endlich dieses Treffen geendet und die Uhr, die über der Haustür am Ende des Flures hing, zeigte, dass es kurz nach elf war.

Etwas Gutes hatte das ganze allerdings. Vermutlich würde er heute Abend noch Gwendolyn antreffen und darauf freute er sich wirklich. Schon wieder hatten sie sich einige Tage nicht gesehen. Lange genug, dass er sie vermisste.

Es war schon grotesk, dass sie, nun, da sie zusammen wohnten, sich seltener sahen, als zu der Zeit, in der sie noch gemeinsam nach Hogwarts gingen.

Es war nicht nur grotesk, nein, es setzte ihm zu. Es machte ihn richtig fertig und das blieb nicht einmal James verborgen.

„Hey Tatze!" Jemand schlug ihm von hinten auf die Schulter. „Kommst du noch zu 'nem Butterbier mit zu uns? Wir warten auch auf dich!"

Stirnrunzelnd drehte sich Sirius zu seinem besten Freund und dessen Frau Lily um.

„Wieso warten?"

„Na, Dumbledore will dich noch kurz sprechen. Ich soll es dir ausrichten!"

„Dumbledore?", fragte Sirius verdutzt.

„Was ist jetzt? Kommste mit?" James ignorierte seine Frage. „Wurmschwanz kommt auch heute Abend. Ich könnt deine Hilfe gebrauchen, um ihn für den Orden zu begeistern!"

Doch Sirius hatte gar nicht richtig zugehört. Warum wollte Dumbledore ihn alleine sprechen? Seit seiner Mitgliedschaft vor ein paar Wochen hatte er noch nie mit ihm alleine sprechen wollen.

„Tatze!?!" James wedelte mit seiner Hand vor dem Gesicht seines Freundes umher.

„Lass das! Nein, das wird mir zu spät, tut mir leid, James." Er wandte sich zum Gehen.

„Ach, komm schon! Ein Butterbier!"

Doch Sirius war bereits verschwunden.

Er verspürte eine leichte Nervosität, als er den Raum betrat, in dem Albus Dumbledore alleine am Kopfende zurückgeblieben war.

Er hatte die Spitzen seiner Finger aufeinander gelegt und beobachtete Sirius' Eintreten, während er anscheinend auf einem Bonbon herumlutschte.

„Ahm, Sir? Sie wollten mich sprechen?"

„Natürlich, setzen Sie sich, Mr. Black!", sagte er und deutete auf den Stuhl rechts von ihm. „Möchten Sie etwas Trinken?"

„Nein, Sir. Danke!", antwortete Sirius, als er Platz nahm.

„Ein Bonbon vielleicht?"

„Nein - danke, Sir!", erwiderte er abermals irritierte.

Sein Herz klopfte wild in seiner Brust. Er kannte Dumbledore, natürlich. Er war sein Schulleiter in Hogwarts gewesen. Nicht selten hatten Lehrer ihn und James zu ihm ins Büro geschickt, wenn sie wieder einmal bei einem ihrer Streiche erwischt worden waren.

Damals war er einfach nur ihr Schulleiter gewesen. Ein alter Mann - aus seiner Sicht - ein Lehrer, eine Autoritätsperson, nicht weil er ihn geschätzt hätte, sondern weil der Respekt und seine Erziehung es ihm geboten hatten.

Im Schatten eines großen NamensWhere stories live. Discover now