ZAG's und UTZ's

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Juli 1975

Die Sonnenstrahlen fluteten in die Große Halle und fielen auf Gwendolyns Pergament, auf dem die Spitze ihrer schwarzen Krähenfeder entlang hüpfte. Sie hatte den Kopf geneigt und nahm weder das Kratzen der anderen Kiele noch das gelegentliche Rascheln von Pergamentrollen wahr. Zu tief war sie mit ihrer Abschlussprüfung beschäftigt, zu konzentriert, als dass sie sich von ihren Mitschülern hätte ablenken lassen.

»Noch fünf Minuten!«, quiekte Professor Flitwick und schritt zwischen den unzähligen Reihen der ordentlich aufgestellten Einzeltische hindurch.

Gwendolyn ließ ihre Feder neben ihrem Bogen fallen und ging ein letztes Mal ihre Lösungen durch. Missbilligend sah sie aus den Augenwinkeln, wie sich Potter zu Black umdrehte und eine Geste in seine Richtung machte.

»Federn weglegen, bitte!«, quiekte Professor Flitwick erneut. »Das gilt auch für Sie, Stebbins! Bitte bleiben Sie sitzen, während ich Ihre Pergamente einsammele! Accio

Gwens Prüfungsbogen und die ihrer Mitschüler flogen von den Tischen hoch und ohne Umwege auf den kleinen Zauberkunstlehrer zu. Das Lachen einiger Schüler hallte durch den Saal, Gwendolyn hatte jedoch nur Augen für die unscheinbare Handbewegung ihres Professors gehabt. Man sah es ihrem halbblütigen Lehrer, der zweifelsohne einen Kobold in der Ahnenlinie hatte, vielleicht nicht sofort an, aber sein magisches Können war beeindruckend. Als hunderte von Pergamentbögen den kleinen Mann erreichten, und in dessen Armen landeten, riss es ihn rücklings auf den Boden. Doch Flitwick war ein beliebter Lehrer und so dauerte es keine Sekunde, bis ihm Schüler wieder auf die Beine halfen.

»Vielen Dank ... vielen Dank«, keuchte er. »Nun gut, sie dürfen jetzt alle gehen!«

Tosender Lärm erfüllte die Große Halle, als hunderte von Stühlen gerückt und mindestens genauso viele Taschen gepackt wurden. Gwendolyn sortierte ihr Tintenfass und die Krähenfeder ordentlich ein und stand dann ebenfalls vom Tisch auf. Sie sah sich nach Severus um, aber der Platz, an dem er vor einer Minute noch gesessen hatte, war schon leer. Sie wandte sich um und konnte erkennen wie ihr Freund, in seine Prüfungsfragen vertieft, mit der Masse an Schülern aus der Halle tappte.

Gwen zog verärgert die Brauen zusammen. Er hätte wenigstens auf sie warten können. Trotzig beschloss sie, zunächst ihre Schultasche in den Gemeinschaftsraum zu bringen, damit sie ihren freien Nachmittag ausgiebig genießen konnte.


Als Gwendolyn nur wenig später durch das Schlossportal schritt, fiel ihr Blick auf die sonnenbeschienenen Ländereien von Hogwarts. Die Bäume schmückten sich in einem saftigen dunkelgrün und der Große See glitzerte, als sei er ein Meer aus Abertausenden Hämatitkristallen.

Sie folgte einem der unzähligen Trampelpfade hinab zum See, an den Ort, wo sich die kleine Slytherin-Clique in diesem Sommer häufig traf und wo sie auch Severus vermutete.

Unterwegs sah sie viele Schülergrüppchen, die sich im weichen Gras niedergelassen hatten, um den herrlichen Sommertag zu genießen. Gwendolyn freute sich ebenfalls darauf, ihren Nachmittag zusammen mit ihren Freunden so ausklingen lassen zu können und vielleicht noch die ein oder andere schwierige Prüfungsaufgabe zu besprechen.

Sie hatte das Schloss inzwischen hinter sich gelassen und ging nun die letzten Meter des Hanges hinab, als sie schon aus der Ferne den unverwechselbaren roten Haarschopf erkannte. Mit einem wütenden Ausdruck im Gesicht kam Lily ihr entgegen. Gwendolyn amüsierte sich darüber und, denn was auch immer die Gryffindor in Aufruhr gebracht hatte, sie hatte es verdient. Mit hoch erhobenen Kopf und ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, wollte Gwen an ihr vorbeistolzieren. Als sie jedoch auf der gleichen Höhe waren, versperrte Lily ihr den Weg und ließ sich auch nicht von Alices Zuruf besänftigen, die ihr hinterherrannte.

Im Schatten eines großen NamensWhere stories live. Discover now