Narzissas Bitte

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Juli 1979

„NIEMALS!"

Ein grüner Lichtblitz zuckte auf und die Frau mit dem schütteren, grauem Haar. Sie wand sich unter bestialischen Schmerzen. Sie hatte versucht es zu unterdrücken, doch der Cruciatus-Fluch vermochte es auch, das mutigste und tapferste Herz zu brechen. Gwendolyn wusste dies.

Sie beobachtete das Szenario aus dem Hintergrund. Sie sah zu, wie Voldemort versuchte an Informationen des Ordens zu kommen. Als der Schrei beinahe unerträglich für ihre Ohren wurde, brach er ab. Voldemort gab ihr einen Moment zur Erholung, damit sie nicht vergaß, was Erlösung war, nur dann konnte sie den Schmerz in vollem Ausmaß spüren.

Gwendolyns Augen glitten auf den Boden zu den drei reglosen Körpern, die hier bereits lagen. Es waren Dorcas Meadowes' Söhne gewesen. Sie waren zusammen mit ihrem Gatten zuerst gestorben; sie hatten es hinter sich.

„Herr? Lasst mich, lasst mich mit ihr spielen. Ich bekomme es gewiss aus ihr-", Bellatrix' flehende Stimme verstummte, als Voldemort die Hand hob.

Gwendolyn sah sie voll Verachtung an, denn sie war eine von jenen, die es besonders grausam mit ihren Opfern hielt. Ja, Bellatrix stand Rookwood in nichts nach, abgesehen von seinen kranken Neigungen vielleicht.

„Nun, Dorcas, ich gebe dir eine letzte Chance." Voldemort ging die wenigen Schritte, die sie trennten, bis seine schwarzen Stiefel nur noch einige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt waren. „Eine Chance, dein erbärmliches Leben schnell und leid los zu beenden. Es liegt alleine an dir."

„Ihr seid eine Bestie!" Ihre gebrochene Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Voldemort lachte kalt und hohl und Gwendolyn stellten sich die Nackenhaare hoch. Es war nicht das Lachen Voldemorts gewesen. Es war der Blick von Dorcas'. Trotz der zugeschwollenen Augen war ihr Blick hell und wach und starrte unbeirrt in Gwendolyns Augen. Sie hatte sie erkannt. Sie hatte Dumbledores Tochter erkannt und es war weder Verachtung noch Abscheu in ihren Augen; es schien beinahe Mitleid zu sein.

„Du willst noch immer nicht?" Gwendolyn konnte Voldemorts Zorn förmlich spüren.

Die Magie seiner Aura schien das ganze Wohnzimmer zu füllen und Gwen riss sich los von ihren Augen. Riss sich los von ihrem Anblick und tat so, als würde sie das Zimmer inspizieren.

Ein unheilvolles Knacken ertönte, das Gwendolyn übel werden ließ, gefolgt von Dorcas' schmerzvollem Wimmern.

„Narren!", zischte Voldemort. „Ihr kämpft für einen Narren, Dorcas, doch wo ist Albus Dumbledore nun, jetzt da du ihn brauchst?"

Stille erfüllte den Raum, denn selbst wenn die alte Frau hätte antworten wollen, sie konnte es nicht mehr.

„Ihr glaubt immer noch, ihr würdet für das Gute kämpfen, oder? Für das Gute, das am Ende immer gewinnen wird, nicht wahr? Doch ich sage dir nun etwas Dorcas", die hölzernen Dielen knarrten leise, als er über sie hinwegschritt, „es gibt kein Gut oder Böse. Es gibt nur Macht und diejenigen, die zu schwach sind, um nach ihr zu streben. Gwendolyn hier hat das begriffen. Nicht wahr, Gwendolyn?"

Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als er sie ansprach. Ein wohliger Schauer, der sich kribbelnd in ihrem Körper ausbreitete. Gwen wandte sich um und erwiderte den Blick seiner grauen Augen.

Einen Moment lang schien Gwendolyn vergessen zu haben, was um sie herum war. Einen Moment lang vergaß sie, wo sie sich befanden, während sich seine Worte in ihr Gehirn brannten. Sie war nicht schwach, nein. Sie war weder schwach noch unwillig nach Macht zu streben. Das Kribbeln wurde deutlich stärker, als er nur wenige Schritte vor ihr stehen blieb. Das Verlangen nach Macht wuchs stetig in ihr.

Im Schatten eines großen NamensDonde viven las historias. Descúbrelo ahora