KAPITEL 55

306 19 4
                                    

Im selben Moment

Der Beamte wollte mich mit sich ziehen, doch ich fing an mich zu wehren und versuchte mich aus seinem starkem Griff zu befreien. Doch schlagartig legte sich eine seiner kühlen Hände in meinen Nacken und packte fest zu woraufhin ich mich schmerzerfüllt nach unten verkrampfte. In der Hoffnung er würde mich deshalb wieder los lassen. Ich presste meine Augen vor schmerzen zusammen und folgte ihm daraufhin brav, wo auch immer er mich hinbrachte, da ich mich wegen der Schmerzen noch immer gebückt hielt. Der Polizist schmiss mich plötzlich schon regelrecht auf einen der Holzhocker in der Mitte des Zentrums.

"Einen habe ich", hörte ich den Polizisten vor mir zu seinen anderen Kollegen sagen, nachdem er mich endlich wieder los gelassen hatte. Arschloch.
Der Mann entfernte sich schließlich wieder von mir und verschwand daraufhin hinter mir, ich machte mir erst gar nicht die Mühe überhaupt zu schauen wohin er ging.

"Sag mal, wie viele waren noch mit dir hier?", fragte mich ein anderer Beamter, der gerade neben mir zum stehen kam. Erschrocken zuckte ich zusammen, da ich ihn nicht gesehen oder gehört hatte. Wie als wäre ich ein kleines Kind redete er auf mich ein und kniete sich vor mich hin um mir ins Gesicht schauen zu können, da ich starr auf den Boden schaute.

Ich antworte ihm nicht und blieb deshalb stumm sitzen, was erwartete er denn auch anderes.

"Wenn du es mir sagst, werde ich dir versprechen, dass deine Strafen milder werden", fing er an mich zu bestechen und gleichzeitig auch an zu lügen. Wer's glaubt.
Ich war inzwischen nämlich kein kleines Kind mehr welches keine Ahnung von den Gesetzen hatte.

"Also sag schon, wie viele waren noch hier?", wiederholte der Mann seine Frage behutsam und hoffte nun wegen seines Vorschlages, dass ich mit der Sprache raus rücken würde.

"Ich hatte noch einen Elefanten dabei", antwortete ich ihm daraufhin grinsend, was er aber nicht sehen konnte, da keiner der Polizisten auf die Idee gekommen war mir eventuell meine Maske oder Kapuze vom Kopf zunehmen. Glücklicherweise.

Kollegen verraten sich nicht, hatte er davon schon mal gehört? Scheinbar nicht.

Er verdrehte auf meine Aussage hin genervt seine Augen und schlug mir auf die Oberschenkel um sich besser hoch zu hieven. Doch als ich seine Hände auf meinen nackten Knien wegen meiner kurzen Hose spüren konnte fing ich panisch an mit meinen Beinen zu strampeln, weil er seine verdammten Griffel von mir nehmen sollte. Der Mann lachte mich noch kurz aus, bevor er wieder zu seinen anderen Kollegen hinüber ging, die übrigens etwas weiter weg standen und unterhielt sich weiterhin mit ihnen. Anstatt nach meinen Freunden zu suchen, also nicht dass ich das wollte, aber war das nicht ihre Aufgabe?

Ich währenddessen rüttelte mit meinen Händen umher, was meine Mission dabei war, war mir selber nicht wirklich klar. Denn auch wenn ich rüttle und schüttle, werde ich diese scheiß Handschellen auch nicht los.

Wenn ich ein normaler Mensch wäre würde ich jetzt höchstwahrscheinlich Emotional werden und in Tränen ausbrechen, aber wie ich schon lange festgestellt hatte war ich das eben nicht. Denn als ich sah, dass keiner der Männer ein Auge auf mich zu haben schien. Kam mir plötzlich der Gedanke einfach weg zulaufen und mich wieder zu verstecken. Doch wenn sie mich dann wieder erwischen würden, könnte das sehr, sehr böse ausgehen, doch was soll den jetzt noch schlimmeres passieren? Sie hatten mich ja immerhin schon gefasst.

Ich blickte mich langsam um, um zu schauen wo ich hin könnte um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Hier unten wäre es eine furchtbare Idee mich zu verstecken und dann erblickte ich direkt neben mir die Treppe. Das wäre eine optionale Möglichkeit, doch ich müsste erst einmal um sie herum kommen bevor ich die Stufen erreichen würde und mit den Händen auf dem Rücken rennen war wahrscheinlich auch nicht sehr angenehm. Und dazu der Fakt, dass mir mein Rucksack, mit mehreren hunderte von Euros beladen, immer noch auf dem Rücken saß schien die Polizei auch nicht zu stören.

Ich sah noch einmal kurz zu den dunkel gekleideten Beamten hinüber, bevor ich einmal tief ein und aus atmete und auf sprang und einfach los rannte. Jetzt oder nie.

Wieder einmal ignorierte ich das Gefühl meines schmerzendes Beines, ich traute mich nicht einmal mich nach hinten um zu drehen, wegen der Angst sie hätten gesehen, dass ich weggelaufen war. Doch ich hörte keine Geräusch das sich regte oder bewegte, weshalb sie es scheinbar nicht gemerkt hatten.
Was für verdammte Flachpfeifen.

Keine Sekunde später stand ich vor den Treppen und atmete noch einmal durch. Es war schön dich siebzehn Jahre lang gehabt zuhaben Bein und nach dem zweiten Mal zögern sprintete ich die vielen Treppen nach oben in den ersten Stock und es fühlte sich wirklich so an als wäre die Naht an meinem Bein wieder aufgegangen.

Als ich nach wenigen Sekunden oben angekommen war beugte ich meinen Oberkörper etwas nach unten, da sie mich sonst durch die Absperrung die aus Glas waren hinunter zum Erdgeschoss gesehen hätten.
Mit den Händen auf dem Rücken zu laufen, war wirklich so schwer wie ich es mir vorgestellt hatte.

Schlagartig fing einer der Wachhunde unten an zu bellen und ich fing gebückt wieder an zu laufen um nach einem geeignetem Versteck zu suchen. Viele geöffnete Tore erstreckten sich vor mir, weshalb ich zu einem der mittleren hinüber lief und um dort nach einem Unterschlupf zu suchen. Somit schlüpfte ich unter dem Gitter hindurch und krabbelte in das hinterste Eck des Ladens. Versteckt neben einem der Regale, hinter Bergen weiße von Klamotten.

Stockend atmete ich mehrmals tief durch, weil ich wegen meines hohen Angstpegels fast die gesamte Zeit unbewusst meine Luft angehalten hatte. Als ich meine Umgebung anschließend wieder richtig wahr genommen hatte, spürte ich plötzlich etwas sehr nasses und unangenehmes an meinem rechten Bein. Ich blickte geschockt dort hin und sah, dass meine Verletzung tatsächlich wegen des Laufens wieder aufgegangen war. Verdammte scheiße!

Das Blut färbte meine Socken und ebenso den Boden wieder einmal in tief roter Farbe, na toll das nächste Paar, das ich in die Tonne hauen kann. Jetzt wo Clay wusste das er mir das angetan hatte, schuldete er mir echt neue Socken.

Abrupt schlichen sich Karls Worte von vorhin wieder in meine Gedanken.
Wenn dir etwas passieren sollte, ruf ihn an. Er wird dir helfen.
Verdammt ich kam noch immer nicht drauf, wenn zum Teufel er mit ihn meinte.

Ich ließ meinen Kopf seufzend gegen die Wand hinter mir fallen, der durch meine Kapuze etwas abgefangen wurde. Warum musste denn ausgerechnet heute alles schief laufen? Eigentlich fing erst wirklich alles an schief zu laufen, nachdem ich Clay kennengelernt hatte.

Warte mal ... Clay! Er meinte Clay.

——

Clay... :))

Kiss me once Onde histórias criam vida. Descubra agora