Neunundvierzig

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Tag: 1571; Stunde: 14

Hermine steht mitten in der Lobby des Ministeriums in einem Wirbel von Menschen. Es gibt Geschrei, Jubel, Gelächter und Leute, die sich beeilen, um früher Feierabend zu machen. Die Feierlichkeiten haben begonnen, und ein Junge verteilt kostenlose Exemplare des Propheten, auf dem in fetten Lettern das Ende des Krieges verkündet wird. Der Minister steht grinsend auf der Vorderseite und winkt den jubelnden Menschen zu.

Aber Hermine sieht auch die beiden Männer, die mit finsterer Miene an der Wand stehen. Sie sieht, wie die Frau ihren Zauberstab zieht, und spannt sich an, nur um zu sehen, wie sie ihn ihrer Freundin zeigt. Sie sieht, wie der Reporter auf eine Gruppe von Auroren zuläuft, und wartet auf die Verteidigungszauber. Sie hört Schreie und muss sich zurückhalten, um nicht nach ihrem Zauberstab zu greifen. Sie sieht ein kleines Mädchen weinen und erwartet eines orangefarbenen Band zu sehen, als sie in Sicherheit gebracht wird, aber es ist nur ihre Mutter.

„Es fühlt sich nicht so an, als wäre es vorbei, oder?"

Sie blickt zu Dean hinüber, zu der Augenklappe, die sein linkes Auge bedeckt, und schüttelt den Kopf. „Nein."

„Aber es ist vorbei. Sie hätten nicht gesagt, dass es so ist, wenn es nicht so wäre. Du kennst Lupins Paranoia. Wenn er es auch nur für möglich gehalten hätte, hätte er es uns nie gesagt. Diesmal haben wir sie erwischt. Wir haben gewonnen." Er klingt, als wolle er sich selbst mehr überzeugen als sie. „Hast du es schon begriffen?"

Wir haben gewonnen. Gewonnen. Gewonnen? Weil es vorbei ist. Weil sie noch am Leben sind. „Nein."

Dean schiebt eine Hand in seine Tasche. Die linke, damit er mit der rechten nach seinem Zauberstab greifen kann, wenn es sein muss. Und nur, wenn er unbedingt muss, denn er ist dabei gewesen, als sie einen falschen Ron gerettet haben und für nach dem Krieg suspendiert worden sind. Als Seamus für sie gestorben ist, als Seamus und Justin beide bei einer Mission gestorben sind, die umsonst gewesen ist. Als sie geholfen haben, einen Todesser in den Orden zu bringen und alles sabotiert haben.

Aber sie haben trotzdem gewonnen. Oder? Gewonnen. Gewonnen. Das Wort klingt und fühlt sich fremd an. Macht es sie zu einer Gewinnerin? Vorbei. Es ist vorbei.

Sie hält die Bücher und Broschüren näher an ihre Brust, Leben als Überlebender lugt über Warum wir keine Angst haben sollten Hilfe zu suchen hervor. In dem Stapel ist auch eine Liste mit Beerdigungsdiensten und Kontaktinformationen für Übergangspsychiater im St. Mungos. Die Wärme von McGonagalls Umarmung ist aus Hermines Haut gewichen, und sie sagt sich wieder – es ist vorbei.

„Es braucht Zeit."

„Immer."

Tag: 1571; Stunde: 16

Sie ist zurück in dem weißen Haus, eines der wenigen, das noch steht. Lupin hat erwähnt sie über das Flohnetzwerk zum Fuchsbauch zu bringen, und als Hermine geschwiegen hat, hat er ihr einen Portschlüssel und einen prüfenden Blick gegeben, der zwischen ihren Augen hin und her gehuscht ist, als sie seinem Blick ausgewichen ist. Er hat ihr einen weiteren Portschlüssel zum Ministerium gegeben, für den Fall, dass sie sich entscheidet, bereit zu sein. Sie braucht nur ein wenig Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen. Um zu versuchen, den Schock loszuwerden, der ihr den Kopf benebelt.

Morgen muss sie auf Mollys Drängen hin zu einem verspäteten Geburtstag in den Fuchsbau gehen. In zwei Tagen wird sie den Fuchsbau verlassen und nach Hause gehen. Lupin hat ihr gesagt, dass ihre Eltern dann zurückgebracht werden, und sie weiß gar nicht, was sie mit sich anfangen soll bei dem Gedanken, sie endlich zu sehen, sie zu umarmen, sie als echte Personen vor sich zu haben. Sobald sie in der Lage ist, ihre Augen von ihnen abzuwenden, wird sie in die Bibliothek gehen und so viele Bücher wie möglich über den Verstand, Kriegsgefangene und Heilungsmöglichkeiten besorgen. Es ist ihr egal, wie lange es dauert – sie wird Ron retten, auch wenn sie es vorher nicht geschafft hat. Es ist ihr egal, ob sie in den nächsten zwanzig Jahren jeden Tag dafür forschen und kämpfen muss. Sie wird ihre besten Freunde nicht verlieren. Sie sind direkt vor ihrer Nase, und niemand kann sie ihr wieder wegnehmen.

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