46 - Feier

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Die Feier steht bevor. Mir geht's beschissen. Ich habe keinen Bock auf diese Scheiße. Ich habe keinen Bock, den Erfolg jener Menschen zu feiern, die ich am meisten von allen verabscheue. Ich beschließe, den Schweiß des Zornes von meinem Körper zu waschen und gehe unter die Dusche. Normalerweise beruhigt mich das Rauschen des Wassers. Heute nicht. Ich fühle mich so unendlich schwach. Und hoffnungslos. Ich setze mich auf den Boden der Dusche und lege meinen Kopf auf meine Knie. Draußen ist es schon dunkler geworden. Wenn ich Glück habe, vergessen sie einfach, dass ich auftauchen soll. Dann kann ich die Nacht unter dem Wasserstrahl verbringen. Vielleicht ertrinke ich. Besser als Stromschlag.

Ich denke noch ein bisschen darüber nach und plötzlich unterbricht ein Geräusch meine innere Ruhe. Ein Geräusch aus meinem neuen Zimmer. Hat sich die Tür geöffnet? Irgendjemand ist reingekommen. Ich höre, wie sich die Tür wieder schließt. Ist die Person wieder rausgegangen?! Ich glaube schon ... Einen langen Seufzer später drehe ich den Strahl ab und steige fluchend aus der Dusche. Ach, reg dich nicht so auf, Ally! Sie haben nach dir geschaut, dich nicht vorgefunden und lassen es nun einfach sein. Die Sache ist doch albern.

Als ich die Tür zu meinem Zimmer öffne, stelle ich erleichtert fest, dass niemand hier ist. Leider muss ich gleich darauf feststellen, dass etwas auf dem Bett liegt. Leck mich doch am Arsch. Ein rotes Kleid, Make Up und High Heels. Mit einem ungläubigen Schnauben nehme ich den Lippenstift in die Hand. Betrachte das Objekt, als sei es Alientechnologie, und lasse es wieder aufs Bett fallen. Okay ... sehr witzig. Aber auch irgendwie verstörend. Ich schüttle mit dem Kopf und drehe mich zu ... Fuck. Der mysteriöse Lieferant hat all meine scheiß Klamotten mitgehen lassen ...

"Verfickte Scheiße. So ein scheiß verschissener Wichser." Fluchen fühlt sich gut an. Die Erkenntnis, dass ich nicht im Handtuch bekleidet nach draußen gehen will, hingegen nicht. "Ach, töte mich doch einfach." Fuck, das ist so demütigend. Ich streife das Kleid über und ignoriere den Rest.

Nach wenigen Minuten geht die Tür wieder auf. Clark starrt mich gereizt an. Oh, wie rührend. Wir sind seelisch miteinander verbunden. Im Geiste teilen wir die gleichen Werte. Wir beide hassen die Tatsache, dass ich mitkommen muss.

Genervt deutet er auf das Zeug, das auf dem Bett liegt. "Das ist keine Deko. Das liegt dort, um benutzt zu werden."

Ich dränge mich an ihm vorbei durch die Tür. "Jaja." Mit anderen Worten: Leck mich.

Er schließt die Tür mit einem lauten Knall und seufzt genervt.

"Ja, du mich auch.", murmle ich leise und weiß nicht genau, ob er mich gehört hat. Okay, bringen wir es einfach hinter uns. Ich laufe voraus. Immer in die Richtung, aus der die Musik kommt. Je eher ich da bin, desto eher kann ich auch wieder gehen. Und geschleift oder getragen will ich ganz bestimmt nicht werden. Meine nackten Füße platschen auf den kalten Fließen Richtung Terrasse.

Draußen erwartet mich der Sonnenuntergang. Und ein Haufen Scheißgesichter. Ein paar bewegen sich drüben auf den Pflastersteinen zu den rhythmischen Klängen eines spanischen Songs. Ein paar bedienen sich an der Bar. Als ich Reyes sehe, spannt sich mein ganzer Körper unweigerlich an. Er steht nicht weit von mir und hebt sein Glas zur Begrüßung. Gerade wende ich meinen Blick von ihm ab und will mich irgendwo hinsetzen, als Sofia in mich hineinstolpert.

"Oh, hi, Coleman!", lacht sie. Ihre angetrunkene Glückseligkeit hätte ich gerne.

"Hi.", erwidere ich unenthusiastisch.

"Oh mein Gott, den Margarita musst du mal probieren! Glaub mir, du hast es nötig, du siehst viel zu steif aus. Echt scheiße die Sache mit äh ... der Unfreiwilligkeit. Aber naja, immerhin darfst du die Party genießen." Sie zwinkert mir zu und bewegt sich zum Takt der Musik.

Deadly People  ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt