Lucius war anders als Sirius. Er war nicht der Mann, den sie liebte. Er war der Mann, den sie nicht haben konnte, und genau das schien die ganze Sache so attraktiv zu machen. Gwen nahm einen Schluck Kaffee und seufzte gequält.

„Alles in Ordnung bei dir?" Sirius stand in der Tür, in seiner adretten Ministeriumsrobe und musterte sie besorgt.

„Klar!" Sie war aufgesprungen, um sich von ihm zu verabschieden.

Er zog sie etwas ruppig in eine Umarmung und Gwendolyn genoss für einige Sekunden dieses Gefühl und sog seinen Duft ein, bevor sie zu im aufsah. Er küsste sie zärtlich und Gwen konnte es gar nicht verhindern, die beiden zu vergleichen. Sirius war einfach anders, sie konnte es nicht bezeichnen, doch es war etwas, was Lucius fehlte.

„Ich hoffe, du schläfst noch nicht, bevor ich zurück bin!"

Sein warmer Atem an ihrem Ohr ließ sie schaudern und ihre Nackenhärchen stellten sich unweigerlich auf. „Das hoffe ich auch!", hauchte Gwen.

Sirius küsste sie zum Abschied auf die Stirn, löste sich von ihr, verschwand durch den Kamin im Wohnzimmer und ließ seine Freundin mit ihrem Gefühlschaos alleine zurück.

~ * ~

Endlich war es soweit. Gwendolyns Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie war sich nicht sicher, ob die Aufregung oder seine Anwesenheit ihr Blut zur Wallung brachte, doch machte das keinen Unterschied.

Sie hielt den Atem an, als Voldemort die Schutzzauber von der Tür des Laboratoriums nahm. Sie musste es sich gut einprägen, denn beim nächsten Mal würde sie keine Hilfe haben.

Dann endlich klickte das Schloss. Voldemorts lange, schlanke Finger drückten die messingfarbene Klinke hinab und er betrat den Raum. Gwendolyn folgte ihm ehrfürchtig und ihr Herz blieb beinahe stehen.

Dieser Raum war imposanter als Slughorns Kerker, er war interessanter als McGonagalls Klassenzimmer und er war sogar beeindruckender als Dumbledores Büro. Unzählige Gefäße, Gerätschaften, Bücher standen ringsum an den Wänden. Es gab mehrere Tische auf denen Retorten, Mörser, Aludeln und Kupellen standen.

In einer Ecke des Raumes befand sich sogar ein Athanor, was Gwendolyn unmittelbar ins Schwärmen brachte.

All diese Dinge konnte sie von nun an benutzen; all diese Gerätschaften konnte sie zum Forschen nutzen. Ihr Herz machte unweigerlich einen Hüpfer.

„Kommen wir zum Wesentlichen!" Voldemorts Stimme durchschnitt die Stille.

Es traf Gwen fast wie ein Schock, hatte sie ihn doch angesichts der Ausstattung hier beinahe vergessen.

Sie wandte sich ihm wieder zu und stellte fest, dass er sie die ganze Zeit beobachtet haben musste. Sie sah ihn an. Seine grauen Augen musterten sie aufmerksam, das rabenschwarze Haar fiel ihm ein wenig ins Gesicht, sodass dessen Spitzen die hohen Wangenknochen in seinem blassen Gesicht berührten.

„Ich würde mich der Sache selbst widmen, wenn ich genügend Zeit dafür hätte." Er durchquerte den Raum, ging schnurstracks auf eine Tür zu, die Gwendolyn in ihrer Euphorie gar nicht bemerkt hatte und stieß sie auf.

Sie folgte ihm und spähte in den dahinterliegenden Raum. Sie konnte sein Ende von ihrer Position aus nicht sehen, doch sie erkannte, dass der etwa drei Meter hohe Raum bis zur Decke mir Regalen gefüllt war.

Regalen, die über und über voll waren mit Büchern. Ihre Augen glänzten unweigerlich wie reinstes Silber. „Hier solltest du finden, was du benötigst!" Er schloss die Tür wieder und Gwendolyn stolperte einige Schritte zurück.

Sie wollte gerade nichts sehnlicher, als den Raum hinter dieser alten eichenen Tür erkunden, doch Voldemort hatte sie fixiert.

„Du kennst den Katzenjammer-Zauber?", fragte er.

Gwendolyn zog verwundert die Brauen zusammen, als sie an den Alarmzauber dachte und sagte: „Ja."

„Und du weißt, wie man ihn ausführt?", hakte er weiter nach.

„In der Theorie, ja!"

„Ausgezeichnet!" Er ging um den Tisch herum und kam ihr sehr nahe. „Ich will, Gwendolyn, das du diesen Zauber umstrukturierst."

Sie sah ihn an, ließ sich aber die Verwirrung nicht anmerken. Seine schiefergrauen Augen durchbohrten sie regelrecht, als er fortfuhr.

„Du wirst ihn so umändern, dass er nicht mehr mit einem Ort verknüpft ist, sondern mit einem Wort."

Gwendolyn war fast ein wenig enttäuscht. Sie hatte sich ein wenig mehr von ihrem ersten Auftrag erhofft. Diese Änderung war keine Herausforderung. Sie brauchte nur in einem der Bücher die richtige Silbe herauszusuchen und sie in der Zauberformel gegen die alte auszutauschen.

Voldemort hob die Hand. Er hatte gemerkt, dass ihre Aufmerksamkeit abgeschweift war.

„Das ist nicht alles, Gwendolyn!" Seine Stimme war so scharf dass die junge Hexe den Atem anhielt. „Ich möchte, dass die Person, die dieses Wort ausspricht, lokalisiert werden kann! Egal, wo sie sich befindet und egal, mit welchem Schutz sie sich umgibt!"

DAS war eine Herausforderung! Gwendolyn atmete tief ein. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sie machten sich geradezu selbständig in dem Streben, einen Weg zu finden.

Voldemort wandte sich nun um.

„Ich gebe dir vier Wochen!", sagte er.

Gwen erstarrte. In vier Wochen sollte sie fertig sein? Konnte sie das schaffen und was würde mit ihr geschehen, wenn sie versagte? Plötzlich wurde ihr ungewöhnlich flau im Magen.

„Nimm dir diesen Snape dazu, wenn du meinst ihn zu brauchen", fügte er hinzu.

Als er fast die Tür erreicht hatte, fiel Gwendolyn noch etwas Wichtiges ein.

„Mylord?"

Voldemort blieb im Türrahmen stehen und wandte sich um. Seine grauen Augen trafen ihre blauen und er sah sie hart an.

„Mit... welchem Wort, soll ich den Zauber verknüpfen?"

Etwas Unheilvolles blitze kurz in seinen Augen auf und seine Mundwinkel zuckten, bevor er antwortete: „Voldemort!"

Dann war er verschwunden und ließ Gwendolyn alleine zurück, die unwillkürlich schauderte, als ihr das Ausmaß dieses neuen Zaubers bewusst wurde.

Im Schatten eines großen NamensWhere stories live. Discover now