INVADO - Geist, Wille, Macht

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Ungläubig tastete Gwen ihren Unterarm ab, während sie langsam die Treppen zum siebten Stock erklomm. Madam Pomfrey hatte ihren Arm mit einem einfachen Zauber heilen können. Ein unangenehmes Empfinden blieb jedoch noch und würde erst in den kommenden Tagen verschwinden.

Aus der Ferne konnte sie bereits den Wasserspeier sehen. Sie hatte länger für den Weg vom Krankenflügel gebraucht, als es eigentlich notwendig wäre, doch die Vorahnung auf die kommende Standpauke hatte ihre Schritte gezügelt. Jetzt, da sie beinahe angekommen war, begann ihr Herz zu rasen und ihre Knie wurden weich. Gwendolyn blieb kurz stehen, um das Geschehene noch einmal Revue passieren zu lassen und sich passende Worte zurechtzulegen, als der Wasserspeier zur Seite hüpfte.

Erschrocken hielt sie den Atem an, doch es war nicht ihr Vater, der die Treppenstufen herabkam. Es waren Potter und Black und sie waren bereits wieder am Herumalbern.

Beim Anblick der lachenden Trottel wurde Gwendolyn zornig, so zornig, wie sie schon lange nicht mehr gewesen war. Beinahe hätte es sie alle das Leben gekostet und die beiden Trolle konnten wieder scherzen.

Als die Jungs Gwendolyn bemerkten, die sie mit ihrem Blick getötet hätte, sofern Blicke hätten töten können, verstummten sie. Ihr dämliches Grinsen blieb allerdings an ihren Gesichtern haften.

»Hey Gwen«, summte Sirius und klimperte provokant mit seinen Wimpern in ihre Richtung.

Gwendolyn unterdrückte das Bedürfnis, ihm am Hals zu packen, um ihn würgen zu können.

»Nicht Tatze«, wandte James ein, der so tat, als würde er seinen Freund tadeln. »Sie sieht wirklich so aus, als wäre sie etwas sauer.«

»ICH BIN VERADAMMT SAUER!«, fauchte sie die beiden Gryffindors an.

»Komm mal wieder 'runter!« Sirius machte Anstalten ihr auf die Schulter zu klopfen, besann sich aber sogleich. »Es ist doch alles glimpflich ausgegangen?«

»GLIMPFLICH NENNST DU DAS?« Sie war kurz vorm Explodieren.

So viel Dummheit konnte es auch wirklich nur in Gryffindor geben!

»Klar! Ihr beiden könnt doch froh sein, dass wir euch noch rechtzeitig gerett-«

»UNS RETTEN!?« Gwendolyn war zitternd vor Wut einen Schritt auf Potter zugegangen, der reflexartig zurückwich. Black stellte sich heldenhaft zwischen sie.

»Ich wette, euch zwei haben wir alles zu verdanken! Ich wette, einer von euch dämlichen Hornochsen hat Severus diese Nachricht geschickt!«

»Welche Nachricht?«, fragte Potter mit Unschuldsmiene, aber das verschmitzte Glänzen in Blacks Augen und das kaum sichtbare Lächeln, das sich auf seinen Lippen bildete, war genug Bestätigung für die Slytherin.

Drohend ging sie ein paar Schritte auf ihn zu, doch er wich nicht zurück, sondern grinste weiterhin so unglaublich blöde.

»Glaub mir, Black«, flüsterte sie warnend, »wenn ich beweisen könnte, dass das einer eurer üblen Scherze war, dann Gnade euch-«

»Tja«, flötete Potter und hakte sich bei seinem besten Freund ein, um ihn in einem kleinen Bogen um Gwen zu führen. »Unschuldig bis zum Beweis der Schuld. Da kann auch eine Vertrauensschülerin nicht dran rütteln.«

Gerade wollte sie sich auf ihn stürzen, ihm einfach eins auswischen – egal ob mit oder ohne Magie, als sie ihren Namen hörte. Reflexartig fuhr sie herum und erblickte Severus, der hinter dem Wasserspeier hervorkam.

»Er wartet bereits auf dich«, flüsterte er und nickte mit seinem Kopf in Richtung der Treppe.

Ihre Wut verrauchte in dem Moment, da sie sich erinnerte, warum sie in den siebten Stock gegangen war und was ihr noch bevorstand. Sie warf einen Blick über die Schulter. Potter und Black hatten ihre Chance ergriffen und sich verkrümelt.

Im Schatten eines großen NamensWhere stories live. Discover now