Gwendolyns Erkenntnis

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Mai 1981

Die Welt drehte sich rasend schnell um Gwendolyn. Das Gefühl, dass sie durch einen engen Schlauch gepresst wurde, ließ nach, als ihre Füße festen Halt auf dem Boden spürten. Ihre Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit um sie herum angepasst, als ein schneidender Schmerz ihr Gesicht zu spalten schien.

Gwendolyn keuchte entsetzt, taumelte von der Wucht des Schlages nach hinten. Der Zauberstab wurde ihr aus den Händen gerissen, Tränen nahmen ihr die Sicht.

Gerade als sie die Balance wieder gefunden hatte, traf sie erneut ein so zerschmetternder Schmerz an der Schulter, dass Gwendolyn in die Knie ging. Die Luft wurde aus ihren Lungen gepresst. Sie blinzelte die Tränen weg, um nach ihrem Zauberstab suchen zu können.

Sie sah ihn auf dem Boden liegen, wollte nach ihm greifen, doch ein stechender Schmerz in ihrer Seite ließ sie verzweifelt nach Luft schnappen. Ihre Rippen knackten unheilvoll; sie schrie vor Entsetzten, ohne zu verstehen, was vor sich ging, doch die Zeit zu Begreifen wurde ihr nicht gegeben. Die Hiebe hörten nicht auf, drangsalierten jeden Zentimeter ihres Körpers. Verzweifelt versuchte sie, ihren Kopf mit den Armen zu schützen, rollte sich so gut es ging ein, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Doch so schnell hörte es nicht auf.

Der Zaubererumhang war ihr über den Kopf geflogen. Einen Moment lang hielt sie den Atem an, als es aufhörte. Hoffte inständig, dass die Attacken vorbei sein würden. Jeder Atemzug bereitete ihr höllische Qualen, jedes Teil an ihrem Körper schien zu schmerzen.

Sekundenlang blieb sie reglos liegen, rechnete fest damit, weiteren Schmerz zu verspüren, doch ihre Erwartungen wurden nicht erfüllt.

Sie hörte Schritte im Gras, das Knirschen feuchter Lederschuhe direkt neben ihrem Kopf. Sie zuckte zusammen, doch es wurde nur der Zauberumhang von ihrem Kopf gerissen.

„Du wagst es, mich zu rufen? Mich?" Sie erkannte die Stimme, ohne nachdenken zu müssen.

Vorsichtig hob Gwendolyn den Kopf und sah den geschlossenen Kreis der Todesser um sie herum.

„Ein Pfiff wie bei einem räudigen Köter? Hast du nicht so gedacht?" Voldemort schritt bedrohlich nahe an ihr vorbei.

Diese Nähe war ihr mehr als unangenehm. Unter Anstrengung versuchte Gwendolyn sich aufzuraffen, doch ihr schmerzender Körper machte dies zu einer schwierigen Sache.

„Nein, Mylord!"

Die Wut, die von ihm ausging, ließ sie ängstlich zusammenzucken, auf alles gefasst - doch noch war es nicht so weit.

„Mir scheint, als hättest du vergessen, Gwendolyn, wo dein Platz ist!"

„Nein, Mylord. Wir... wir... waren auf Eure Hilfe angewiesen! Snape -"

„SCHWEIG!"

Gwendolyn zuckte zusammen, doch da sah sie ihn. Nur eine Armlänge vor ihr entfernt lag ihr Zauberstab. Ihr Zauberstab. Alles, was sie brauchte, um sich verteidigen zu können. Sie raffte alle Kraft zusammen und streckte sich nach ihm, doch Voldemort war schneller.

Crucio!"

Der Schmerz durchdrang jede einzelne Faser von ihr. Ging von den Spitzen ihrer Finger bis in die Zehen und war viel schlimmer als all der Schmerz, den sie je zuvor verspürt hatte. Ihre Lungen waren gelähmt, nicht fähig, einen einzigen Atemzug zu machen, ihr Gehirn konnte nichts mehr erfassen außer unerträglicher Qualen. Sie hörte eine Stimme schreien, die ihrer eigenen unglaublich ähnlich war, hörte sie flehen. Doch es kam keine Erlösung. Ihr ganzes Sein schrie nach dieser Erlösung, wollte, dass es aufhörte, dass es einfach vorbei war - egal wie. Und dann endlich war sie da und alles war dunkel und Gwendolyn schien in einen Schleier aus Finsternis zu fallen.

Im Schatten eines großen NamensDove le storie prendono vita. Scoprilo ora