~𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟖𝟒~

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MARIAM

Adriano hat mich in den Blüten-Club-Raum bestellt, da es eine wichtige Sitzung mit den Ratsmitgliedern geben soll. Mehr details habe ich nicht bekommen. Da noch keiner hier war, nahm ich bereits Platz und wartete geduldig, während ich in Gedanken vertieft war. Es fühlte sich auf eine Art und Weise surreal an. Schon am Anfang bin ich sofort das Haustier eines Schülerratsmitgliedes geworden und bin irgendwann sogar so sehr gesunken, dass ich das Haustier vom Schülerratspräsidenten wurde. Und nun? Nun war ich Königin des Blüten-Clubs und werde bald zur rechten Hand des Schülerratspräsidenten.

Es sind nur wenige Monte vergangen, aber es fühlten sich an wie Jahre. Als wäre ich hier geboren und aufgewachsen. So vertraut war mir diese Stadt mittlerweile. Seitdem wir nach Frankfurt gezogen sind, hat sich mein Leben um 180° gewendet. Das lag nicht nur an der Rang-Ordnung, die es nur hier in dieser verrückten Stadt gab. Auch ich habe mich verändert. Mein altes Ich hätte sich niemals in jemanden verliebt, der mich anfangs gedemütigt hat und Spaß daran hatte, mich zu provozieren. Abgesehen davon, habe ich früher keinen Gedanken an das Wort Liebe verschwendet, da es ein vollkommenes Tabu in meiner Familie war. Ich hatte nicht einmal Kontakt zu dem männlichen Geschlecht. Aber mich hatte es nie gestört, denn ich verstand mich mit den meisten sowieso nicht.

Aber jetzt hatte ich einen Freund - sowas habe ich mir früher nicht mal zu träumen gewagt. Und bis auf, dass meine Eltern nichts Gutes von unserer Beziehung hielten, aufgrundunserer Vergangenheit, machte es ihnen nichts aus, dass ich meine Jugend genoß. Ich wusste nicht, woher der plötzliche Sinneswandel kam, aber ich konnte es mir denken. Schließlich hat sich ihr Leben auch verändert und somit auch ihre Einstellung. Dazu konnte ich mir gut vorstellen, dass Tiago und Lucía meinen Eltern so einiges einredeten.

Naja, mein Bruder war die einzige Ausnahme. Ihm störte alles, was ich tat. Dass ich mich freizügig anzog, mich mit Jungs traf, beziehungsweise mit welchen Kontakt hatte. Besonders schwieriges Thema ist Adriano, den ich immer noch vor ihm verheimliche. Als er erfahren hat, dass ich so etwas wie einen Club für Minderjährige führte, ist er vollkommen ausgeflippt. Seitdem erzähle ich ihm nicht mehr so viel, damit er alles Stück für Stück verarbeiten konnte.

Ich wollte nicht wissen, was er tun würde, wenn er erfährt, dass ich mittlerweile nur noch Freunde vom anderen Geschlecht hatte - bis auf Mira, sie zählte eher zur meiner Familie. Amir wollte einfach nicht verstehen, dass es für mich erträglicher war, nur männliche Freunde zu haben, als mich mit irgendwelchen Zicken anzufreunden. Ich zeigte es nicht oft, aber Danial und Moha sind mir schon lange ans Herz gewachsen. Wenn ich jetzt an all die schönen Momente zurückdenke, bin ich froh, dass wir hierhergezogen sind.

Wer hätte gedacht, dass ich das mal sagen würde?

Ich nahm ein lautes Poltern wahr, bevor die Tür schwungvoll aufging und mit einem lauten Knall gegen die Wand schlug. Ich zuckte erschrocken zusammen und erkannte Adriano, der ziemlich gestresst wirkte. Neben ihm lief Stella her, die etwas eingeschüchtert zu sein schien. "Merda!", schrie er plötzlich und schleuderte einen Stuhl mit aller Kraft gegen die Wand, so dass er sofort in tausend Einzelteile zersprang. Vor Schock wäre mir mein Herz beinahe raus gesprungen. Ich hielt unbewusst meinen Atem an, als seine Augen mich fixierten und nicht zuließen, dass ich den Blick abwendete.

Ich fragte mich, was ihn so wütend gemacht hatte.

"Es stimmt also wirklich. Er hat es geschafft. Dieser Bastardo hat jeden Ratsmitglied auf seine Seite geholt!" Seine Stimme klang so dunkel und aggressiv, dass sie mit der eines Mörders vergleichbar war. Mein Herz setzte für paar Sätze aus, als er mehrere Schritte auf mich zu machte. Auch wenn ich wusste, dass er nicht auf mich wütend war, fühlte es sich dennoch so an. Meine Augen glitten hilfesuchend zu Stella, die ihre Lippen aufeinander presste und weg sah. Die Stille in diesem Raum war so scharf, dass ich mich daran schneiden konnte. Ich traute mich nicht, ihm in die Augen zusehen und verharrte deshalb bei Stella.

𝐓𝐡𝐞 𝐛𝐞𝐠𝐢𝐧𝐧𝐢𝐧𝐠 𝐨𝐟 𝐚 𝐧𝐞𝐰 𝐬𝐭𝐨𝐫𝐲 Where stories live. Discover now