Gwens große Liebe

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Severus zog die Brauen zusammen und antwortete ohne den Blick zu heben: »Ich nehme an, die Mehrheit der Klasse wäre mit einem ›Erwartungen übertroffen‹ in Tränke mehr als zufrieden!«

Gwendolyn seufzte wieder.

»Ich muss besser werden«, beharrte sie.

Nun sah Severus auf und musterte seine Freundin eindringlich, doch sie erwiderte seinen Blick nicht.

»Du bist einfach zu ... zu ...«, er suchte nach den passenden Worten, »zu genau, Gwen. Es reicht nicht aus, die Rezepte auswendig zu lernen. Du musst einfach ein Gespür für die Zutaten und den Trank selbst entwickeln.«

Gwendolyns Miene verfinsterte sich missbilligend.

»Ich mache alles hargenau so, wie es hier drin beschrieben ist!« Sie trommelte wild mit den Fingern auf ihr Zaubertränke und Zauberbräue.

»Darin findest du nur Richtlinien, Gwendolyn«, versuchte Severus ungeduldig zu erklären, »und diese musst du immer den aktuellen Bedingungen anpassen!«

Gwen verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Es machte sie wütend. Sie hielt sich exakt an die Angaben ihres dämlichen Schulbuches, doch es reichte nicht aus für ein Ohnegleichen. Sie konnte einfach nicht verstehen, dass es nicht genügte sich an die Lektüre zu halten. Bücher logen nicht! Zischend verfluchte Gwendolyn Arsenius Bunsen, den Autor ihres Lehrbuches.

Severus verstand inzwischen ihre nonverbalen Signale, lächelte amüsiert und sagte: »Wenn hier steht ›den Saft einer Schlafbohne‹, dann musst du die Reaktion deines Trankes beim Eingeben genau beobachten. Eine frische Schlafbohne hat nämlich sehr viel mehr Saft, als eine, die schon seit drei Monaten in deinem Voratsschrank vor sich hin trocknet.«

»Dann könnte man auch schreiben ›einen Teelöffel des Saftes‹«, meckerte Gwendolyn uneinsichtig.

Severus zog zischend die Luft ein.

»Könnte man nicht«, hielt er dagegen, »eine vertrocknete Schlafbohne hat nämlich viel konzentriertere Wirkstoffe, als eine frische, die im vollen Saft steht.«

Grummelnd rollte Gwendolyn mit den Augen. Vor Beginn des Schuljahres hatte ihr Vater zu ihr gesagt, Alte Runen und Arithmantik wären bedeutend anspruchsvoller, als Zaubertränke. Doch die Zahlen- und Runentabellen zu lernen und anzuwenden fiel ihr um einiges leichter.

»Hier«, Severus reichte ihr ihre Pergamentbögen, »du hast kaum einen Fehler in deinem Aufsatz. Aber wenn du in der Praxis bist, dann darfst du dich nicht so an diesen Einheiten festbeißen! Sieh das einfach mal ein bisschen lockerer.«

Die Slytherin sah ihren Freund an, als hätte dieser sie gerade aufgefordert, mit James Potter einen Walzer zu tanzen.

»Guck nicht so vorwurfsvoll! Du musst dich einfach ein Stück von dem Buch lösen, wenn du ein Ohnegleichen erreichen willst.«

Gwen wusste, dass Severus im Recht war. Er war in den meisten Fächern nur ein ›guter‹ Schüler, doch in Zaubertränke machte ihm kein anderer aus ihrem Jahrgang etwas vor.

»So ein Hippogreifenmist!«, fluchte Gwendolyn erneut und Severus packte lächelnd seine Unterlagen ein.

»Apropos Hippogreif« Es war Elizabeth, die sich zu ihren beiden Kameraden an den Tisch gesellte. »Gerade haben wir mit dem Thema angefangen.«

Ihre Zimmergenossin hatte ein unbedarftes und frohmütiges Wesen und sie strahlte lebensfroh und strich sich eine ihrer goldenen Locken aus dem Gesicht, als sie hinzufügte: »Ich kann ja immer noch nicht verstehen, Gwen, dass du lieber Arithmantik gewählt hast. Ich hab hier die Unterlagen.« Sie zog einen Stapel Pergamente und ihr Fachbuch aus der Tasche und reichte sie Gwendolyn. »Aber ich bräuchte sie morgen wieder, wegen der Hausaufgaben.«

Im Schatten eines großen NamensWhere stories live. Discover now