~𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟕𝟎~

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MIRA

Es war still. Am ganzen Tisch. Nicht mal die Lehrerin sagte etwas dazu, obwohl sie das ganze Szenario mitverfolgt hatte. Ich dachte mir würde mein Herz in die Hose rutschen, als sich Enes plötzlich von seinem Platz erhob und somit bedrohlicher und einschüchternder wirkte.

Seine Augen waren von einem grün, das so intensiv war, dass es fast giftig wirkte, wie das bösartige Funkeln in den Augen einer hungrigen Schlange. In dem Fall war ich wohl seine Beute. Fuck. Was hatte ich nur getan? Ich hatte vergessen, mit wem ich es zutun hatte. Nicht nur mit einem Schülerratsmitglied, sondern auch mit dem König des Spielfelds.

Er packte mich unsanft am Kinn und spreizte seine Finger um meinen Hals. Er war mir plötzlich so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Wange spüren konnte. Auch wenn ich es mir anmerken ließ, hatte ich scheisse Angst vor ihm. Mit seiner anderen Hand wanderte er zu meinem Haar, ehe er an diesen zog und meinen Kopf in den Nacken legte. "Du kannst dir nicht im geringsten vorstellen, mit wem du dich angelegt hast. Wenn ich wollen würde, könnte ich dein Leben innerhalb einer Sekunde zerstören. Soll ich es dir beweisen?"

Ich muss schlucken. "Nein.", sagte ich, denn ich glaubte es ihm auch so. Seine giftgrünen Augen funkelten immer noch vor Zorn. "Du besitzt also doch noch sowas wie einen gesunden Menschenverstand. Gut. Und jetzt bitte mich um Verzeihung."

Einen Moment lang glaubte ich mich verhört zu haben. Doch sein arrogantes Grinsen sagte mir etwas anderes. Ich weiche einen Schritt zurück und versuche, mich mit einem Ruck zu befreien. Doch er hielt mich standhaft an meinen Haaren fest und blickte mit diesem hungrigem Blick auf mich herab. Dann öffnet er plötzlich die Hand und ließ mich los, weshalb ich taumelnd mehrere Schritte zurück machte, ehe ich unsanft auf den harten Boden aufkam.

"Geh auf die Knie.", befiehl mir Enes mit einem unerträglichen überheblichen Gesichtsausdruck. Seine Wut hatte sich eindeutige zu Schadenfreude verwandelt. "Du sollst betteln, habe ich gesagt." Nicht nur meine Klasse verfolgte das ganze Szenario mit, sondern auch die anderen Gäste wurden bereits auf uns aufmerksam. Ich war nicht taub. Ich hörte, wie sie miteinander über mich tuschelten und hofften, dass Enes mich vor allen in diesem Restaurant demütigen würde.

"Betteln?", wiederhole ich ihn hauchend. Mein Verstand war wie benebelt. Übertrieb er es nicht ein wenig? "Sei dankbar, dass du eine Chance kriegst, es wieder gut zu machen. Los. Fleh mich vor aller Augen um Gnade, sonst werde ich dir jede einzelne Sekunde deines Lebens zur Hölle machen."

Ich erinnerte mich an Mariam. An ihre Worte. Wovor sie mich gewarnt hat. "Halte dich von ihnen fern. Vertrau mir und leg dich nicht mit dem Schülerrat an. Sie versuchen dich auf eine Art und Weise zu zerstören, die du dir nicht vorstellen kannst." Damals konnte ich nicht glauben, was sie da sagte. Es klang absurd. Ich hatte mich gefragt, was aus der alten Mariam geworden war, die sich vor nichts und niemandem gefürchtet hat und sich nie etwas sagen ließ, doch jetzt verstand ich es.

"Sie versuchen dich auf eine Art und Weise zu zerstören, die du dir nicht vorstellen kannst." Beschämung. Demütigung. Erniedrigung. Bloßstellung. Machtlosigkeit. Psychisch. Sie zerstörten dich von innen. Da half auch keine noch so gute Karate Erfahrung.

Ich hatte schon einmal den Fehler begannen und nicht auf Mariam gehört. Damit habe ich uns nur weiter in die Scheisse getrieben, anstatt uns da rauszuholen. Mariam musste wegen meines Fehlers, so viel durchmachen. Meinetwegen hat sie genug gelitten. Ich konnte uns jetzt nicht noch einen Feind machen.

𝐓𝐡𝐞 𝐛𝐞𝐠𝐢𝐧𝐧𝐢𝐧𝐠 𝐨𝐟 𝐚 𝐧𝐞𝐰 𝐬𝐭𝐨𝐫𝐲 Where stories live. Discover now