Das Geständnis

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März 1980

Einen Moment lang glaubte Gwendolyn, dass ihr Herz stehen bleiben würde. Fassungslos sah sie Severus an und brauchte einige Sekunden, um dessen Worte zu realisieren. Sie hielt den Atem an, folgte seinen Blick, der auf etwas geheftet war, das direkt neben ihr stand.

Es war das Becherglas und die Flüssigkeit darin hatte sich in ein transparentes Rosa verwandelt und die Erkenntnis schnürte Gwendolyn die Kehle zu. Das blanke Entsetzen hatte seine Klauen um sie gelegt und schien mit einem Mal ihre ganze Welt ins Chaos zu stürzen.

„Nein", schrie sie lautstark, schmetterte das Glas in den Ausguss, sodass es zerbrach - als würde das etwas ändern.

„Gwen!?!" Die Farbe wich mit einem mal aus Severus' Gesicht.

Von seinem Lächeln war nichts geblieben. Doch weder das, noch seine Worte drangen zu ihr.

„Das kann nicht sein!", sagte sie verstört und versuchte den grauenvollen Gedanken zu verdrängen.

Sie war zurückgewichen, ohne die Scherben aus den Augen zu lassen, stieß an einen der Tische und riss ihn um. Mit einem lauten Knall zersplitterten die gläsernen Instrumente darauf und unzählige Flüssigkeiten vermischten sich miteinander. Der Fußboden begann zu brodeln und ein übel riechender Dampf bildete sich, doch selbst das nahm Gwendolyn nicht wahr.

„DAS DARF NICHT SEIN!", schrie sie hysterisch, ohne das Durcheinander zu beachten, das sie angerichtet hatte.

„Gwendolyn, beruhige dich!", rief Severus aus dem Chaos und versuchte mit einem Zauber, das zu begleichen, was seine Freundin angerichtet hatte.

„Mich beruhigen!?!" Es waren die erste Worte, die zu ihr durchdrangen. „Mich beruhigen?"

Ihr Herz klopfte bis zum Hals, ihre Gedanken sprudelten wild und durcheinander in ihren Kopf und Severus sagte ihr, sie solle sich beruhigen!?!

Den anfänglichen Schock hatte sie überwunden, doch jetzt kam der Ärger. Wut schäumte in ihr auf, wie vor wenigen Sekunden noch das Gemisch der vielen Flüssigkeiten auf dem Boden. Wut über sich selbst, Wut über ihre Dummheit, doch vor allem die Wut auf ihre Unvorsichtigkeit. Mit einem Schnipsen ihres Zauberstabes verschaffte Gwendolyn sich ein wenig Luft. Die Bücher und Gerätschaften auf Severus' Schreibtisch fegten im rasenden Tempo vom Tisch und unzählige Pergamentbögen stoben umher.

„DAS REICHT, GWENDOLYN!", schrie Severus nun, der gerade den ersten Tisch aufgerichtet hatte, doch in ihrem rasenden Zorn hörte sie seine Worte nicht.

Wie konnte sie nur so dumm gewesen sein? Die Angst um Sirius, der Fidelius und die Konfrontation mit ihrem Onkel hatten sie vergessen lassen. Das hätte nicht passieren dürfen, es war ihre eigene Dummheit, der sie das zu verdanken hatte, und das hatte sie nun davon.

Mit einer kleinen Geste sprengte sie einen alten Spiegel, das Glas zersprang in tausend winzige Splitter, das Gestell fiel scheppernd zu Boden und riss die Garderobe mit sich. Doch das alles gab nicht annähernd die Genugtuung, die Gwendolyn suchte. Sie war einfach so unglaublich wütend auf sich selbst, so wütend, dass sie glaubte an diesem Gefühl zu ersticken.

Verzweifelt wandte sie sich um, suchte nach etwas, an dem sie all den Zorn ablassen konnte, doch Severus kam ihr rechtzeitig in die Quere.

„Spinnst du jetzt total?" Er hatte sie an den Oberarmen gepackt und begann sie zu schütteln.

Er war darauf gefasst gegen all ihre Kraft und Wut ankämpfen zu müssen, doch Gwendolyn war just in jenem Moment erstarrt, da er sie gepackt hatte.

Ihre Augen füllten sich mit Tränen und Sekunden später sank sie auf die Knie und weinte bitterlich. Severus stand verdutzt neben ihr. Konnte weder den einen, noch den anderen Gefühlsausbruch begreifen und kniete sich schließlich vorsichtig zu ihr nieder.

Im Schatten eines großen NamensWhere stories live. Discover now